Kommunikation und Marketing
Jennifer Pandiyan, CSR & NGO Management
Von Indien nach Rheinbach zu ziehen, war keine leichte Entscheidung: Pandiyan hatte sich bei der Planung ihres nächsten Schritts auf der Karriereleiter viele Gedanken gemacht: “In unserem Masterstudiengang Elektronische Medien in Indien mussten wir im ersten Jahr die technischen Begriffe lernen. Diese waren alle auf Deutsch und so begann meine Verbundenheit mit dieser Sprache. Dann habe ich, aus eigenem Interesse, am Goethe-Institut in Chennai weiter Deutsch gelernt. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Doktorandenstelle. Als ich anfing mich zu bewerben, riet mir ein Dozent, zunächst einen Master in Deutschland zu machen. So könne ich mir ein Netzwerk aufbauen um dann für eine Promotion zugelassen zu werden.” Also bewarb Pandiyan sich für mehrere Masterstudiengänge; für einen der Studiengänge hätte sie sogar ein Stipendium erhalten. Die Anforderungen an die Deutschkenntnisse waren jedoch sehr hoch und letztlich zwang auch ihre persönliche Situation als frischgebackene Mutter sie dazu, die Angebote abzulehnen. Schon bald jedoch öffnete sich eine neue Tür: „Ich erfuhr, dass die gleiche Hochschule einen MBA für Soziale Verantwortung und das Management von Nichtregierungsorganisationen anbietet. Der multidisziplinäre Lehrplan begeisterte mich; ich wurde zugelassen und das ist meine Geschichte, wie ich zur H-BRS gekommen bin.”
Ein Traum, der wahr wurde
Da Pandiyan bereits am Goethe-Institut in Chennai Deutsch gelernt hatte, war sie schon ein wenig mit der deutschen Sprache und Kultur vertraut. Sie freute sich darauf, an der H-BRS ein neues Lebenskapitel aufzuschlagen: „Ich bin eine Entdeckerin durch und durch und trage diese intrinsische Motivation immer in mir (...) Ich hatte schon immer davon geträumt, an einen neuen Ort zu gehen. An einen Ort, an dem mich niemand kennt, ich niemanden kenne, ich kaum etwas über diesen Ort weiß und ich meine Lebenserfahrungen mit einem reinen Kopf und Herzen machen kann – das ist aufregend.”
Als Pandiyan im Rheinland ankam, knüpfte sie schnell Freundschaften und engagierte sich, wo sie konnte: „Mein Semester, meine Kommilitonen – das war eine echte Lebenserfahrung!”
Hinzu kam ein Studentenjob an der Hochschule im Bereich Interkulturelle Kommunikation: „Mit und für Frau Küpper zu arbeiten ist eine der besten Erinnerungen und tollsten Erfahrungen, die mir half, persönlich zu wachsen und meinen Horizont zu erweitern.”
Ihre damalige Dozentin und Chefin Eileen Küpper sieht das ähnlich und hat eine hohe Meinung von Pandiyan: „Vor kurzem habe ich einen Artikel mit dem Titel Die zehn wichtigsten Qualitäten des idealen Studenten gelesen. Der Autor nannte die Stichworte Intelligenz, Unabhängigkeit, Hingabe, Bildung, Zeitmanagement, Organisation, Neugierde, Enthusiasmus, Denkvermögen, Fleiß und Motivation. Jennifer Pandiyan besitzt alle diese Qualitäten und hat sie mir in unserer Zusammenarbeit auch bewiesen.”
