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Vizepräsidentin Margit Geißler zieht Bilanz
Wer in diesen letzten Augusttagen Margit Geißler in ihrem Büro in der Hochschule aufsucht, spürt nichts von Abschiedsstimmung. Es herrscht Betriebsamkeit, der Schreibtisch ist voll. Es stehen nicht nur Videokonferenzen auf dem Plan, sondern auch ein bedeutender Termin: der Besuch der Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, bei dem die Hochschule ausgewählte Forschungsprojekte vorstellt. Für Margit Geißler fällt diese besondere Visite mit ihrem Ausscheiden als Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs zusammen. Anfang 2015 wurde sie erstmals ins Präsidium gewählt, wo sie zuletzt auch Stellvertreterin von Hochschulpräsident Hartmut Ihne war.
Zeit, Bilanz zu ziehen. Siebeneinhalb Jahre sind ein Zeitraum, der sich normalerweise leicht überschauen lässt. Und doch waren diese Jahre für die Forschung an der H-BRS bewegte, prägende Jahre – Jahre des Wandels. „In dieser Zeit hat sich das Selbstverständnis der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften geändert“, sagt Margit Geißler. „Die Forschung hat einen neuen, höheren Stellenwert bekommen.“ Daran hätten die Hochschulen intensiv gearbeitet, jetzt gehe die Saat auf.
Beispiel Promotionskolleg NRW: Vor wenigen Wochen hat der Wissenschaftsrat der NRW-Landesregierung empfohlen, dem Promotionskolleg das eigenständige Promotionsrecht für Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu verleihen. Margit Geißler verfolgte den Live-Stream mit der Pressekonferenz des Wissenschaftsrats gemeinsam mit der Forschungs- und Transferkommission an der Hochschule. Jubel brandete auf, als die Empfehlung verkündet wurde.
Es war das Ergebnis jahrelanger Arbeit, nicht nur auf wissenschaftlicher, sondern auch auf politischer Ebene. „Wir sind bis zur Empfehlung des Wissenschaftsrats einen konsequenten Weg gegangen und haben dabei eine Vorreiterrolle eingenommen“, so Margit Geißler. Zu Beginn ihrer Vizepräsidentschaft arbeitete sie zusammen mit ihrem Professorenkollegen Rainer Herpers, dem Leiter des Graduierteninstitutes der H-BRS, in einer landesweiten Arbeitsgruppe an den vertraglichen Grundlagen für das Graduierteninstitut NRW mit, dem Vorläufer des Promotionskollegs. „Wer hätte damals gedacht, dass an unserer Hochschule heute 90 Promotionsvorhaben von Professorinnen und Professoren betreut werden“, sagt sie. 2015 war es nur eine Hand voll. Ein weiterer Trend: „Neuberufene Professorinnen und Professoren wollen heute aktiv Forschung betreiben, der Fokus liegt nicht mehr ausschließlich auf der Lehre.“
Auch die Zahl der Forschungsinstitute ist gestiegen. Heute verfügt die Hochschule über elf zentrale wissenschaftliche Einrichtungen und fünf Fachbereichsinstitute, wobei Margit Geißler vor allem die Gründungen des Instituts für Technik, Ressourcenschonung und Energieeffizienz (TREE) und des Institutes für funktionale Genanalytik (IFGA) hervorhebt – beides zentrale wissenschaftliche Einrichtungen, deren Gründungen in Ihre Amtszeit fielen.
Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Sicherheit sind die großen Themen der Forschung an der H-BRS, dargelegt auch im Hochschulentwicklungsplan 3 der Hochschule, den Margit Geißler zusammen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen im Präsidium erarbeitete und der 2021 in Kraft getreten ist. Nicht zu vergessen sei dabei aber die biologische Forschung am Standort Rheinbach, wo das IFGA ansässig ist. „Auf diesem Gebiet sind wir weit vorne“, sagt Margit Geißler. „Die Humangenetik hat nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie an Stellenwert gewonnen.“
Meilenstein "Innovative Hochschule"
Ein Meilenstein ihrer Amtszeit war zudem das Prädikat „Innovative Hochschule“, mit dem die H-BRS 2017 im gleichnamigen Bund-Länder-Wettbewerb ausgezeichnet wurde; Margit Geißler war damals im Präsidium kommissarisch für den Transfer der Hochschule verantwortlich und begleitete das Antragsverfahren. 2018 folgte die Gründung des Zentrums für angewandte Forschung (ZAF) als gemeinsame Plattform für Forschung und Transfer mit strategischen Partnern.
