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Gesche Neusel: Die Gleichechancenmacherin
Es herrscht geschäftiges Treiben im A-Gebäude am Campus Sankt Augustin. 40 Schülerinnen aus weiterführenden Schulen des Rhein-Sieg-Kreises zeichnen, kleben, schrauben und tippen auf ihre Laptops. Mittendrin: Gesche Neusel. Die Mitarbeiterin der Gleichstellungsstelle läuft zwischen den Projektteams hin und her, versorgt Schülerinnen mit Magneten und anderen Arbeitsmaterialien, gibt Tipps und beantwortet Fragen. Die Hackdays sind ein Teil der Initiative „Lasst uns mal machen“, die der Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam mit der Hochschule ins Leben gerufen hat, um Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Themen zu begeistern. Denn in Studiengängen und Berufen der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind Mädchen und Frauen noch immer unterrepräsentiert.
Ein eigener Zugang für Mädchen und junge Frauen
Das zu ändern, ist Neusels Jobbeschreibung. Denn dass es nicht mehr Ingenieurinnen oder Mathematikerinnen gibt, ist keinesfalls fehlender Begabung geschuldet: „Wenn man einer Gruppe von Jungen einen Roboter gibt, an dem sie herumbasteln können, fangen sie direkt an, kreativ zu sein. Die meisten von ihnen wachsen mit technischen Spielsachen auf und haben deshalb einen Zugang dazu. Für Mädchen ist der Umgang nicht so natürlich. Doch meistens muss man nur die Aufgabenstellung umformulieren und merkt sofort, wie sie sich für das Thema öffnen“, sagt Neusel.
So könne es etwa helfen, zuerst nicht von Programmieren zu sprechen, sondern von „kreativem Arbeiten am Computer“. An der Hochschule führt Neusel deshalb regelmäßig Workshops durch – entweder für Gruppen von Schülerinnen und Schülern oder nur für Mädchen. Unter dem Titel „Komm, mach MINT“ oder im Ferienkurs „GET (Girls explore technics) together“ lernen sie bei Neusel, wie man Kabelverbindungen lötet oder ein Mini-Spielzeug selbst herstellt – von der Entwicklung des Designs mit speziellen Computerprogrammen bis zur Programmierung der Spielfunktionen.
Nach spannenden Themen muss Neusel dabei nicht lange suchen. Die vielseitige Forschung der Hochschule bietet jede Menge Anknüpfungspunkte: „Am Tag der Forschung oder bei der Zentralen Erstsemesterbegrüßung schaue ich mich ganz genau um. Gemeinsam mit Forschenden der Hochschule können wir den Kindern und Jugendlichen spannende Projekte anbieten. Besonders begeistert sind diese zum Beispiel, wenn sie am Computer etwas designen, was die Experten dann direkt in der Maschinenhalle herstellen können“, sagt die Mitarbeiterin der Gleichstellungsstelle.
Das Ziel: Möglichkeiten aufzeigen, Stärken fördern
Durch die besondere Förderung von Mädchen entstehe für die Jungen kein Nachteil, erklärt sie. Es gehe einfach darum, den Rückstand aufzuholen, der durch eine unterschiedliche männliche und weibliche Sozialisation entstanden ist: „Eine Person, die nicht so gut sieht, bekommt eine Brille zum Ausgleich dieses Nachteils. Das finden wir ganz normal. Den Mädchen durch Schaffung eines eigenen Zugangs zu helfen, empfinde ich als genauso normal“, so Neusel. Wenn die Mädchen sich dann trotzdem nicht für die Themen interessierten, sei das natürlich auch kein Problem. Wichtig sei nur, dass sie eine fundierte Entscheidung treffen können.
Mit der Vermittlung von technischem Wissen an Schülerinnen und Schüler hat die 38-Jährige ihre berufliche Nische gefunden. Die gebürtige Siegburgerin studierte zunächst in Bonn Verhaltensbiologie. Über einen studentischen Nebenjob kam sie zur Betreuungsarbeit von Heranwachsenden. Durch diese Erfahrung und ihren naturwissenschaftlichen Hintergrund qualifizierte sie sich schließlich für eine Projektstelle in der Museumspädagogik im Museum Koenig in Bonn, bevor sie im Jahr 2016 an die H-BRS kam: „Es macht mir großen Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, sie für wissenschaftliche Themen zu begeistern und in einen Austausch mit ihnen zu kommen. Und ich merke auch, dass es für die Schülerinnen und Schüler etwas Besonderes ist, an der Hochschule zu sein und hier eigenständig an Projekten arbeiten zu können“, sagt Neusel.
Bei den Hackdays haben die Mädchen inzwischen ihre Projekte fertiggestellt. Neben einem smarten Papierkorb, der erkennt, ob man den richtigen Müll hineingeworfen hat, können die interessierten Besucherinnen und Besucher bei der Abschlusspräsentation auch einen Wasserspender bestaunen, der die Wartezeit mit einem Musikstück verkürzt. Die Ergebnisse zeigen, was möglich ist, wenn man auch den Mädchen technisches Verständnis zutraut.
Text: Pascal Schröder
Kontakt
Gesche Neusel
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