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Kommunikation und Marketing

Andreas Pichler, BWL

Kapital Mensch - Für viele moderne Firmen gelten die Mitarbeiter als das größte Kapital. Um dieses Kapital optimal zu pflegen, kann manchmal Rat von außen nützlich sein – von Menschen wie Andreas Pichler. Der H-BRS-Absolvent hat sich mit einer Personalberatung selbstständig gemacht.

Schon sehr früh war Andreas Pichler im Job nicht darum verlegen, Führungskräften Rat zu geben, welcher Mitarbeiter für welche Aufgabe der richtige sei. In der Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Firma Hüls Troisdorf Ag kam das oft vor: „Mein Chef verdrehte meistens die Augen, wenn ich als junger Azubi ihm als gestandenem Manager da mal wieder Ratschläge erteilen wollte“, erinnert sich Pichler schmunzelnd. „Aber ich war eben schon damals überzeugt, dass ich die Stärken anderer gut einschätzen kann.“ Nach der Ausbildung begann er 1993 erst einmal ein Maschinenbau-Studium an der Universität Köln. Er brach es 1996 ab. Die Technik war doch nicht so seine Erfüllung.

Stattdessen sollte es BWL an dieser neuen Fachhochschule (FH) in Sankt Augustin sein: Dort konnte man damals noch gar nichts anderes studieren, so klein war die ein Jahr zuvor gegründete FH mit dem damaligen Namen Fachhochschule Rhein-Sieg noch.

Trotzdem: Pichler wollte unbedingt in die Human Ressource Beratung. Ein BWL-Studium mit Schwerpunkt interne Unternehmenskommunikation und Unternehmensberatung, das an der H-BRS angeboten wurde, erschien ihm da genau passend. Und seine Ahnung sollte sich als Treffer herausstellen: Nicht nur inhaltlich, sondern auch menschlich – was für sein Berufsziel ja nicht ganz unerheblich war. Wie gut die Atmosphäre an der noch kleinen Fachhochschule war, erkannte Pichler gleich bei der Erstsemesterfeier: „Ich war mit Freunden dort und wir wunderten uns über einen Mann mitten auf der Tanzfläche. Er war etwas älter, aber so verschwitzt wie wir, denn er tanzte wie wild. Wir dachten, das müsse ein älterer Student sein. Bis wir ihn angesprochen haben: Er stellte sich als Professor vor, den wir im dritten Semester bekommen sollten.“

Alumnus Andreas Pichler (DE)

Die Anekdote, findet Pichler, beschreibe die H-BRS sehr treffend:  „Die Stimmung an der Fachhochschule war eine ganz andere, sie war viel lockerer, viel persönlicher als an der großen Universität Köln. Man konnte sich auch beim Mittagessen oder im Fahrstuhl mit den Professoren freundschaftlich unterhalten.“ Im Gegensatz zu seinem vorhergehenden Versuch in der Domstadt konnte Pichler sein Studium jetzt richtig genießen. „So hatte ich mir das immer vorgestellt. Wir saßen im Sommer draußen mit unseren Professor und haben den Wirtschaftsteil der „Süddeutschen“ diskutiert. Komplett frei vor uns hingeredet. Ganz entspannt.“

Nach Abschluss des Diploms arbeitete Pichler bei VAW Aluminium und der Premiere AG in der Personalabteilung. Die Jahre bis 2007 verschafften ihm ein breites Netzwerk, welches er dann für den Start eines eigenen Unternehmens nutzte. Er gründete die Firma für Personalberatung und -coaching „Pichler und Partner“ in München.

Obwohl Pichler in Köln geboren wurde und dort sein Herz schlägt, verband ihn eine große Zuneigung auch mit München. Seine Mutter war dort geboren, er fand die bayerische Hauptstadt schon immer schön. Deswegen blieb er dort und gründete eine Familie. Seine Firma läuft gut, er konnte sein Netzwerk weiter vergrößern. „Kunden, die zu mir kommen, kennen mich entweder schon persönlich oder ich werde weiterempfohlen.“ Die meisten, die bei ihm wegen einer Beratung anfragen – egal ob große oder kleine Firmen – könnten ihr Problem im Personalbereich gar nicht einmal konkret benennen. „Sie sagen einfach, es laufe nicht gut. Mein Job ist es dann, das Problem zu finden und zu lösen.“ Pichler erarbeitet dann einen Vorschlag, wie man das Problem angehen könnte. „Entweder der Kunde nimmt an oder er sagt ab. Man muss sich eine dicke Haut zulegen und dazu stehen, was man vorgeschlagen hat, sonst nimmt man sich ein Nein zu sehr zu Herzen.“ Bei der Personalberatung gehe es vor allem um Menschen. Da seien viele Aspekte natürlich recht subjektiv. Beim nächsten Kunden passt es dann wieder.

Jedenfalls trifft das Klischee, BWL sei reine Zahlenkunde, bei Pichlers Job ganz und gar nicht zu. Bei ihm geht es gerade darum, die Menschen hinter den Zahlen zu sehen, sie einzuschätzen und wieder auf den richtigen Pfad zu führen. Damit das Kapital Mensch voll zur Entfaltung kommt.

 

Text: Antonia Heizmann

Antonia Heizmann studiert an unserer Hochschule Technikjournalismus. Sie verfasste dieses Porträt im Rahmen eines Wahlkurses (Porträtschreiben am Beispiel von H-BRS-Alumni) im Wintersemenster 2015/2016.

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