Wandel in der Forschung
„Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Forschungsprojekte weiterentwickelt. Es wird nicht mehr nur in Projekten mit kleinen und mittelständischen Unternehmen geforscht, sondern zunehmend in großen Verbünden mit DFG- und EU-Projektförderung, unter Beteiligung außeruniversitärer Forschungspartner wie etwa der Fraunhofer Gesellschaft und dem DLR“, so die Vizepräsidentin. Unterstützt werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher durch ein Team von Forschungsreferentinnen und Forschungsreferenten, die Drittmittelstelle der Verwaltung sowie durch das Team Forschungsservices der Bibliothek. Letzteres unterstützt insbesondere bei Fragen zum Forschungsdatenmanagement im 2019 eingeworbenen DH-NRW Projekt fdm.scouts und zu Open Science.
Beides sind Themen, die in der „Digitalisierungsstrategie Forschung“ der Hochschule von 2020 enthalten sind, genauso wie die digitale Umsetzung des Kerndatensatzes Forschung, die seit 2021 im gleichnamigen Projekt der Hochschule von der DH.NRW gefördert wird. „Die Hochschule setzt mit ihren Digitalisierungsprojekten die Forderungen des Wissenschaftsrates um und macht sich zukunftsfähig im Drittmittelgeschäft“.
Aber auch diese Ereignisse fielen in Margit Geißlers Amtszeit: die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe, die im Sommer 2021 den Campus Rheinbach schwer beschädigte. Durch die Pandemie war die Arbeit in den Laboren nur eingeschränkt möglich, infolge der Flut gar nicht mehr. Das traf einige Promovierende in Rheinbach hart, auch wenn sich schnell Ausweichquartiere im Kooperationsnetzwerk der Hochschule fanden. Zudem stellte die Vizepräsidentin in Zusammenarbeit mit dem Graduierteninstitut der Hochschule schnelle Unterstützung für die Promovierenden in Form eines Hochwasserfonds und eines Hochwasserstipendiums auf die Beine.
Konzept zur Nachwuchsgewinnung
Zuletzt arbeitete Margit Geißler an einem Konzept für die Nachwuchsgewinnung an HAWen. Der gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule, Barbara Hillen, und der Referentin für Forschung und Transfer, Sylvia Müller, erarbeitete Antrag der Hochschule hat insbesondere die Förderung und Gewinnung von Professorinnen im Fokus. Er wurde erfolgreich im Programm FH Personal des BMBF eingereicht. Projektstart ist der 01. Januar 2023.
Wenn Margit Geißler zum 1. September ihr Amt im Präsidium an Professor Remi Maier-Rigaud abgegeben hat, geht sie selbst nach Rheinbach zurück. Sie ist im Fachbereich für Angewandte Naturwissenschaften beheimatet – ihre Schwerpunkte: Analytische Chemie und Chemometrie. „Ich freue mich auf die neu gewonnene Freiheit und möchte wieder verstärkt forschen.“ So wird man die Professorin häufiger am Institut für Sicherheitsforschung (ISF) sehen.
Margit Geißler ist seit 2012 an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Zuvor war sie bei einem japanischen Unternehmen Europäische Produktmanagerin für Gaschromatographie und Massenspektrometrie. Ihre Heimat ist das Ruhrgebiet: Sie studierte in den 80er Jahren an der Ruhr-Universität Bochum, es folgte 1993 die Promotion an der Freien Universität Witten/Herdecke.
Text: Dominik Pieper
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Margit Geißler
Professor at the Department of Natural Sciences, Chemistry, Analytical Chemistry, Chemometrics
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