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Ernst Kruijff: Niederländischer Meister

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Monday 8 July 2024

Wer weiß, wo Ernst Kruijff heute leben würde, wenn er zu Beginn seiner Ausbildungszeit einer seiner anderen Interessen gefolgt wäre. Denn als junger Mensch hatte er drei Fachrichtungen, für die er sich sehr interessierte und die er sich als Beruf vorstellen konnte: Kunstgeschichte, Japankunde und Hotellerie. Es wurde dann Kunstgeschichte, die der Niederländer in der ersten Hälfte der neunziger Jahre in Utrecht studierte. Das Interesse an Japan indes blieb erhalten und sollte noch eine Rolle spielen im Leben des heutigen Professors für Human Computer Interaction am Fachbereich Informatik der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Verbunden ist sein Name an der Hochschule außerdem mit seiner Arbeit im Institut für Visual Computing (IVC), dessen Co-Direktor er seit Anfang 2021 ist, und mit dem 2022 eröffneten Game Studio, in dem Studierende eigene Computerspiele entwickeln und testen.

An die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg kam Ernst Kruijff im Jahr 2013. Bis dahin sammelte er an mehreren Orten außerhalb seines Heimatlands Erfahrungen auf sehr unterschiedlichen Themengebieten abseits der Kunstgeschichte. Denn schon während des Studiums hatte sich sein Interesse auf die Informatik verlagert, genauer: auf die Medieninformatik als einem Teilgebiet der angewandten Informatik. In dem Fach machte er dann 1998 seinen Master. „Abgerutscht“ sei er Richtung Informatik, sagt Kruijff, und klingt dabei ziemlich glücklich. Nach dem Abschluss zog es ihn an einen Ort, der für experimentelle Kunst und Architektur steht wie kaum ein anderer in Deutschland: Weimar. An der Bauhaus-Universität beschäftigte er sich mit der Frage, wie sich mit Hilfe der Informatik virtuelle Realitäten in der Architektur erschaffen lassen – und genoss das Leben in der beschaulichen Kleinstadt, wo jeder jeden kennt.

Es folgten Stationen als Wissenschaftler unter anderem beim Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation in Sankt Augustin – also schon in Sichtweite zur H-BRS – und an der Universität Graz, wo er sich mit Augmented Reality befasste. Eine neue berufliche Heimat fand Kruijff dann im Institut für Visual Computing der H-BRS, zunächst als Postdoc, ab 2015 als professorale Vertretung für André Hinkenjann und ab 2019 schließlich mit eigener Professur. Apropos Heimat: In Deutschland im Allgemeinen und im Rheinland im Besonderen seinen Lebensmittelpunkt zu finden, fand der  Niederländer überhaupt nicht schwierig. „Die kulturellen Unterschiede“, meint er, „sind nicht so groß.“ Mit Frau und zwei Kindern im pubertären Alter fühlt er sich bestens verankert. An Deutschland gefällt ihm, dass es genug Platz gebe, Freiraum und Natur. Im Vergleich dazu hockten die Leute in den Niederlanden mehr aufeinander. „Das ist nett, kann aber auch beengend sein.“

 

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Vielseitig interessiert: Ernst Kruijff ist Professor für Human Computer Interaction an der H-BRS. Foto: Eric Lichtenscheidt

Wenn der Hochschullehrer und Forscher über seine Arbeit spricht, wird schnell deutlich, dass sie ohne Freiräume, Kreativität und Austausch nicht denkbar ist – was sie mit der Kunst gemeinsam hat. Die Visualisierung von Daten zum Beispiel, so etwas wie das Kerngeschäft des IVC, hat für Kruijff auch ästhetische Aspekte. Bei der Entwicklung von Computerspielen mit ihren fantasievoll gestalteten Szenarien ist der Blick des Künstlers ohnehin unerlässlich. Sehr viel Freude machen dem Professor daher auch die Projekte mit Museen, bei denen es darum geht, Visualisierungstechnologie und Spieleelemente in die Ausstellungen zu integrieren. Viele der Projekte des Instituts sind international ausgerichtet. Einen regen wissenschaftlichen Austausch gibt es mit Japan, das Kruijff ausgesprochen gerne bereist.

Was dem Informatik-Professor bei seinen Reisen immer wieder auffällt ist, dass in anderen Ländern die Computerspielestudios sehr viel enger mit der Forschung zusammenarbeiten als hierzulande. Das würde er mit Blick auf seinen Fachbereich gerne ändern. Es wurmt ihn, dass kein einziges der TOP-20-Computerspiele in Deutschland entwickelt wurde, obwohl viele Studios „das Potenzial dazu hätten.“ Seine Meinung dazu ist eindeutig: Mehr Austausch mit der Wissenschaft würde die Computerspiellandschaft voranbringen. „Wir wissen sehr genau, was in dem Feld passiert, und können es weitervermitteln und die Spieleindustrie stimulieren“, ist Ernst Kruijff überzeugt.

Das Kunstschaffen im klassischen Sinn mit Farben und Leinwand gibt es im Leben von Ernst Kruijff aber auch. In seiner unnachahmlichen Art bezeichnet er das heimische Atelier als „Raum, wo ich klecksen kann“. Wobei das mit dem Klecksen zweifellos Understatement ist, denn seine Bilder finden sich in Europa und Nordamerika in öffentlichen Gebäuden und privaten Sammlungen. Es sind zumeist abstrakte Kunstwerke, die Kruijff erschafft. Geometrische Elemente und kräftige Farben prägen die Bilder, für die er gerne schwarze Tinte, Acrylfarbe, Acrylfarbmarker und Fineliner kombiniert. Dabei lässt er sich von den Konstruktivisten und den Bauhaus-Künstlern, von moderner Architektur und Mustern und Designobjekten – insbesondere aus Japan und den nordischen Ländern – inspirieren.  

Das Gespräch führte Martin Schulz.

Kontakt

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Ernst Kruijff

Professor for Human Computer Interaction, Co-Director Institute of Visual Computing (IVC)

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