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Susanne Peters-Lange: Herausforderungen als Chance begreifen
Es ist Mittwochmorgen, 10.30 Uhr. Studierende schlendern zu den Hörsälen, für die meisten ist es die letzte Vorlesung vor dem langen Wochenende. Der Fachbereich hat die Veranstaltungen vorverlegt, damit alle früher nach Hause zu ihren Familien fahren können. Denn wer am Campus Hennef studiert, wohnt auch dort. Gemeinsam mit der Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bietet die H-BRS seit 2003 den Studiengang „Sozialversicherung, Schwerpunkt Unfallversicherung“ an, der seine Absolventinnen und Absolventen für gehobene Tätigkeiten bei einem Sozialversicherungsträger qualifiziert. Von Anfang an dabei: Susanne Peters-Lange.
Der Job an der H-BRS: eine glückliche Fügung
Eine glückliche Fügung sei es gewesen, dass sie damals zur Hochschule kam, erinnert sich die Professorin: „Wir waren ein junges Team mit viel Elan. Eine Professur an einem ganz neu gegründeten Fachbereich: Das heißt, wir konnten damals alles mitgestalten und uns einbringen. Da wir alle aus verschiedenen Disziplinen kamen, war es natürlich auch herausfordernd, etwa bei der Frage, auf welche Zitierweise wir uns festlegen. Aber für unser Miteinander war das nie ein Problem.“
Der Start an der H-BRS markierte eine Zäsur im Leben der Juristin, die sich zuvor desillusioniert von ihrem einstigen Traumjob abgewendet hatte: „Ich wollte schon in der Schule Richterin werden. Das hat vielleicht damit zu tun gehabt, dass ich als mittlere von drei Geschwistern schon als Kind häufig die Vermittlerrolle eingenommen habe. Damals dachte ich, das ist ein schöner Beruf, Streits zu schlichten. Diese Illusion wurde mir dann im Job schnell genommen“, erinnert sich Peters-Lange.
Am Amtsgericht Bergheim arbeitete sie als junge Richterin jede Woche 70 Stunden. Zu Hause murmelte sie noch im Schlaf Details ihrer Fälle vor sich hin. Der Austausch mit frustrierten Kollegen, die seit vielen Jahren im Beruf waren, bewog sie schließlich, in die Wissenschaft zu wechseln, wo sie die Liebe zu ihrem Fach wiederentdeckte. Darüber hinaus war es an der Hochschule möglich, Familie und Beruf zu vereinbaren, was als Richterin unvorstellbar schien.
Um die Studierenden für die spannenden Aspekte der juristischen Arbeit zu begeistern, sei es wichtig, praxisnah zu lehren, sagt sie. Daher geht es an diesem Mittwochmorgen in der Vorlesung „Unternehmensbetreuung“ um die Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof. Peters-Lange hat dazu einen aktuellen Presseartikel mitgebracht. Gemeinsam mit ihrem Kurs bespricht sie auf dessen Grundlage Begriffe wie „Masseunzulänglichkeit“, „ungesicherte Gläubiger“ und „Insolvenzplan“.
So selbstverständlich wie heute sei die Lehre für sie in der Anfangszeit nicht gewesen, erinnert sich Susanne Peters-Lange. Neben der Angst, nicht genügend vorbereitet zu sein, war auch der Umstieg auf das digitale Arbeiten herausfordernd. Ihre Examens-Hausarbeit hatte sie noch auf der Schreibmaschine verfasst, in den 2000er Jahren verlagerte sich die Arbeit auf den Computer, in den Vorlesungen wurde Power Point zum Standard.
Keine Angst vor Neuem
Doch ob es um Technik, Karriere oder ein Amt geht: Peters-Lange schreckt vor Unbekanntem nicht zurück und begreift Herausforderungen als Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. 2017 wurde sie folgerichtig Dekanin des Fachbereichs. „Etwas Neues“ sei das gewesen und eine Abwechslung zum Lehrbetrieb, sagt sie. Als Leiterin des Fachbereichs kümmerte sie sich nun sieben Jahre lang um die Belange von Beschäftigten und Studierenden und entwickelte die Lehre weiter. Nun, zum Ende der zweiten Amtszeit, stellt sie sich nicht erneut zur Wahl. Zwar sei es, wie in ihrer Anfangszeit an der Hochschule, schön gewesen, zu gestalten und in den Austausch mit vielen unterschiedlichen Personen zu kommen. Die Sorge um Beschäftigte und deren befristete Verträge sei jedoch zunehmend zur Belastung geworden: „In den letzten Jahren vor meiner Pensionierung möchte ich mich nochmal unbelastet von administrativen Aufgaben der Lehre widmen“, sagt Peters-Lange, die sich gleichzeitig auch nach 17 Jahren aus dem Senat der Hochschule verabschiedet.
Vor allem die Arbeit mit den Studierenden empfindet sie als Privileg ihres Jobs: „Durch meine Erfahrung kann ich es heute viel mehr genießen, zu unterrichten. Ich habe immer mit jungen Leuten zu tun, die man auf dem Weg ins Berufsleben unterstützen kann. Das ist eine schöne Aufgabe“, sagt die Hochschullehrerin. Kürzlich habe sie eine Exkursion zum Amtsgericht Köln angeboten, zu der 20 Studierende gekommen seien: „Der Termin war morgens um acht, es hat in Strömen geregnet, und trotzdem waren alle da. Das fand ich faszinierend!“, sagt Peters-Lange.
Neben der Lehre möchte die scheidende Dekanin sich nun wieder vermehrt der Wissenschaft widmen. Als Autorin kommentiert sie regelmäßig Paragrafen des Sozialgesetzbuches und deren Auslegung durch die Gerichte sowie Fachliteratur. Auch privat versteht die Wissenschaftlerin es, neue Herausforderungen anzunehmen und sich gleichzeitig fit zu halten: Zusätzlich zum Kraft- und Lauftraining hat sie im vergangenen Jahr ein neues Hobby entdeckt: das Rennradfahren. Im Herbst startet sie bei der Eroica, einem Radrennen für historische Fahrräder. „Das Leben soll eben nicht langweilig werden“, sagt Peters-Lange.
Text: Pascal Schröder
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