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In 25 Jahren vom Zettelkasten zur Cloud
Seit dem Sommer 1997 ist viel passiert. „Wir hatten fast nichts“, erinnert sich Patt-Bohlscheid an die Anfänge der Bibliothek im Sankt Augustiner Technopark. „Wir waren im Mittelalter gelandet.“ Es gab lediglich insgesamt 100 Lehrbücher für Wirtschaft und Informatik, eine elektrische Schreibmaschine und einen Zettelkasten aus Holz. Computer? Fehlanzeige. Ein Bibliothekssystem? Noch nicht daran zu denken. Im Nachhinein war das aber auch ein großes Glück für das Quartett. „Wir hatten alle gemeinsam diese einmalige Gelegenheit, eine Bibliothek aufzubauen, zu prägen, sich einzubringen. Das passiert nicht vielen Menschen und wir sind immer noch dankbar, dass sich unser ‚Baby‘ so gut entwickelt hat“, sagt Patt-Bohlscheid.
Heute verfügt die Bibliothek über 140.000 Bücher und zwei Standorte in Sankt Augustin und Rheinbach. „Unser Bestand vor Ort kann nicht weiterwachsen“, erläutert Richter. Veraltete Titel werden deshalb zwischendurch ausgesondert, wie es im Bibliotheksdeutsch heißt. Im Digitalen gibt es jedoch keine Grenze nach oben, inzwischen stehen mehr als 500.000 Titel zur Ausleihe zur Verfügung.
Studierende treffen auf Bürger aller Altersstufen
Mit dem Umzug an den heutigen Standort auf dem Sankt Augustiner Campus im September 1999 wurde aus der Bibliothek der damaligen Fachhochschule die Hochschul- und Kreisbibliothek. „Die Idee hatten der damalige Landrat Frithjof Kühn und der damalige Kanzler Stender entwickelt“, erzählt Patt-Bohlscheid. „Das ist ziemlich einmalig in Deutschland.“ So treffen die Studierenden in den Räumlichkeiten auf Bürgerinnen und Bürger aller Altersstufen, die auf der Suche nach Lesestoff sind. Denn schon lange offeriert die Bibliothek nicht nur Fachliteratur, sondern auch Belletristik. Lediglich Kinderbücher fehlen im Angebot.
Den Grundstock für das heutige „Literaturkabinett“ mit Sofa und Sesseln lieferte 2011 der Nachlass der zwei Jahre zuvor verstorbenen Bonner Lyrikerin Karin Hempel-Soos. Die Nutzerinnen und Nutzer nahmen die Belletristik so gut an, dass der Bestand ständig wuchs. Inzwischen finden sich dort auch viele fremdsprachige Titel. „Wir arbeiten sehr kundenorientiert“, betont Patt-Bohlscheid. „Jeder darf sich Titel wünschen und wir öffnen auch samstags.“ Vor gut 20 Jahren sei außerdem die Idee entstanden, regelmäßig Lesungen zu Sachbüchern und Belletristik anzubieten, ergänzt Herkenhöhner. Zur Premiere 2001 gab es eine Lesung aus dem „ABC des Messeauftritts“. Heute heißt die Reihe „Zu Gast auf dem Sofa“ und hat sich längst etabliert.
Bald startet ein neues bibliothekstechnisches Zeitalter
1997 hatte die Bibliothek neun Beschäftigte, heute sind es mehr als 30. Denn nicht nur der Bestand wuchs, sondern auch die Aufgaben. So kam zum Beispiel das E-Learning-Angebot hinzu und das Team produziert auch Podcasts. Gerade steht außerdem ein neuer Meilenstein an: „Mit dem neuen cloudbasierten System Alma werden wir uns in ein neues bibliothekstechnisches Zeitalter katapultieren“, sagt Patt-Bohlscheid. Bis es soweit ist, erklären die Beschäftigten Erstsemestern weiter geduldig, dass OPAC ein Bibliothekssystem ist und nichts mit der OPEC zu tun hat, der Organisation erdölexportierender Länder.
„Wir lachen viel“, erklären die Vier übereinstimmend und loben die Arbeitsatmosphäre in der Bibliothek. Und auch abseits des Jobs treffen sie sich immer wieder privat, etwa zum obligatorischen Weihnachtsmarktbesuch. Ihr zehnjähriges Hochschuljubiläum haben sie – mit zwei weiteren ehemaligen Kollegen – ebenfalls gemeinsam gefeiert. Diesmal fällt die Party allerdings wegen der Corona-Pandemie aus. Vielleicht klappt es ja wieder zum nächsten Jubiläum, denn bis zur Rente haben alle noch einige Jahre. „Wir arbeiten sehr gerne hier“, sagt Patt-Bohlscheid. Und die 25 Jahre alte Zimmerpflanze auf Joachim Lindens Schreibtisch gedeiht auch weiter prächtig.