Kommunikation und Marketing
Mock Trial: Studierende klagen an!
Recht bedarf der Interpretation
Die juristische Streitkultur (legal reasoning) ist notwendige Voraussetzung zum Verstehen unseres Rechtssystems. Dazu gehört auch, gegebenfalls gegen die eigene Auffassung zu argumentieren und eine Haltung zu verteidigen. Die Studierenden lernten in der Simulation, dass Recht kein "festes Gebäude" ist, sondern einer wertenden Interpretation bedarf.
In der Neurodidaktik ist es ein bekanntes Phänomen, dass ein Mensch am besten lernt, wenn das zu Erlernende mit der eigenen Lebenswirklichkeit und mit Emotionen verknüpft wird. Dann lernt man nicht nur besser, sondern auch nachhaltiger.
Die Geschichte, die dem Strafverfahren in der Lehrveranstaltung zugrunde lag, ist ein juristisch altbekanntes, aber nach wie vor brandaktuelles Problem: Darf man wirklich, um eine Vielzahl von Menschen zu retten, einige Menschen opfern? Im simulierten Fall war ein Flugzeug von Terroristen entführt worden und drohte in den EZB-Tower in Frankfurt - inmitten der Innenstadt - zu stürzen. Durfte der Kampfpilot ohne Befehl die in der Maschine befindlichen 55 Passagiere töten, um mehr als 2.300 Menschen im EZB-Tower zu retten?
Die Studierenden erhielten vorab eine detaillierte Einführung mit Hintergründen in das Spiel und eine Karte mit einer Beschreibung der jeweiligen Rolle (wie Staatsanwalt, Verteidiger, Zeuge, Angeklagter), um das Agieren vor Gericht zu erleichtern. Die Rollen wurden vorab in den Teams besprochen.
Setting
Das Setting wurde originalgetreu nachgestellt. Vom Aufbau eines Gerichtssaals bis hin zu Roben für Richter, Staatsanwälte und Verteidiger, selbst Handschellen für den Angeklagten waren vorhanden, so dass sich die Studierenden hervorragend in ihre Rollen einfühlen konnten. Dank des Pro-MINT-us Projekts der H-BRS war ein solch aufwendiges Lehrprojekt überhaupt erst möglich.
Nach einer kurzen Aufwärmphase legten alle Teilnehmer nicht nur ein beachtliches schauspielerisches Talent an den Tag, sondern gingen in ihren Rollen auf und wuchsen daran.
Feedback
Fast alle Studierenden gaben an, dass sie ein deutlich besseres Verständnis für das juristische Argumentieren entwickeln konnten. Es sei außerdem überraschend gewesen, wie schnell man die Rolle nicht nur zu seiner eigenen gemacht, sondern Angriffe in Verhören regelrecht persönlich genommen habe. "Ich bin richtig sauer geworden, als mich die Staatsanwaltschaft befragt hat", so ein Student.
Zwar fiel es einigen Studierenden schwer, gegen die eigene Auffassung zu argumentieren, doch genau das war wiederum ein hervorragendes Training für die Argumentationskompetenz - so lernten sie ein Problem von allen Seiten zu betrachten und schließlich auch zu lösen. Die Studierenden gaben durch die Bank hinweg an, dass das Rollenspiel eine tolle Erfahrung gewsen sei, die sie gerne und häufiger wiederholen wollten.
Hintergrund: Gerichtsverhandlung statt Vorlesung
Kontakt
Andrea Schröder
Direktorin des Zentrums für Innovation und Entwicklung in der Lehre (ZIEL), Präsidialbeauftragte für Hochschuldidaktik
Standort
Rheinbach
Raum
B 118
Adresse
von-Liebig-Str. 20
53359, Rheinbach
Telefon
+49 2241 865 446Standort
Sankt Augustin
Raum
E 249
Adresse
Grantham Allee 20
53757, Sankt Augustin
Telefon
+49 2241 865 446