Zentrum für Ethik und Verantwortung (ZEV)
Wie gelingt der Wandel? Bericht zur Konferenz "Ethik der Transformation"
„So reicht das nicht“, sagte Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker. Laut dem Politiker und Naturwissenschaftler sind die bisherigen Ansätze in Politik, Medien und Gesellschaft nicht ausreichend. Zudem gehe es zu sehr um kurzfristige Krisen und Probleme. Stattdessen sollten sich alle mit ganzer Kraft darum bemühen, dass die Welt auch im Jahr 2080 noch lebenswert sei. „Die Energiekrise ist ein Kinkerlitzchen im Gegensatz zu dem, worüber wir eigentlich reden müssten: die Transformation“ sagte er auf der Konferenz.
Ein Vorbild seien die Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future. Als Vertreter der Bewegung mahnte Maurice Conrad, dass Nachhaltigkeit nicht ohne Verzicht gelingen könne: „Ich glaube, wir müssen als Gesellschaft akzeptieren, dass es eine Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft nicht ohne Wohlstandsverluste geben wird“, sagte der Klimaschutzaktivist.
Auch der Sozialpsychologe und Publizist Prof. Dr. Harald Welzer betonte in seinem Vortrag, dass das Bewusstsein für die Klimakrise alleine nicht ausreiche, um einen gesellschaftlichen Wandel zu erreichen, der von der „inneren Steigerungskultur“ erschwert werde. Ein dauerhaftes wirtschaftliches Wachstum sei nicht möglich.
Die besondere Rolle von Hochschulen als Forschungs- und Bildungseinrichtungen mit Blick auf individuelle sowie gesellschaftliche Verantwortung hob Ökonomin und Philosophin Prof. Dr. Silja Graupe hervor. Hochschulpräsident Hartmut Ihne sagte: „Es muss uns darum gehen, Individuen zu befähigen, sich selbst ethische Grundlagen für die Transformation zu geben, an denen sie sich im praktischen Handeln orientieren können. Diese Entwicklung unterstützen wir unter anderem durch das studienbegleitende Angebot „Studium Verantwortung“, in dem Studierende grundlegende Fähigkeiten erarbeiten, um komplexe Herausforderungen zu begreifen und Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten."
Verantwortungsvolle, zukunftsgerichtete Entscheidungen müssen heutige Studierende in Zukunft auch in ihren Jobs treffen, etwa bei der Entwicklung und dem Design neuer Technologien. Dr. Janina Loh plädierte dafür, hier in Zukunft stärker als bisher ethische Grundsätze einzubeziehen, etwa bei der Arbeit an Robotern für die Pflege: „Wir müssen uns fragen, welche gesellschaftlichen Auswirkungen die Herstellung und Produktion solcher Technologien haben. Wie verändern Roboter wie Care-o-Bot beispielsweise unser Zusammenleben und die Arbeit des Medizinischen Fachpersonals?“, sagte Loh.
Die Zukunft kann ethisch gestaltet werden, ist sich Lea Dohm sicher. Sie ist Dipl.-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Mit-Initiatorin der Psychologists/Psychotherapists for Future. Für sie kommt es nicht nur auf politische Entscheidungsträger an, sondern auch auf die Handlungen jedes Einzelnen. Sie empfahl, im beruflichen sowie im privaten Umfeld bei Veränderungsprozessen nicht auf den Königsweg zu warten: „Es geht darum, eine Offenheit zu bewahren und zu spüren, was gerade geht und wo ich wirksam sein kann. Wenn wir eine Idee haben die gut genug ist, dann lasst uns die mal ausprobieren. Wir haben echt keine Zeit zu verlieren.“, sagte die Wissenschaftlerin.
Rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Veranstaltung live, über 100 davon vor Ort im Universitätsclub Bonn. Gemeinsam mit den Vortragenden vor Ort diskutierten sie über die drängenden gesellschaftlichen und weltpolitischen Fragen.
Die Konferenz wurde vom Zentrum für Ethik und Verantwortung (ZEV) an der Hochschule organisiert. Sie bildete den Abschluss der fünfjährigen Projektphase, mit der das Forum Verantwortung am ZEV als Teilprojekt von Campus to World etabliert wurde. Das Projekt Campus to World wird durch die Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert.
Anlaufstellen
Kontakt: Zentrum für Ethik und Verantwortung (ZEV)
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H 010
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