Eva Besgen: Botschafterin des Lebenslangen Lernens

Sankt Augustin statt Costa Brava. Eigentlich wollte die studierte Bibliothekarin Eva Besgen schon im Urlaub an der spanischen Mittelmeerküste sein. Für ihr Vorstellungsgespräch an der Hochschule blieb sie noch einen Tag länger in Deutschland. Grund dafür war eine besondere Stellenausschreibung, an die sich die Bibliothekarin noch heute gerne zurückerinnert: „Ich habe damals noch in Köln-Sülz gewohnt und kannte die Hochschule gar nicht. An der Ausschreibung konnte man aber erkennen, dass die Bibliothek einen großen Wert darauflegt, sich mit den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Kunden auseinanderzusetzen. Das war und ist etwas sehr Besonderes“, sagt Besgen.

Nachdem sie auf der französischen Autobahn ihre Zusage erhalten hatte, kündigte sie noch aus dem Urlaub heraus ihren alten Job und begann im Oktober 2009 an der H-BRS. In der Anfangszeit unterstützte sie Lehrende, Studierende sowie externe Besucherinnen und Besucher bei der Suche nach Literatur. Die Arbeit in der Bibliothek unterscheidet sich dabei von der in einer Buchhandlung: „Der Schwerpunkt unserer Beratung liegt nicht unbedingt auf der Empfehlung einzelner Bücher. Wir unterstützen vielmehr unsere Kundinnen und Kunden dabei, die verschiedenen Recherchesysteme wie Bib-Discover oder Fachdatenbanken möglichst sinnvoll zu nutzen“, sagt Besgen, die nicht nur wegen des neuen Jobs bald nach Sankt Augustin zog. Nach dem Antritt der Stelle siedelte sie zu ihrem späteren Ehemann nach Mülldorf um, wo die Familie mit ihren drei Söhnen noch heute lebt.

"Lehrende sind die Motoren für die Studierenden"

Im Jahr 2010 begann mit dem Start des E-Learning-Projekts schließlich ein Wandel, der die gesamte Hochschullehre nachhaltig verändert hat. „Am Anfang ging es primär darum, eine Infrastruktur für Kommunikations- und Transferwege zu schaffen, um Lehrveranstaltungen digital zu begleiten. 2010 wurden noch die Skripte aus den Vorlesungen in gedruckter Form im Copyshop bereitgestellt“, erinnert sich die Bibliothekarin. Dass E-Learning an der H-BRS mittlerweile so viel mehr umfasst, ist auch Besgens Verdienst. Neben ihrem Vollzeitjob studierte sie Mediendidaktik an der Universität Duisburg-Essen und lernte, wie man Umgebungen für virtuelles Lernen aufbaut und gestaltet. Gemeinsam mit der Projektleiterin Susanne Kundmüller-Bianchini entwickelte sie daraufhin Schulungen, suchte Pilotanwenderinnen und -anwender für das neue System und setzte gemeinsam mit Lehrenden erste LEA-Kurse auf.

Wie in ihrer Anfangszeit an der H-BRS dreht sich in ihrem Arbeitsalltag auch heute noch alles um die Ausrichtung an den Kundinnen und Kunden. Heute sind das vorwiegend die Lehrenden. Das hat auch einen praktischen Grund: „Lehrende sind die Motoren für die Studierenden. Wenn sie fit in der Onlinelehre sind, überträgt sich das direkt auf den Studienerfolg unserer Studierenden“, sagt Besgen.

Damit das gelingt, umfasst das Angebot im E-Learning-Bereich inzwischen viel mehr, als die Bereitstellung der Lernplattform. Die Bibliothek unterstützt zu sämtlichen Themen, die mit Lehre und Digitalem zu tun haben. Darüber hinaus hat sie als zentrale Einrichtung eine einzigartige Vernetzungsfunktion innerhalb der Hochschule inne. Für Besgen bedeutet das auch, dass es für viele spezielle Anfragen neue Expertinnen und Experten im Team gibt. „Wenn früher eine Anfrage reinkam, machte man sich oft stundenlang schlau, um der Person zu helfen. Dabei habe ich selbst unglaublich viel gelernt. Inzwischen ist das gar nicht mehr möglich“, sagt die Koordinatorin. Für Videoproduktionen und digitale Prüfungen gibt es nun eigene Teams, die viel Erfahrung und Know-How mitbringen.

"Ich erlebe im Team immer noch einen sehr großen Umsetzungswillen"

Dennoch nimmt der Wille, stetig zu lernen und sich weiterzuentwickeln, immer noch einen großen Teil in ihrem Leben ein. 2021 entschied sie sich, nochmal zu studieren und absolvierte innerhalb eines Jahres einen informationswissenschaftlichen Master an der Technischen Hochschule Köln. Neben aktualisierten Infos aus dem Bibliothekswesen konnte sie hier auch Kontakte zu anderen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren knüpfen.

Mittlerweile kann Besgen auf eine 13-jährige Karriere an der Hochschule zurückblicken. Stolz macht sie vor allem, wie groß die Akzeptanz des E-Learning-Teams innerhalb der Hochschule ist: „Es gibt eine große Nachfrage nach unserer Unterstützung. Gleichzeitig erlebe ich im Team immer noch einen sehr großen Umsetzungswillen. Egal welche Anfrage es gibt: wir versuchen, sie zu erfüllen. Das ist für mich heute immer noch das Besondere an unserer Bibliothek“, sagt Besgen.

Text: Pascal Kimmich