Department of Social Policy and Social Security Studies

„Klimasozialpolitik“ – Vortrag von Dr. Katharina Bohnenberger

Dr. Katharina Bohnenberger Ringvorlesung

Monday 23 December 2024

Am Mittwoch, den 13. November 2024, fand ein weiterer spannender Vortrag im Rahmen der Ringvorlesungsreihe „Zwischenrufe zur Sozialpolitik“ am Campus Sankt Augustin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg statt. Zu Gast war Dr. Katharina Bohnenberger. Sie arbeitete von 2017 bis 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und als Referentin im wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU).
Dr. Katharina Bohnenberger Ringvorlesung
Dr. Katharina Bohnenberger

Seit 2019 forscht und lehrt sie am Institut für Sozialökonomie der Universität Duisburg-Essen. Zudem ist sie seit 2023 Koordinatorin des Forschungsfeldes „Sozialpolitik und ökologische Nachhaltigkeit“ am Deutschen Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (DIFIS). Ihre Forschungsinteressen umfassen Themen wie sozial-ökologische Transformation, Klimasozialpolitik und Suffizienzstrategien.

In ihrem Vortrag widmete sich Dr. Katharina Bohnenberger ihrem Forschungsschwerpunkt „Klimasozialpolitik – Heterogenität in der Integration von ökologischen und sozialen Zielen“. Sie stellte nicht nur das neue Forschungsfeld der Klimasozialpolitik vor, das die bisher separat behandelten Bereiche Klimapolitik und Sozialpolitik zusammenführt, sondern präsentierte auch ihre Forschungsergebnisse sowie daraus abgeleitete Instrumente.

Mit ihrem Vortrag beantwortete sie die Kernfrage, warum es wichtig ist, Klimapolitik und Sozialpolitik miteinander zu verbinden. Dr. Bohnenberger erklärte dies anhand der neuen ökosozialen Risiken, die bestehende Umwelt- und soziale Risiken verstärken sowie neue Risiken hervorrufen. Diese Risiken bedingen einander nicht nur und erzeugen dadurch neue Herausforderungen, sondern betreffen überproportional benachteiligte Gruppen. Besonders gefährdet sind chronisch Kranke, ältere Menschen, Kinder, Frauen und Wohnungslose.  Aus diesem Blickwinkel betrachtet Dr. Bohnenberger Klima- und Umweltschutz als präventive Sozialpolitik.

Im Verlauf des Vortrags zeigte Dr. Bohnenberger auf, wie eine Transformation und Integration der Klimasozialpolitik gelingen kann. Um Stillstand zu überwinden, bedarf es laut Dr. Bohnenberger eines Paradigmenwechsels, der durch die Verbindung von Klima- und Umweltpolitik mit Sozialpolitik erreicht werden kann. In ihrem Vortrag bezeichnete sie dies als ökologische Sozialpolitik und nannte mögliche Integrationsinstrumente, wie sozial-ökologische Infrastrukturen, klimafreundliche Sozialleistungen und umweltkompatible Anreize im Sozial- und Arbeitsrecht.

Im nächsten Schritt vertiefte sie das Thema der ökologischen Sozialpolitik, indem sie auf die Bedeutung der Bedürfnisse als Ausgangspunkt nachhaltiger Sozialpolitik einging und aufzeigte, wie Transformationsanreize geschaffen werden können. Ersteres illustrierte sie mit der Bedürfnispyramide, die von grundlegenden Bedürfnissen wie Nahrung, Wohnen und gefahrenfreien Arbeitsbedingungen bis hin zu universellen Grundbedürfnissen wie Gesundheit, Autonomie und Partizipation reicht. Transformationsanreize könnten laut Dr. Bohnenberger durch Maßnahmen zur Emissionsreduzierung geschaffen werden.

Zusammenfassend formulierte Dr. Katharina Bohnenberger mehrere Zielsetzungen. Klimaschutz darf bestehende Ungleichheiten nicht verschärfen und keine Spaltung der Gesellschaft fördern, sondern sollte als präventive Sozialpolitik verstanden werden. Weitere Ziele sind die Förderung emissionsreduzierender Maßnahmen sowie die Entwicklung mittel- und langfristiger, institutionell umsetzbarer Instrumente. Dr. Bohnenberger stellte zudem die drei Ebenen von Klimakrise und Ungleichheit vor: Schadenverursachende Akteure, geschädigte Gruppen und schützende Maßnahmen. Ziel sei es, alle drei Ebenen gleichermaßen zu berücksichtigen. Abschließend präsentierte sie ein Beispiel aus dem Bereich Arbeitsgesundheit im Zusammenhang mit der Klimakrise.

Im Anschluss an den Vortrag fand eine angeregte Diskussion mit Studierenden, Lehrenden und Gästen der Hochschule statt, bei der Fragen zu ihrem Forschungsfeld sowie zur Schnittstelle von Klimakrise und Diskriminierung gestellt wurden.