Vizepräsident Internationalisierung und Diversität (VP3)

Diversity Donnerstag: Klassismus

Mittwoch, 18. September 2024

Mit dem „Diversity Donnerstag“ nimmt das Diversitätsmanagement-Team der H-BRS regelmäßig an Donnerstagen Diversitätsaspekte und Antidiskriminierungsthematiken in den Blick. Diesmal: Klassismus.
Diversity Donnerstag_Klassismus

Was ist Klassismus?

Soziale Herkunft beeinflusst, welche Möglichkeiten und Chancen, aber auch welche Beschränkungen und Schwierigkeiten unser Leben vereinfachen oder erschweren. Die verschiedenen Lebensweisen werden in unserer Gesellschaft sehr unterschiedlich auf- oder abgewertet. Das nennt man Klassismus – Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft.”

Quelle: Amadeu Antonio Stiftung

„[Klassismus] beschreibt die Ausgrenzung, Benachteiligung und Diskriminierung von [zugeschriebener] Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit. Das bedeutet, dort, wo Menschen aufgrund ihres sozialen Status benachteiligt und unterdrückt werden, spricht man von Klassismus. Klassismus wird oftmals zusammen mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus oder Queerfeindlichkeit genannt.“

Quelle: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit

Neben Rassismus und Sexismus bildet Klassismus eine der zentralen Ungleichheitsstrukturen und Unterdrückungsmechanismen.

Quelle: Friedrich Ebert Stiftung, Schule ohne Rassismus

Wie bestimmt soziale Herkunft bzw. sozialer Status unser Leben?

Die Umstände, unter denen wir aufwachsen, prägen unser Leben maßgeblich.

„In was für einem Umfeld wir aufwachsen: ob in einem Heim, einer Wohnung, in einem Hochhaus oder einer Villa, welche und wie viele Sprachen wir sprechen, welche Berufe unsere Eltern haben und wieviel Geld uns zur Verfügung steht – all das zusammen nennt sich soziale Herkunft.“ (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

Soziale Herkunft beeinflusst vor allem die folgenden Bedingungen:

  • materielle Bedingungen (z.B. Geld, Immobilien)
  • Bildungschancen
  • individuelle Förderung

Quelle: Amadeu Antonio Stiftung

Wie äußert sich Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft?

“Wer sich um soziale Herkunft nicht kümmern will und sagt, das mache in Deutschland doch keinen Unterschied, verschließt die Augen vor dieser Diskriminierung. Abwertung aufgrund der sozialen Herkunft schließt Menschen von Ressourcen aus, würdigt sie herab und behindert die gesellschaftliche Teilhabe von armen und einkommensschwachen Gruppen.”

Quelle: Antonio Amadeu Stiftung

Die Diskriminierung zeigt sich in Beispielen wie:

  • Herabwürdigung von Menschen, die nicht bestimmte Statussymbole (z.B. Markenkleidung) besitzen
  • Ausgrenzung und Herabwürdigung von anderen Personen als “asozial”
  • Beurteilung und Herabwürdigung von Menschen, die z.B. arm, obdachlos oder arbeitslos sind
  • Beurteilung von Menschen aufgrund ihres Bildungsstandes (z.B. Hauptschulabschluss vs. Hochschulabschluss)

Quelle: Friedrich-Ebert Stiftung, Amadeu Antonio Stiftung

Welche Folgen hat Klassismus?

Menschen, die von Klassismus betroffen sind, werden oft aufgrund ihres Berufs, Bildungsniveaus, ihrer Wohnsituation, Hobbys oder Sprache stereotypisiert. Sie haben nur begrenzte Möglichkeiten, aus ihrer ursprünglichen sozialen Schicht aufzusteigen, da ihnen wichtige Voraussetzungen wie Bildung und Förderung fehlen. Dies schränkt ihre Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe erheblich ein. Dieser Zustand wirkt sich auch negativ auf ihre körperliche Gesundheit und Lebenserwartung aus, da sie möglicherweise keinen Zugang zu gesunder Ernährung, Sportmöglichkeiten oder medizinischer Versorgung haben oder Tätigkeiten ausüben, die ihrer Gesundheit schaden. Sie bekommen nicht genügend Informationen darüber, was gesund ist oder was hilft, um aus diesen Strukturen auszubrechen. Eine Studie des RKI zeigt zudem, dass Menschen aus bestimmten sozialen Schichten häufiger an psychischen Erkrankungen leiden, da sie beispielsweise mit Problemen wie Hoffnungslosigkeit, Zukunftsängsten und finanziellen Sorgen kämpfen.

Quelle: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit

Klassismus und Bildung

Im Kontext der weltweiten PISA-Studien wurde häufig darüber diskutiert, dass Bildungseinrichtungen in Deutschland Kinder aus benachteiligten Familien nicht ausreichend unterstützen. Das deutsche Bildungsprinzip basiert auf einem Selektionsprinzip, welches jedoch begabungsgerechte Bildung nach der ersten PISA-Studie nicht unterstützt. Dagegen verfestigt die Schulselektion die soziale Position, welche selbst einen Grund für die Selektion darstellt. Der erste entscheidende Schritt der Selektion, der die weitere Bildungslaufbahn beeinflusst, erfolgt spätestens in der Grundschule. Dadurch entwickelt sich für benachteiligte Personengruppen ein Kreislauf: die soziale Position bestimmt das Bildungsniveau, während auch das Bildungsniveau die soziale Position verfestigt. Auch beim Eintritt in Hochschulen spielt Klassismus eine zentrale Rolle: Menschen aus Nichtakademikerfamilien sind im Vergleich zu jenen aus Akademikerfamilien aufgrund ihrer sozialen Herkunft und sozioökonomischen Stellung in der Gesellschaft häufig systematisch benachteiligt, insbesondere in Bezug auf finanzielle, informationelle, mentale und kompetenzbezogene Ressourcen.

Quelle: Schule ohne Rassismus, El-Mafaalani

Was kann ich gegen Klassismus tun?

Befolge die Devise: Klasse erkennen, Klasse handeln.

  • Biographiearbeit: Erkenne Klassismus und soziale Ungerechtigkeit - auch bei dir selbst.
  • Sensibilisierung: Versuche Begriffe aus dem Klassismusdiskurs zu verstehen.
  • Powersharing: Teile deine eigene Macht und Privilegien, wenn möglich. Setze sie für andere ein, die nicht darüber verfügen.
  • Zivilcourage: Stehe für eine solidarische und chancengerechte Gesellschaft ein.

Quelle: Deutscher Volkshochschul-Verband, Bundeszentrale für politische Bildung

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