Department of Computer Science
Mit der Flying Faculty nach Jordanien
"Alles fing an mit einer Mail von Prof. Witt mit dem Titel „Flying Faculty Program“- einem Austauschprogramm für Dozenten, welche für 10 bis 14 Tage eine Vorlesung an der GJU, der German Jordanian University, halten möchten. Obwohl ich nicht unbedingt zum angesprochenen Personenkreis gehörte, fand ich das Thema spannend und kam auf die Idee, den Kurs zum „VMware Certified Professional“ in Jordanien zu geben. Auf meine Anfrage hin bekam ich eine freundliche Antwort, dann lange nichts, dann wieder eine Mail mit dem verheißungsvollen Titel „Your Request has been approved“. Im weiteren ging es vor allem um die inhaltliche und zeitliche Abstimmung des Kurses und dann war es soweit: vom 20. bis 30.11.2014 sollte der Kurs stattfinden. Ich hatte mir das so schön zurecht gelegt: Donnerstag ankommen, Freitag Vorbereitung und am Samstag sollte der Kurs beginnen – nun ist aber in den arabischen Ländern der Freitag wie unser Sonntag – also arbeitsfrei. Deshalb begann mein Aufenthalt mit einer Besichtigungstour durch Madaba (die GJU liegt näher an Madaba als an Amman).
Die GJU in Amman
Am Samstag hieß es dann früh aufstehen, denn ich wusste ja überhaupt nicht was mich erwartet, und ich wollte genügend Zeit haben. Das Taxi brachte mich zum neuen Campus der GJU, welches aus mehreren Gebäuden besteht, aber nur 2 davon sind bereits fertig. In Gebäude C befindet sich die Informatik, eine kleine Cafeteria für die Pausen (alle Gerichte waren auf arabisch angekündigt, ohne Abbildung!) und auf den Gängen befinden sich mehrere Kaffeeautomaten von Dallmayr. Da es Samstag, also eigentlich Wochenende, war, ging es eher ruhig zu. Das sollte sich ab Sonntag ändern, denn dann gab es einen Lärmpegel, der eher mit deutschen Schulen zu vergleichen ist.
Das Erscheinungsbild in Summe gleicht aber dem deutscher Hochschulen: Studenten stehen und sitzen in Gruppen zusammen und diskutieren. Es gibt offensichtlich keine anderen Aufenthaltsmöglichkeiten für die GJU-Studierenden als die Flure mit etwaigen Sitzgelegenheiten. Anders als wohl in vielen muslimischen Ländern des Nahen Osten trugen die Studentinnen nicht ausschließlich ein Kopftuch, sondern viele trugen ihr Haar offen.
Der erste Tag war geprägt vom Kennenlernen: Stromanschluss für den Laptop (gottseidank hatte ich einen Adapter dabei), Beameranschluss, Internetverbindung über WLAN, Kennenlernen der Teilnehmer, wie bekommt man Mittagessen/zu trinken und vor allem: wie komme ich abends zurück ins Hotel (dazu später mehr). Mit Dr. Christina Class hatte ich aber eine tolle Unterstützung und nach 1 bis 2 Tagen war ich autark.
Die Kursteilnehmer waren sehr motiviert, immerhin war das eine freiwillige Zusatzveranstaltung und 2 jeweils lange Termine fanden an den sonst freien Samstagen statt. Alle diese Studierenden waren bereits oder müssen noch für 1 Jahr nach Deutschland an eine Partnerhochschule inkl. eines 6-monatigen Praktikums bei einer deutschen Firma. So erzählte z.B. ein Student, dass er an die FH Köln gehen würde (also eigentlich nach Gummersbach), und zwei Studentinnen werden an der FH in Deggendorf sein. Natürlich gab es Unterschiede bei den Kursteilnehmern hinsichtlich ihrer Vorkenntnisse und praktischen Fähigkeiten, aber im Rahmen der Übungen, die zum Kurs gehörten, war es möglich diese Unterschiede auszugleichen.
Nicht ganz unproblematisch war die Tatsache, dass die Kursserver an der FH in St. Augustin standen, durch ein Gateway geschützt, da musste viel improvisiert werden, bis alle Teilnehmer den Zugriff über das Internet hatten (der dann auch erheblich langsamer war als an der HBRS gewohnt). Im Großen und Ganzen aber war der Kurs erfolgreich, und am letzten Tag bekamen die Teilnehmer ihr Teilnahme-Zertifikat. So blieb sogar noch etwas Zeit, um über das Studium an der HBRS zu sprechen und etwas Reklame für den Standort St. Augustin zu machen (die Studierenden der GJU wollen mehrheitlich lieber in einer Großstadt studieren!).
Für die Zeit meines Aufenthaltes an der GJU konnte ich bei einem Dozenten im Büro an einem freien Schreibtisch sitzen und hatte damit einen festen Standort. Das galt nicht für den Kurs, der jeden Tag in einem anderen Raum stattfand (auch an der GJU gibt es Raumprobleme!). Und dann gab es wie bereits erwähnt die Frage des täglichen Zurückkommens zum Hotel: während ich in den ersten Tagen eine Mitfahrgelegenheit hatte, bin ich in der 2. Hälfte mit dem Bus gefahren – ein richtiges Abenteuer. Ein Busbegleiter kassiert den Preis (Ticket gibt es nicht), steht beim Anfahren in der halboffenen Tür, schreit, ob jemand an einem bestimmten Punkt heraus möchte usw. Die Busse waren immer voll, sind als solche nicht zu erkennen (jedenfalls nicht mit europäischen Augen), aber sie haben mich immer ans Ziel gebracht.
Glück hatte ich, wenn man das so sagen darf, mit dem Wetter. An den 2 Freitagen war es zumindest trocken, aber ansonsten war es kalt und regnerisch, einmal hat es sogar in Strömen gegossen. Straßen werden dann wegen fehlender Kanalisation zu regelrechten Bächen und Flüssen.
Mein Fazit ist durchweg positiv: ich wurde toll aufgenommen, hatte nette Studenten, viele interessante Gespräche mit Dozenten und Mitarbeitern und habe auch einiges von Jordanien mitbekommen. Und dann war ich sogar auf der Graduierten-Abschlussfeier in Amman, einer sehr feierlichen Veranstaltung mit Musik und den Nationalhymnen von Jordanien und Deutschland. Auf dem anschließenden Empfang entstand das Bild mit dem Präsidenten der GJU.
Text und Fotos: Wolfgang Pein
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