Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE)
Wie viel Bodenleben steckt unter einem Fußballplatz? Die Rolle der Böden für unser Klima
„Wie viel Gewicht Bodenleben stecken Ihrer Meinung nach unter einem Fußballfeld?“, fragt Martin Hamer die Teilnehmenden. Die richtige Antwort ist erstaunlich: Das Gewicht von 116 Fußballspielern, also etwa 11 Tonnen Bodenleben bewegen sich unter einem einzigen Fußballfeld. Damit wird die Dimension schon deutlicher. Aber was genau steckt alles im Boden und welche Prozesse gehen dort vor sich?
Zusammengefasst sind es vor allem Wurzeln, Bakterien, Pilze und Tiere, die sich die braune Masse zu ihrem Zuhause machen. Abhängig von der Bodenart, der Vegetation auf und unter der Erde, der Qualität und Menge der organischen Substanzen sowie der Kohlenstoff- und Stickstoffverhältnisse, breiten sich mehr oder weniger Bewohner aus. Ist der Boden beispielsweise zu sauer, bleibt das Gesamtbodenleben mehr an der Oberfläche und dringt nicht so tief ein. Grundsätzlich kann man allerdings sagen, dass etwa 60% der Biodiversität nicht auf, sondern unter dem Boden lebt.
Die Aufgaben von Bakterien und Pilzen sind oft ähnlich: Beide können mit Pflanzen eine Symbiose eingehen und sich gegenseitig versorgen und sie zersetzen Biomasse, aber sie können auch Auslöser für Krankheitserreger sein und schaden. Wirbellose Tiere, wie Regenwürmer, haben eine andere Aufgabe: Sie graben sich zum Teil metertief in den Boden und arbeiten so die organischen Substanzen weiter in den Boden ein und machen diesen fruchtbarer. Seit einigen Jahren konzentriert sich die Forschung verstärkt auf die Wechselwirkungen zwischen Tieren, Pflanzen und Bodenleben.
Untersuchungen von Bodenproben im Campusgarten
Das theoretische Wissen des Blockseminars wird durch praktische Teile immer wieder verfestigt. Im Campusgarten der Hochschule-Bonn-Rhein-Sieg werden Bodenproben untersucht, nach Wurzeln und Tieren in der Erde gefahndet, Pflanzenarten mit Hilfe einer App identifiziert und der Humusgehalt anhand einer Farbskala bestimmt (siehe Bildergalerie unten). Ein mobiles Labor ermöglicht die Bestimmung von chemischen Bodenparametern wie z.B. dem pH-Wert oder den Nährstoffgehalten.
Abgerundet wird das Blockseminar durch eine Exkursion in den Königsforst. Dort hat der Geologische Dienst NRW gemeinsam mit dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft einen Bodenlehrpfad eingerichtet. Die Studierenden können sich hier fünf Bodenprofile im Übergangsbereich zwischen Rheinebene und Bergischem Land aus nächster Nähe anschauen und so einen Einblick in die Vielfalt der Böden und deren Nutzung erhalten.
Grundsätzlich kann nach diesem Seminar auf jeden Fall festgehalten werden: Umso mehr Biodiversität im Boden, umso besser für unser Klima, denn nur so kann das ganze Potential der Ökosystemleistungen der Böden ausgeschöpft werden.
Das Blockseminar findet einmal im Jahr statt und ist besonders interessant für Studierende der Biologie, Chemie, Forensik oder Nachhaltige Ingenieurwissenschaft.
Neben den Angeboten für Studierende, forscht das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) derzeit auch mit Bürger:innen zum Thema Klimafolgen und Klimaanpassungen im eigenen Garten. Im Forschungsprojekt KLUGER Transfer prüfen die Teilnehmenden die Bodenbeschaffenheit ihres eigenen Gartens, pflanzen Gemüse an, nehmen Proben und werten diese aus. Dabei werden insbesondere Nährstoffgehalte, Schadstoffe und der pH-Wert in den Böden und Pflanzen gemessen. Zudem schwingt hier auch die Frage mit, wie sich der Selen Gehalt in den Böden der Region verhält, da prognostiziert wurde, dass es durch den Klimawandel in Zukunft zu einer Selen-Mangelversorgung kommen kann.
Zu diesem Forschungsprojekt leisteten auch die Studierenden aus dem Blockseminar einen Beitrag, indem sie eine Standortbeschreibung vom Campusgarten erstellten. Dafür erfassen sie allgemeine Daten, wie die Koordinaten, Lage, Angaben zu Niederschlag und Temperatur, Geologie, Flora und Fauna sowie Ergebnisse der chemischen Analysen der Bodenproben.
Quick Tipps für mehr Biodiversität im Garten:
o Lege Mischkulturen und Fruchtfolgen an
o Bearbeite deinen Boden nur minimal, um das Bodenleben nicht zu stören
o Achte auf einen optimalen ph-Wert (6-7)
o Vermeide Verdichtung, Versiegelung, synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel
o Achte auf eine standortangepasste Nutzung, d.h. suche deine Pflanzen passend zur Bodenbeschaffung aus, z.B. auch bei Wildblumenmischungen
o Die App „Flora incognita“ kann bei der Pflanzenbestimmung helfen
Kontakt
Martin Hamer
Professor für Böden und Biomasse , Geschäftsführer des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (IZNE), Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften
Forschungsfelder
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53757, Sankt Augustin
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+49 2241 865 774Samantha Antonini
Projekt- und Forschungsmanagement, Wissenschaftliche Mitarbeiterin 'Böden und Biomasse'
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Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
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