Communications and Marketing
Patrycja Muc, Technik- und Innovationskommunikation
Warum ist Architektur in den Medien vor allem ein Thema, wenn es um Prestigeobjekte, Kostenexplosionen und Baumanagementprobleme geht? Dabei spielt Architektur im gesamtgesellschaftlichen Kontext doch eine ebenso wichtige Rolle wie Politik und Wirtschaft, hat sie doch direkten Einfluss darauf, wie wir leben. - Diese Beobachtung ist Antrieb für Patrycja Mucs Einstieg in das Abenteuer Promotion. Davon berichtet die Doktorandin ausführlicher in einem Podcast der H-BRS.
Patrycja Muc war sich nie zu fein, ihr Gesicht an der Hochschule für eine gute Sache zu zeigen. 2010 zierte sie das Katalog-Cover des 10. Unternehmenstages. Im Corona-Jahr 2020 sprang sie erneut ein. Zwischen den beiden Aufnahmen liegen zwei Studienabschlüsse (Bachelor in Technikjournalismus/PR, Master in Technik- und Innovationskommunikation), mehrjährige Unternehmerinnenerfahrung - und der Start in die Promotion.
Im Folgenden finden Sie ein Alumni-Porträt über Patrycja Muc, das 2016 im Rahmen eines studentischen Projekts geschrieben wurde. Es ist immer noch lesenswert!
"Die Arbeit als Journalistin in einer eigenen Agentur, Mitarbeit an der Hochschule, ein Regenwaldprojekt – Patrycja Muc hat viel um die Ohren. Da bleibt kaum Zeit für ein Interview. Doch sie nimmt sie sich. Wie sie sich auch sonst zwischendurch eine Auszeit vom Alltagsstress gönnt – allerdings auf eine Art, die man bei einer Vollblutjournalistin kaum für möglich hält.
31 Jahre alt, das lange blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als Patrycja Muc in einem beschaulichen Café in Bonn ihre Lebensgeschichte erzählt, halten ihre Hände nur inne, um den Kaffee umzurühren. Gestenreich und schnell spricht sie, aber deutlich – etwa so, wie man sich das bei einer redegewandten Journalistin vorstellt.
Sie wirkt sehr professionell. Doch auch sie stand nach dem Abitur vor der Frage, welche berufliche Richtung sie einschlagen sollte. Tatsächlich wusste sie lange nicht, was sie einmal werden will. „Damals bin ich von meiner Heimat am Niederrhein nach Köln gezogen, um dort ein Praktikum bei einem Musiklabel zu machen“, erinnert sich Muc. „Studieren wollte ich damals überhaupt nicht. Ich wollte Geld verdienen, also bin ich anschließend nach Düsseldorf gegangen, um dort eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau zu absolvieren.“ Drei Jahre später wusste sie dann, dass ihr beruflicher Werdegang hier nicht enden sollte: „Das waren die härtesten drei Jahre meines Lebens.“ Lange Arbeitszeiten, wenig Freiraum, dazu eintönige Arbeit am Computer. Das trieb die gebürtige Polin dazu, nun doch zu studieren. Ein praxisorientierter Studiengang sollte es jedoch sein – „ich bin ein Freund von learning-by-doing“.
Mit Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg fand sie ihre Berufung. Schon im Laufe des Studiums gründete sie mit zwei Kommilitoninnen ihr eigenes Unternehmen: „Pi Alpha Technikkommunikation“ war geboren und hat sich bis zum heutigen Tag gehalten, ja sogar etabliert. „Wir bieten Werbung und PR, unser Schwerpunkt liegt dabei auf Bewegtbild.“ Hauptsächlich produziert die Agentur Fachberichte und Produktvideos im technischen Bereich, zum Beispiel über IT-Themen, aber auch Artikel für Fachmagazine wie das Ingenieurforum. Von den drei Gründerinnen sind inzwischen noch zwei im Geschäft, der Rest des Teams besteht aus freien Mitarbeitern, die je nach Bedarf beauftragt werden. „Mir ist es sehr wichtig, dass ich mir meine Mitarbeiter selbst aussuchen kann. So kann ich sicher sein, für jeden neuen Auftrag den jeweils Besten an der Hand zu haben“, erklärt die Agenturinhaberin und betont dabei, wie wichtig ihr es sei, dass die Mitarbeiter möglichst viel praktische Erfahrung haben. „Ein guter Journalist ist nicht nur gut, weil er eine gute Ausbildung genossen hat, sondern weil er sich ausprobiert und viel geübt hat. Diese Chancen sind an der H-BRS außerordentlich gut.“
Seit 2015 ist Patrycja Muc darüber hinaus als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Teilzeit an der Hochschule beschäftigt. Hier ermöglichte sie erst kürzlich den Erstsemestern im Studiengang Technikjournalismus/PR die Teilnahme an einem Videowettbewerb: In Kooperation mit dem Museum Koenig ging es darum, einen einminütigen Videoclip über die Herstellung eines künstlichen Blattes zu drehen. Der Clip ist Teil eines größeren neuen Bauprojekts im Museum: Wenn das „Regenwaldprojekt“ fertiggestellt ist, sollen sich die Besucher auf insgesamt zwei Etagen vom Regenwald Gabuns faszinieren lassen – vom Unterholz bis zum Blätterdach. Zu gewinnen gab es für die Studierenden auch etwas: Muc ermöglichte unter anderem Besuche in den Studios des Fernsehsenders RTL.
