Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
"Evidenzbasierte Politikgestaltung" - Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Simona Helmsmüller
Simona Helmsmüller hat seit September 2022 die Professur „Economics of Social Protection” inne. Sie ist Studiengangsleiterin des Masterstudiengangs „Social Protection“ im Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung.
Thematisch konzentrierte sich der Vortrag auf das Zusammenspiel zwischen empirischen Erkenntnissen und der Formulierung von Sozialpolitik. Unter der Überschrift „Data Pitfalls“ führte Simona Helmsmüller in die Komplexität des Themas ein und legte dar, welche Folgen es haben kann, wenn komplexe Zusammenhänge vereinfacht dargestellt werden. Sie veranschaulichte dies am Beispiel von PISA Daten aus dem Jahr 2000, bei denen eine positive Korrelation zwischen zwei politikrelevanten Größen negativ wird, wenn geeignete Kontrollvariablen einbezogen werden. Dies verdeutlicht, dass Korrelationen keine geeignete Größe für Politikentscheidungen sind, sondern stattdessen kausale Wirkung gemessen werden sollte.
Im zweiten Themenblock ihres Vortrags „From correlation to causation“ legte sie dar, wie diese Messung kausaler Effekte mit Hilfe geeigneter Kontrollgruppen gelingen kann. Dazu benutzte sie das Beispiel einer von ihr durchgeführten rigorosen Evaluierung einer Krankenversicherung in Pakistan. Hier benutze sie ein Regression Discontinuity Design, bei dem die Haushalte knapp unter und knapp oberhalb eines exogenen Cut-offs verglichen werden, der den Zugang zur Krankenversicherung definiert. Während das rigorose Vorgehen robuste Ergebnisse lieferte, bliebe wichtige Fragen nach den Wirkungskanälen und möglichen Stärken und Schwächen der Politik unbeantwortet.
Daher plädierte sie im dritten Teil ihres Vortrags dafür, das Sammeln empirischer Evidenz als Detektivarbeit zu betrachten, bei der verschiedene methodische Designs verschiedene Forschungsfragen zu den unterschiedlichen Zeitpunkten der Politikgestaltung beantworten. Hierbei orientierte Simona Helmsmüller sich am 4-Phasen Modell für klinische Versuche und unterteilte die Forschungsfragen nach Machbarkeit, Wirksamkeit, Effektivität und Langzeitwirkung. Sie beendete ihren Vortrag mit einem Ausblick auf die Forschung und auf einen möglichen Transfer in die Lehre.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine lebendige Diskussion mit den Interessierten statt. Insbesondere die schwierige politische Lage in Nordpakistans und deren Implikationen für das Forschungsprojekt wurden intensiv diskutiert, ebenso wie die Frage nach der Erfassung geschlechtsspezifischer Unterschiede im Rahmen des Forschungsprojekts.
Kontakt
Simona Helmsmüller
Professorin für 'Economics of Social Protection', Direktorin des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung (IZNE), Studiengangsleitung Master "Social Protection", Schwerpunktprofessur Nachhaltige Sozialpolitik
Forschungsfelder
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Sankt Augustin
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