Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
Mit selbstgebauter Lüftungsanlage zu mehr Konzentration im Klassenzimmer
An der Luftqualität kann es nicht gelegen haben, dass bei der Präsentation der Studierenden vereinzelte Schüler ihre Köpfe auf dem Tisch ablegten. Viel eher kam wohl die erste Unterrichtsstunde an diesem Freitagvormittag für manche zu früh. So verpassten sie die spannenden Ergebnisse, die die H-BRS-Studierenden auf Grundlage der Messung von Temperatur, CO2-Gehalt und Luftfeuchtigkeit vorstellten.
Das Stoßlüften, das in der Corona-Pandemie in vielen Konzepten öffentlicher Einrichtungen eine wichtige Rolle einnahm, ist den Auswertungen zufolge zwar besser als gar nicht zu lüften. Andere Methoden seien jedoch effektiver: „Durch das stoßweise Lüften kommt zwar kurzfristig viel frische Luft in den Raum, aber in der restlichen Zeit staut sie sich wieder auf. So wird die Luftqualität über den Tag gesehen schlechter“, sagte Moritz Rohde, Student im Projekt. Darüber hinaus verteile sich die frische Luft nur sehr ungleich im Raum, der nur auf einer Seite Fenster hat. „Nicht nur aufgrund der Luftqualität, sondern auch in Bezug auf die Temperatur ist das Stoßlüften nicht sinnvoll. Das wurde bei unseren Messungen im November und Dezember deutlich, wo es vor allem in der Nähe der Fenster schnell sehr kalt wurde“, ergänzte Tobias Lautner.
Eine verbesserte Luftqualität, das zeigten die Messungen, erreiche man bereits durch eine dauerhafte Luftzufuhr mit auf Kipp gestellten Fenstern. Am besten waren die Werte bei Nutzung der eingebauten Lüftungsanlagen. Das System fängt die warme Atemluft der Schülerinnen und Schüler auf und transportiert sie mit Ventilatoren nach draußen. Gleichzeitig wird frische Luft vom geöffneten Fenster in den Klassenraum geleitet. Durch diesen Kreislauf wird die Luft kontinuierlich erneuert, die Luftqualität wird besser.
Das Ventilator-Fensterlüftungssystem war während der Corona-Pandemie vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz (MPI C) entwickelt worden und ist mittlerweile bereits in über 2000 deutschen Klassenräumen installiert worden. Neben der Luftqualität soll die Anlage auch das Infektionsrisiko senken. Das konnten die Studierenden aufgrund eines Sensorfehlers in ihrer Messung zwar nicht bestätigen, aber vieles deutet darauf hin: „Anhand der anderen Messwerte, insbesondere des CO2-Gehalts der Luft, zeigt sich, dass die Luftqualität durch den Einsatz der Anlage deutlich gestiegen ist. Deshalb hat sehr wahrscheinlich auch die Anzahl der Aerosole abgenommen“, sagte Alexander Friesen bei der Präsentation im Klassenraum.
Darüber hinaus hatten die Studierenden die Schülerinnen und Schüler befragt, wie sie den jeweiligen Zustand des Raumes bewerteten, einerseits in Bezug auf die Luftqualität, aber auch inwiefern sie die Geräusche der Lüftungsanlage als störend empfunden haben. Auch hierbei wurde deutlich, dass ein stickiger Klassenraum und große Temperaturschwankungen als unangenehm empfunden werden.
Klassenlehrer Leo Sträßer zeigte sich begeistert von den Ergebnissen der Studierenden: „Für uns ist es natürlich toll, dass wir durch die selbstgebauten Anlagen die Raumluft verbessern konnten. Wenn die Hochschule weitere Praxisprojekte plant, stehen wir gerne zur Verfügung. Am liebsten würde ich alle Klassenräume mit den Lüftungsanlagen ausstatten“.
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Frank Dieball
Beratung zur Studienoption Lehramt für Ingenieure (Projekt AGORA) , KLUGER Transfer - Klima - Umwelt - Gesundheit - Transfer , Ingenieure ohne Grenzen Challenge (IoGC)
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