Vortrag: Konsum, Verbraucherpolitik und Ungleichheit

Im Rahmen der Ringvorlesung "Zwischenrufe zur Sozialpolitik" referierte Dr. Christian Bala, Leiter des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung NRW, am 7. April 2022 in einem Online-Vortrag zum Thema "Konsum, Verbraucherpolitik und soziale Ungleichheit".

Zu Beginn seines Vortrags stellte Christian Bala die unterschiedlichen Quellen und Daten zur Erhebung der sozialen Ungleichheit vor. Dabei ging er insbesondere auf die Bestimmung des Armutsbegriffs ein, bei der zwischen relativer und absoluter Armut unterschieden werden muss. Es wurde deutlich, dass die Anzahl der in Armut lebenden Menschen in Deutschland nur sehr grob zwischen 200.000 und 800.000 Menschen geschätzt werden kann. Die konkrete finanzielle Armutsschwelle variiert dabei nach Haushaltstyp und Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder.

Im Vergleich dazu präsentierte Christian Bala aktuelle Zahlen zur Einkommens- und Vermögensungleichheit in Deutschland. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben demnach für einen sprunghaften Anstieg des Gini-Koeffizienten gesorgt, wobei für Deutschland eine im europäischen Vergleich besonders starke Vermögensungleichheit zu verzeichnen ist. Diese steigt durch Erbschaften weiter an.

Die aktuell hohe Inflationsrate verstärkt zudem die Phänome der Ernährungs- und Energiearmut, die besonders die niedrigen und mittleren Einkommensbezieher belasten. Damit steigt die Gefahr, dass diese Menschen bei einer ausgewogenen Ernährungsweise und beim Heizen sparen, was gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Es stellt sich die Frage, ob ehemals selbstverständliche Lebensgewohnheiten für einen Teil der Bevölkerung finanziell unerschwinglich werden.

Die Verbraucherzentrale NRW versucht, mit einem niederschwelligen Ansatz - "Verbraucherberatung im Quartier" - entgegenzusteuern, um bedarfsgerecht bei Fragen und Problemen aus dem Verbraucheralltag zu unterstützen, die in den Sozialräumen eine hohe Bedeutung haben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten anschließend unter anderem darüber, welche politischen Maßnahmen zur Verringerung der Gefahren durch Armut und Ungleichheit am besten geeignet sind. Christian Bala macht dabei auf eine Studie aufmerksam, die eine Benachteiligung unterer sozialer Klassen durch politische Entscheidungen des Deutschen Bundestags in den letzten dreißig Jahren festgestellt hat. Insgesamt wird erstichtlich, dass die politische Bedeutung der Thematik angesichts der Nachwirkungen des Ukraine-Kriegs zunehmen wird.

Wir bedanken uns bei Dr. Christian Bala für den erkenntnisreichen Vortrag und bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die spannende Diskussion!