Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Kommunikation
Über Wildbienen und Schrotträder: Abschlusspräsentation im Seminar Design Thinking
(RE)flowbee - Was passiert mit den Abfällen?
Die Wildbienen-Nisthilfen oder WiBiNis, wie sie auch ganz niedlich abgekürzt werden, leisten bereits einen tollen Beitrag zum Artenschutz. Doch was dem flowbee-Gründer Florian Wester beim Bau dieser Nisthilfen schon länger ein Dorn im Auge ist, ist der anfallende Müll bei der Produktion. Und somit hat er eines der Teams aus dem Design Thinking-Seminar beauftragt, eine Lösung zu finden, die Abfallprodukte zu verringern und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft anzustreben.
Nachdem sich das Team in der Werkstatt von flowbee einmal genau angesehen hat, welche Werkstoffe denn am Ende übrig bleiben und wie viel davon überhaupt anfällt, gab es ein großes Brainstorming, aus dem ein paar Prototypen entwickelt wurden. Diese zu testen, gehört zu den allerwichtigsten Aufgaben, wie das Team auch visuell darstellte.
Und so wurde jeder Prototyp einzeln vorgestellt. So kann sich das Team etwa vorstellen, dass die Kund*innen vor dem Zusenden der Nisthilfe gefragt wird, ob sie Holzspäne oder Schieferreste gebrauchen können. Diese würden dann ohne irgendwelche Kosten einfach mitgeliefert. Des Weiteren gibt es die Idee, Comics zu erstellen, die zum Thema Nachhaltigkeit bilden sollen. Die Holzspäne als Dämmmaterial weiterzuverwenden sei mit Sicherheit nicht schlecht. Allerdings werden niemals so viele Späne als Abfall anfallen, dass man damit ein ganzes Haus dämmen könnte. Eine praktische Anwendung würden die Abfälle auch als Füllmaterial für einen Stressball finden. Das Team hat einen gebastelt und wirft ihn einmal durchs Publikum im Seminarraum. Um den Holzstaub von anderem Dreck zu unterscheiden, hat ein Teammitglied einen Staubabscheider gebaut, der die groben Späne vom feinen Staub trennen soll. Einen andere praktikable Lösung ist aber auch der Sack. In diesem sollen die Abfälle gesammelt werden und am Ende dient der Sack als Versand-Polster im Paket.
Auf den ultimativen Prototypen hat die Gruppe sich zwar nicht einigen können, sie stellt zum Ende ihres Vortrags allerdings heraus: "Die Prototypen wurden zwar alle unabhängig voneinander entwickelt, sind aber nicht unbedingt getrennt voneinander zu betrachten. Sie funktionieren am besten als Symbiose."
WiBiNi Pro - Die Bienen sollen es noch besser haben
Eine etwas erweiterte Version der kleinen Bienenhäuschen von flowbee hat die dritte Gruppe entwickelt. Weil sie einen Windsensor sowie einen Feuchtigkeits- und Temperatursensor angebracht haben, macht die Nisthilfe mehr den Eindruck einer Wetterstation. Das hat sich das Team wohl auch gedacht, zumindest ist eine der entwickelten Anwendungsmöglichkeiten eine Wetter-App. Doch eigentlich dienen die ganzen Messgeräte einem wissenschaftlichen Zweck. Die Umgebungsbedingungen sollen nämlich aufgezeichnet werden, um den perfekten Standort für die Bienen zu ermitteln.
Das Team hatte sich als Ziel gesetzt, eine Art Do-It-Yourself-Baukasten aus dem ganzen Konstrukt zu machen. Sie haben eine Betriebsanleitung in einfacher Sprache erstellt, sodass die Nutzer*innen alles selbst aufbauen können. Verschiedene Tests hätten aber gezeigt, dass der Aufbau wohl doch nicht so verständlich und einfach ist. "Eventuell doch zu kompliziert für den Ottonormalverbraucher", meint eines der Gruppenmitglieder. Übrigens werden die Messgeräte mit Solarpanels und einer Batterie betrieben. Jana Hevendehl von der Wirtschaftsförderung Bonn lobte die Studierenden: „Dank des kreativen und lösungsorientierten Design Thinking Prozesses sind viele Ansätze entstanden, die dem Start Up flowbee nun als Entwicklungschance dienen. Eine tolle Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.“
reCYCLE - Schluss mit Schrotträdern
Überall stehen Schrotträder herum. Wer sein Fahrrad nicht mehr braucht, stellt es einfach irgendwo hin. Das scheint zumindest für die meisten die komfortabelste Lösung zu sein. Um die Entsorgung müssen sich dann die Ordnungsämter der Gemeinden kümmern. Dabei ließen sich die Räder doch recyclen. Eine Lösung dafür sucht unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (adfc), der diese Aufgabe an eines der Teams aus dem Design Thinking-Seminar weitergegeben hat. Frank Begemann vom adfc Bonn/Rhein-Sieg war vor Ort und war gespannt auf die Lösungsvorschläge des Teams. Dieses hat zur Analyse des Problems zunächst Unternehmen sowie Privatpersonen befragt. Schrotträder an großen Abstellanlagen stehen zu lassen, verschaffe wohl einfach Anonymität und der Verkauf auf dem Gebrauchtfahrradmarkt sei dagegen zu umständlich. Inspiration für eine Lösungsidee war zum Beispiel die Stadt Münster. Dort gibt es feste Abstellzonen für Fahrräder, Falschparker werden abgeschleppt.
Das Team gab in der Präsentation Einblicke in ihren Lösungsfindungsprozess. So wurde über Schrottradkunst, ein Fahrrad-Ersatzteillager oder einen Abholservice diskutiert. Letztendlich stellten die Teammitglieder aber einen Prototypen vor. Ein grün angestrichener, selbstgebauter Fahrradständer. Der Kniff liegt im Detail: Ein angebrachter QR-Code führt den Nutzer zu einer App, in der man durch reines Parken Prämien sammeln kann. Je länger man parkt, desto weniger Punkte sammelt man. Dieses System soll Schrotträder vermeiden und zum Fahrradfahren ermutigen. Zur Sicherheit müssen beim Ein- und Auschecken Fotos in der App hochgeladen werden. "Und der große Vorteil: Man kann auch bestehende Fahrradständer mit den QR-Codes ausstatten und diese ins System integrieren", wie einer aus der Gruppe klarstellt. Begemann lobte die Gruppe: "Mir gefällt es, dass ihr positiv an die Sache rangeht und nicht etwa mit Strafen arbeitet."
Text: Jonathan Schmitt