Erfahrungen einer Inderin im Rheinland
Während ihrer Zeit in Deutschland stand Pandiyan mit ihrer Familie und ihren Freunden regelmäßig per Skype oder Email in Kontakt. Alle sechs Monate reiste sie nach Indien, um ihre Familie und ihr Baby zu sehen. Pandiyan unternahm viel in Bonn: Sie engagierte sich in Sprachtandems, für kulturelle Austausche, die von der CouchSurfing Gruppe Bonn organisiert wurden und sie war Mitglied der InterNations Organisation für Expats. So konnte sich Pandiyan mit Gleichgesinnten treffen und austauschen. Sonntags-Brunchs, Wander- und Fahrradtouren, Gitarrenstunden und Kochkurse gehörten zu den häufigen Unternehmungen. Sie liebte Ausflüge, weniger zu typischen Touristendestinationen, sondern eher zu unbekannteren Zielen und entdeckte dabei die Gegend und Natur in der Region Bonn.
An eine Situation erinnert sie sich noch genau: „Einmal war ich eingeladen und stellte meine Freunde einem deutschen Freund vor. Ich zeigte nacheinander auf alle meine Freunde und erklärte: „Er ist mein Freund, er ist mein Freund. Mein deutscher Bekannter kugelte sich vor Lachen und fragte: „Wie viele feste Freunde hast du denn?“ Dann hat er mir erklärt, dass ich das im Deutschen etwas anders formulieren müsse und „Freund von mir“ sagen müsse, um nicht missverstanden zu werden.”
Zukunftsaussichten mit der H-BRS immer im Hinterkopf
Wenn sie an ihre Zeit in Deutschland zurückdenkt, wird Pandiyan ein bisschen nostalgisch: „Auf einer dieser Parkbänke neben dem See bei der Mensa sitzen, die Vögel beobachten, die Bäume und den unendlichen Himmel, mit einem Buch in der Hand und einem Kaffee - das ist eine der besten, vielleicht sogar spirituelle Erinnerung an die Zeit an der H-BRS.” Mit Kommilitonen ist sie noch immer per Facebook in Kontakt, manchmal schreibt man sich Emails.
Pandiyan lebt inzwischen wieder in Indien und arbeitet, als Verantwortliche für Forschung und Veröffentlichungen, für ein Nachhaltigkeitsprojekt in Chennai. Die Pure Water Foundation (PWF) konzentriert sich auf folgende vier Themen: Abfallwirtschaft, kommunale Natur- und Forstwirtschaft sowie Abwassermanagement. Pandiyan ist der festen Überzeugung, dass Nachhaltigkeit nur dann funktioniert, wenn alle betroffenen Parteien zusammenhalten. Die Regierung, die moderne indische Gesellschaft, die städtischen Haushalte und die Bauern vor Ort müssten zusammenarbeiten, um wirklich etwas zu erreichen. Es geht um die Idee: Global denken und lokal handeln. Für Pandiyan geht es bei erneuerbaren Rohstoffen darum, dass man “Abfall” in wertvolles Gut verwandelt. Bis heute hat ihre Organisation bereits geschafft, mehr als hundert Bauern in ihr Organic Farmers Network aufzunehmen. Die internationale Akkreditierung für Biofeststoff-Management ist angestoßen. Zudem verhandelt Pandiyans Organisation derzeit mit einem großen Düngemittelkonzern in Indien mit dem Ziel, dass dieser in Zukunft eher Biofeststoffe statt ausschließlich Chemikalien als Düngemittel verwendet.
Das Studium an der H-BRS habe für ihren jetzigen Beruf einen enormen Beitrag geleistet: “Das war für mich persönlich und beruflich eine der wichtigsten Phasen. Von der Gestaltung einer Website, Neueröffnung von Büros, Personalbeschaffung bis hin zu Vertragsverhandlungen mit der Regierung und Projektpartnern – das alles kann ich jetzt umsetzen.”
Auch wenn Pandiyan weit weg von Deutschland ist - in ihren Gedanken ist die H-BRS immer dabei: „Für meinen jetzigen Beruf kann ich mir gut vorstellen, mit der H-BRS ein gemeinsames Projekt anzugehen.” Es ist erst eine Idee, aber die Umsetzung wird sehnlichst erwartet.
Text: Marion Ender