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Spätstarter mit drei Abschlüssen: Thomas Becker macht mit 55 Jahren den zweiten Master
Seine geräumige Wohnung kündigte er und mietete stattdessen ein kleines Einzimmerappartement in der Nähe der Hochschule. Die schulischen Erfahrungen lagen weit zurück und auch sonst begegneten ihm Dinge wie Kurvendiskussionen und Ableitungen damals weder im schulischen noch im beruflichen Alltag. Ein denkbar schwieriger Einstieg sei es gewesen, erinnert sich Becker. „Ich habe mich wie bei einem Rennen gefühlt, bei dem ich von Anfang an einen gehörigen Rückstand hatte.“ Er sei ein absoluter Spätstarter gewesen, sagt er über sich selbst. Nach 20 Jahren im Berufsleben sei ihm aber bewusst geworden, dass er in seinem Job als Industriekaufmann ohne akademischen Abschluss nicht weiterkomme und die angestrebten Positionen unerreichbar seien.
Das Ziel klar vor Augen betrat Becker zum ersten Mal einen Hörsaal – und traf auf Kommilitonen, die gerade erst Abitur gemacht hatten. Das Studentenleben mit 40 plus unterschied sich sehr von dem vieler Kommilitonen. Becker musste ohne Bafög klarkommen. Statt auf Partys zu gehen, arbeitete er über die gesamte Studiendauer auch ohne Urlaubsunterbrechung werktags nachts bis 3 Uhr bei einem großen, internationalen Paketdienstleister am Flughafen Köln/Bonn und verlud Pakete – alles, damit er tagsüber studieren konnte. Mit dem wenigen Geld sei der Alltag oft kein Zuckerschlecken gewesen, erinnert er sich. „Meistens gab es Nudeln mit roter Soße. Wenn es zum Essen ging, dann nicht ins Restaurant, sondern in die Hochschulmensa.“
Dennoch schwärmt der heute 55-Jährige von den guten Bedingungen während seines Studiums an der H-BRS: „Wir hatten hier kleine Gruppen, eine exzellente technische Ausstattung und im höchsten Maße engagierte Professorinnen und Professoren, die eine unbedingt praxisorientierte Lehre betreiben.“ Den Bachelor in der Tasche, machte er direkt im Anschluss seinen Master of Arts in Innovations- und Informationsmanagement. Nebenbei arbeitete Becker auch als Tutor für mehrere Fächer. „Es hat mich immer angetrieben, mein Wissen nicht nur für mich zu benutzen, sondern auch zu sehen, dass ich an einem Kreislauf beteiligt bin.“
Im Arbeitsalltag nach dem Studium merkte er dann, dass er weitere Fähigkeiten benötigte. Sein Weg führte wieder zurück in den Hörsaal. Er schrieb sich für seinen zweiten Masterstudiengang an der H-BRS ein, in Controlling- und Management. Für diesen brauchte Becker aber etwas länger, weil er nebenbei sehr viel arbeiten musste. Teilweise schaffte er nur ein Modul in drei Semestern. Auch die abschließende Masterthesis sei ein großer Kraftakt gewesen, sagt er. Aber Aufgeben sei nicht infrage gekommen.
Die Mühen haben sich für ihn bezahlt gemacht – Thomas Becker hat nun einen Bachelorabschluss und zwei Mastertitel von der H-BRS. Die Urkunde für seinen Controlling- und Management-Master erhielt der sichtlich gerührte Absolvent jetzt von Prodekan Professor Dr. Dirk Schreiber. Thomas Becker ist angekommen und mit seinen erworbenen Qualifikationen zufrieden, ein weiteres Studium sei nicht geplant, sagt er. Heute setzt Thomas Becker sein erlangtes Wissen erfolgreich bei einem renommierten Beratungshaus als Principal Senior Business Advisor ein.
Text: Falko Klöpper