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"Diversität feiern" - Annette Menke im Gespräch
H-BRS: Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist seit ihrer Gründung vor 25 Jahren eine weltoffene Einrichtung, die für Respekt und Toleranz steht. Wozu braucht sie eine Diversitätsstrategie?
Anette Menke: Die Strategie soll die vielen Initiativen und Angebote bündeln, die es auf dem Gebiet der Diversität bereits gibt. Wir haben einmal nachgezählt und sind innerhalb der Hochschule auf 50 Aktivitäten gekommen. Von der Gleichstellung über das International Office und den Leitlinien für Partnerschaftliches Verhalten bis hin zu Pro-MINT-us – alles beschäftigt sich mit Diversität, wenn auch aus verschiedenen Perspektiven. Unsere Strategie ist Grundlage für ein Diversitätsmanagement, das die einzelnen Akteure in einen stärkeren Austausch bringt und Themen der Diversität stärker sichtbar macht. Wir wollen Diversität feiern und nach außen zeigen, dass Verschiedenartigkeit etwas Positives ist und einen Mikrokosmos wie die Hochschule auszeichnet. Aktionen wie die „Respekt!“-Woche sind ein schönes Beispiel.
H-BRS: Welche Ziele verfolgt die Strategie?
Menke: Wir wollen Studienerfolg ermöglichen, indem wir Studierende entsprechend ihren Bedürfnissen fördern und die Rahmenbedingungen schaffen. Wir wollen die Diversitätskompetenz an der Hochschule steigern, denn unser Lern-, Arbeits- und Lebensumfeld ist zunehmend von Diversität geprägt. Und wir wollen das Miteinander an der Hochschule gestalten, Partizipation und Gleichstellung gewährleisten. Es ist wichtig, auch den verschiedenen Lebensphasen und Lebenssituationen der Hochschulangehörigen Rechnung zu tragen.
H-BRS: Sie wollen mit der Strategie auch eine Antwort auf gesellschaftliche Veränderungen geben?
Menke: Ja, denn diese Veränderungen sind ja greifbar. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wer früher sein Studium aufnahm, hatte gerade das Abitur gemacht, hatte selten einen Migrationshintergrund, hatte keine Kinder oder pflegebedürftige Eltern, hatte keine finanziellen Sorgen und kam mit dem akademischen Habitus im Hochschulumfeld zurecht, weil zuvor schon andere aus der Familie studiert hatten. Das alles ist längst nicht mehr die Norm. Wir müssen die Studierenden in ihrer jeweiligen Lebenssituation abholen und sie begleiten – nicht nur in der Eingangsphase, sondern über die ganze Zeit. Wir sprechen vom Student Life Cycle. Da sind besonders die Lehrenden gefragt. Wir wollen ihnen Werkzeuge und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Diversität an die Hand geben, wir denken auch an neue Formate zum Austausch. Das kann letztlich die Lehre erleichtern, und die Studierenden fühlen sich angenommen. „Hier kann ich so sein, wie ich bin“ – das ist ein ganz wichtiger Gedanke. Wir wollen darüber aber die die Probleme nicht ausblenden, die sich aus der Heterogenität ergeben. Wir müssen sie erkennen und über Lösungen diskutieren. Auch da fangen wir nicht bei null an.
H-BRS: Können Sie ein Beispiel nennen?
Menke: Es sind beispielsweise für die Nutzung des Raums der Stille klare Regelungen geschaffen worden. Er wird als Ort zur Religionsausübung angenommen, soll aber ausdrücklich neutral bleiben. Das heißt, er darf nicht von einer bestimmten Glaubensrichtung dominiert werden, und er soll auch nicht nur ein Raum des Gebets sein. Er steht allen offen, die Stille suchen.
Das Gespräch führte Dominik Pieper.
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Annette Menke
Professor for Biology/espec. Molecular Biology, Cell Biology and Cell Culture Technology
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