Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung

Workshop: „Reflexionsfolien für ein diskriminierungssensibles Handeln“ mit Saloua Mohammed

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Mittwoch, 29. Januar 2025

Am Freitag, den 10. Januar 2025, lud der Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung zu einem besonderen Workshop auf dem Gelände der Steyler Mission ein. Unter dem Titel „Reflexionsfolien für ein diskriminierungssensibles Handeln“ bot Saloua Mohammed den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit Rassismuskritik, Diskriminierungsstrukturen und gesellschaftlichem Zusammenhalt auseinanderzusetzen.
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Saloua Mohammed beim Workshop

Saloua Mohammed, Referentin für Rassismuskritik und Rechtsextremismusprävention beim Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA NRW), gestaltete den Workshop. Sie ist zertifizierte Trainerin für Diversität und Intersektionalität (Alice Salomon Hochschule Berlin) und wurde 2023 für ihr herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement als Botschafterin für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet. Das IDA NRW ist eine landesweite Einrichtung, die sich seit 1994 mit Themen wie Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen beschäftigt.

Der Workshop begann mit der Vorstellung der Referentin und der Teilnehmenden und einer Einführung in grundlegende Begriffe, die im Laufe des Workshoptages fallen würden. Frau Mohammed erklärte dabei zentrale Begriffe wie „Intersektionalität“, also die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Formen von Diskriminierung gegenüber einer Person. Oder auch „BIPOC“. Ein Sammelbegriff für Schwarze, Indigene und People of Color, um strukturelle Diskriminierungserfahrungen sichtbar zu machen.

Anhand rassistischer Beispiel-Aussagen reflektierten die Teilnehmenden dann, wie Vorurteile und Stereotype in alltäglicher Sprache verankert sind. Mohammed führte die Teilnehmenden an Werke wie Edward Saids „Orientalism“ (1978) heran, welches das Konzept des „Othering“ also die Konstruktion des „Anderen“ beleuchtet, und Stuart Halls „The West and the Rest“ (1994), das den Eurozentrismus und seine Auswirkungen thematisiert. Es wurde verdeutlicht, dass Kultur nicht statisch oder monokulturell ist, sondern sich dynamisch entwickelt.

In Gruppenarbeiten setzten sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Ungleichwertigkeitsideologien auseinander, tauschten ihr Wissen aus, erweiterten es und beschrieben die zentralen Merkmale der jeweiligen Ungleichwertigkeitsideologie so kurz und prägnant wie möglich, um den Kern der dahinterliegenden Struktur zu begreifen.

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Leseempfehlungen zum Themenfeld Rassismus

Nachfolgend bot eine Mittagspause in der Mensa Zeit für Austausch und Erholung, bevor am Nachmittag das Thema Rassismus in den Fokus rückte. Mohammed erklärte Rassismus als strukturelles Problem, das auf Säulen wie Naturalisierung, Homogenisierung, Polarisierung und Hierarchisierung basiert (Rommelspacher 2009). Sie erläuterte in Anlehnung an Balibar/Wallsein den Begriff des Kulturrassismus (Neo-Rassismus), bei dem heutzutage rassistische Äußerungen im Grunde den Begriff der „Rasse“, durch den der „Religion“ ersetzen, jedoch den gleichen Zweck dienen. Frau Mohammed ergänzte, dass sich Antisemitismus zu anderen Diskriminierungsformen unterscheidet, anders als beim Rassismus eine Abwertung nach „unten“, als eine „Abwertung nach Oben“ äußere, die geprägt ist durch das Gerücht der universellen (finanziellen) Macht und dem anscheinend weltweiten Einfluss. Antisemitismus macht sich durch Verschwörungserzählungen und das „Gerücht über Juden“ (T. A. Adorno) erkenntlich.

Nach einer Triggerwarnung führte die Referentin in Beispiele aus den Medien ein, etwa Schlagzeilen und Bilder, die sexualisierte Gewalt als migrationsspezifisches Problem darstellen. Solche medialen Diskurse, insbesondere zu Islam und Muslim:innen (siehe dazu z.B. Castro Varela, Iman Attia), führen häufig zur Ideologisierung durch rechte Strömungen und gefährden demokratische Werte, Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Im weiteren Verlauf wurde dann auch auf antimuslimischen Rassismus, als auch sekundärem Antisemitismus und Rassismus eingegangen.

In einer abschließenden Gruppenphase erarbeiteten die Teilnehmenden, welche Maßnahmen für sie notwendig wären, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dabei nannten sie u.a. das Schaffen von Begegnungsräumen, Solidarität mit Betroffenen und die Förderung von Multiperspektivität.

Saloua Mohammed schloss den Workshop mit Buchtipps zur weiteren Vertiefung ab – sowohl für Einsteiger:innen als auch für diejenigen, die sich wissenschaftlich mit Diskriminierungsstrukturen auseinandersetzen möchten (z.B. Exit Racism von Tupoka Ogette oder auch das Handbuch kritische politische Bildung von Chehata et al.).

Der Workshop wurde von den Teilnehmenden als sehr bereichernd empfunden und regte zu intensiver Reflexion und Diskussion an.