Dass neben der Arbeit noch Zeit für Hobbys bleibt, erstaunt, auch wenn sich Muc ein wenig einschränken muss. Hier zeigt sich allerdings ein großer Vorteil ihrer Arbeit: Als freie Journalistin und Unternehmerin kann sie sich ihre Arbeit selbst einteilen. So geht die 31-Jährige seit über 20 Jahren auch ihrem Hobby Tischtennis nach. „Als ich es in der Schulzeit als Leistungssport betrieben habe, trainierte ich vier Mal die Woche“, erzählt sie. „Heute geht es mir mehr um den körperlichen Ausgleich. Da reicht es mir, einmal wöchentlich zu trainieren und am Wochenende Wettkämpfe und Meisterschaften zu spielen.”
Für einen Ausgleich der ganz anderen Art entschied sich Muc vor zwei Jahren. Bereits nach ihrem Bachelor-Abschluss 2012 war sie zum ersten Mal zwei Monate lang in Thailand und Laos als Backpacker unterwegs. Im Jahr 2014 zog es sie für weitere vier Wochen nach Thailand – aber nicht etwa nur für Sommer, Sonne, Palmen, Cocktails und Strand, sondern auch für zehn Tage ins Schweigekloster.
Schweigekloster? Fast möchte man darüber lachen. Patrycja Muc erweckt nicht gerade den Eindruck, dass sie gern schweigt. Doch gerade das machte es für sie so reizvoll: Zehn Tage lang sind bei den sogenannten „10-day silent meditation retreats“ alle Arten von Kommunikation und Luxus verboten. Keine Handys, Zeitungen, kein Sport und ganz wichtig: nicht sprechen. Geschlafen wird auf einem Steinbett, lediglich ein kleines, hartes Kissen liegt bereit. Der Wecker klingelt um vier Uhr morgens, zu essen gibt es jeden Tag Reissuppe. Der Tag selbst besteht aus mehrstündigen Meditationsübungen und Hausarbeit. „Man möchte es nicht glauben, aber man kommt physisch wie psychisch an seine absoluten Grenzen“, berichtet Muc. „Einige haben nach wenigen Tagen wieder aufgegeben: Sie kamen nicht damit zurecht, das eigene Leben zu hinterfragen und sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ich selbst habe mich nach drei Tagen richtig krank gefühlt. Die körperlichen Schmerzen vom Schlafen und dem stundenlangen Meditieren im Schneidersitz auf dem harten Fußboden, dazu noch die physische Belastung der Hausarbeit – zehn Tage können wirklich lang sein.“
Doch sie hielt durch. Und sagt rückblickend, dass sich die Strapazen bezahlt gemacht haben: „Man lernt dort, wie wenig man eigentlich zum Leben und Glücklichsein braucht“, schwärmt die Journalistin. Außerdem sei es sehr wichtig für das Selbstverständnis, von Zeit zu Zeit für einen Moment inne zu halten und in sich zu gehen. So einige Erkenntnisse aus dem Kloster behält Muc auch im normalen Leben bei: „Ich verzichte auf Dinge wie ein eigenes Auto oder eine große Wohnung. Ich habe gerade einmal eine kleine Zweizimmerwohnung, aber für mich reicht es. Materialismus macht nicht glücklich, das habe ich in Thailand gelernt.“ Ihr ist das sehr ernst und daher plant sie für dieses Jahr bereits ihren nächsten Aufenthalt im Schweigekloster. „Allerdings muss ich zuerst noch den Leiter des Studiengangs Technikjournalismus Professor Andreas Schümchen fragen, ob er mich gehen lässt“, fügt sie mit einem Zwinkern hinzu und genehmigt sich einen Schluck Kaffee, der während ihrer Erzählung kalt geworden ist. Vielleicht wird es ja tatsächlich wieder Zeit fürs Schweigekloster.
Text: Anja Häsel und Maximilian Dittler
Anja Häsel und Maximilian Dittler haben an unserer Hochschule Technikjournalismus studiert. Sie verfassten dieses Porträt im Rahmen eines Wahlkurses (Porträtschreiben am Beispiel von H-BRS-Alumni) im Wintersemenster 2015/2016.
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