Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE)
Empfehlungen für einen effektiven Insektenschutz in Naturschutzgebieten auf der Grundlage eines transdisziplinären Projekt in Deutschland
Die Studie beinhaltete umfangreiche Untersuchungen in 21 Naturschutzgebieten (NSG) in ganz Deutschland, die alle in der Nähe landwirtschaftlicher Flächen liegen. Die Untersuchung umfasste die Erhebung wissenschaftlicher Daten von der Peripherie bis zum Kern eines jeden Gebietes, wobei Methoden wie Bodenproben und der Einsatz von Malaise-Fallen zur Bewertung von Insektenpopulationen eingesetzt wurden. Darüber hinaus wurden verschiedene Faktoren, die zum Rückgang der Insektendiversität und -biomasse beitragen, sorgfältig analysiert. Die Empfehlungen für wirksamen Insektenschutz wurden zwischenzeitlich finalisiert und sind in einem umfassenden Policy-Brief verfügbar.
„Wir freuen uns, unsere Forschung u.a. in dieser Veröffentlichung zu teilen! Unsere Studie betont die Wichtigkeit von Dialogen zwischen verschiedenen Interessengruppen im Naturschutz. Lokale Zusammenarbeit ist wichtig und fördert den Austausch von Wissen und das Wissen umeinander mit den jeweiligen Herausforderungen des anderen, um so Wege für akzeptierte Lösungen zu öffnen. Besonders ermutigend war für uns das einstimmige Interesse der Teilnehmer an unserem Workshop, besonders der Landwirte, die sich eine stärkere gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Arbeit wünschen.”
Prof. Dr. Terlau und Angela Turck, Forschungsmitarbeiterin am IZNE 'Verantwortliches Management und natürliche Ressourcen'
Das DINA-Projekt bietet eine umfassende Analyse der Faktoren, die zum Rückgang der Insektenvielfalt in deutschen Natursschutzgebieten (NSG) beitragen, und präsentiert eine Reihe von Schlüsselempfehlungen, um diesen beunruhigenden Trend abzumildern. Die Empfehlungen beziehen sich auf verschiedene Aspekte der Schutzbemühungen, die von der Politik und Gesetzgebung bis hin zu Managementpraktiken vor Ort und der Einbeziehung von Interessengruppen reichen.
Empfehlungen:
Zunächst betont das Projekt die dringende Notwendigkeit, Insekten in Naturschutzgesetzen und -managementplänen Priorität einzuräumen. Derzeit werden Insekten in diesen Dokumenten nur selten als ausdrückliche Ziele benannt, obwohl sie für das Funktionieren von Ökosystemen von entscheidender Bedeutung sind. Um diese Lücke zu schließen, wird empfohlen, dass Naturschutzmanagementpläne explizit Maßnahmen zur Förderung der Insektendiversität aufnehmen. Zu diesem Zweck müssen die bestehenden Strategien überarbeitet werden, um sicherzustellen, dass sie mit dem Ziel des Insektenschutzes übereinstimmen. Es müssen klare Ziele und Vorgaben für den Insektenschutz in NSG festgelegt werden.
Darüber hinaus stellt die Fragmentierung von NSG eine große Herausforderung für die Bemühungen zum Insektenschutz dar. Die Grenzen zwischen den Schutzgebieten und den angrenzenden Ackerflächen schaffen ausgedehnte Kontaktzonen, in denen die negativen Auswirkungen landwirtschaftlicher Tätigkeiten auf die geschützten Lebensräume übergreifen können. Um dieses Problem zu entschärfen, wird die Erweiterung bestehender NSG bzw. die Schaffung miteinander verbundener Gebiete vorgeschlagen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Wirksamkeit von Erhaltungsmaßnahmen zu erhöhen, und die Populationsdynamik verschiedene Tierarten durch die Verbesserung der Lebensraumvernetung (Habitatkonnektivität) zu unterstützen.
Landwirtschaftliche Aktivitäten in und um NSG, insbesondere der Einsatz chemischer Pestizide und Düngemittel, wurden als Hauptursachen für den Rückgang der Insekten identifiziert. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt das Projekt die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, die die negativen Auswirkungen auf die Insektenpopulationen minimieren. Dazu gehören die Förderung des ökologischen Anbaus und Agrarumweltmaßnahmen, wie die Diversifizierung des Anbaus und die Reduzierung des Pestizideinsatzes. Durch die Umstellung auf umweltfreundliche Anbaumethoden ist es möglich, Lebensräume zu schaffen, die für die Insektenvielfalt günstig sind, ohne die landwirtschaftliche Produktivität zu beeinträchtigen.
Neben den Auswirkungen auf die Landwirtschaft legt das Projekt großen Wert auf die Einbeziehung von Interessengruppen. Kooperative Ansätze, bei denen verschiedene Akteure wie Landwirte, Naturschutzbehörden, NGOs und lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten, werden als wesentlich für den Erfolg von Initiativen zum Schutz von Insekten angesehen. Durch die Förderung des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses zwischen den Beteiligten ist es möglich, lokal angepasste, sozial verträgliche und ökologisch wirksame Lösungen zu entwickeln.
Darüber hinaus betont das Projekt die Notwendigkeit einer verstärkten Überwachung und Risikobewertung, um Veränderungen in den Insektenpopulationen zu verfolgen und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen zu bewerten. Eine regelmäßige Überwachung mit standardisierten Methoden ist von entscheidender Bedeutung, um Frühwarnzeichen für einen Rückgang der Populationen zu erkennen und Strategien für ein adaptives Management zu entwickeln. Zur Unterstützung dieses Prozesses wird empfohlen, die Überwachungs- und Risikobewertung vorrangig in Gebieten mit hohem Risiko durchzuführen und über einen längeren Zeitraum auszudehnen, um langfristige Trends zu erfassen.
Abschließend unterstreicht das Projekt die Bedeutung von Initiativen zur Umweltbildung (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) und zum Aufbau von Kapazitäten. Es soll das Bewusstsein für den Schutz von Insekten schärfen und eine Kultur des Verantwortungsbewusstseins in der breiten Bevölkerung fördern. Durch die Integration des Schutzes der biologischen Vielfalt in Lehrpläne und die Bereitstellung von Schulungsmöglichkeiten für Praktiker ist es möglich, das öffentliche Verständnis für die Insektenvielfalt zu verbessern und nachhaltige Landbewirtschaftungspraktiken zu fördern.
Schlusswort
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das DINA-Projekt wertvolle Einblicke in die Faktoren liefert, die den Rückgang der Insektenvielfalt in Naturschutzgebieten vorantreiben. Eine Reihe von Kernempfehlungen konnte vorlegt werden, die darauf abzielen, diesen alarmierenden Trend aufzuhalten. Durch die Priorisierung von Insekten in der Naturschutzgesetzgebung, die Ausweitung von Schutzgebieten, die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, die Förderung des Engagements von Interessengruppen, die Verstärkung von Überwachungsmaßnahmen und Investitionen in die Umwelterziehung ist es möglich, sichere Rückzugsgebiete für Insekten zu schaffen und die langfristige Erhaltung unserer Ökosysteme zu gewährleisten.
Kontakt
Wiltrud Terlau
Professorin für Volkswirtschaftslehre, Resiliente und Nachhaltige Entwicklung, Direktorin des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (IZNE), Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
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