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Stets einsatzbereit: 16 Jahre Hochschulfeuerwehr

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"Es gibt keine andere Organisation, die fast komplett auf das Ehrenamt gestützt ist, wie die freiwilligen Feuerwehren, so flächendeckend und in dieser Größenordnung. Rund um die Uhr, mit schneller Hilfe in Notfällen", sagt Hermann Schreck, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Auch die Freiwilligen der Hochschulfeuerwehr leisten dazu ihren Beitrag.

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Feuerwehrbus am Campus Sankt Augustin. Foto: Gabriele Neugebauer

Wenn der Alarm losgeht, haben die derzeit sieben studierenden Feuerwehrleute der Hochschule Bonn-Rein-Sieg nur wenige Minuten, um einsatzbereit zu sein. Sie gehören zum sogenannten Tagesalarm der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin. Das heißt, bei einer höheren Alarmstufe verlassen die Studierenden ihre Seminare und Vorlesungen, denn bei dieser Alarmstufe geht es darum, Menschenleben zu retten oder bei Bränden mit erhöhtem Personalbedarf die örtlichen Einheiten zu unterstützen.

Im Laufschritt geht es in den extra eingerichteten Umkleideraum, im Hauptgebäude am Campus Sankt Augustin. Hier hat jeder seinen eigenen Spind, in dem die Ausrüstung hängt. In Windeseile springen die Kameradinnen und Kameraden in ihre Montur und einen Augenblick später schon in den Mannschaftswagen.

Immer dabei ist Marcus Faak. Er ist Mitarbeiter der Hochschule, vor allem aber ist er seit 38 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in Sankt Augustin/Mülldorf engagiert. Als Brandoberinspektor und Einheitsführer leitet er die Einsätze. "Ich habe bei den Einsätzen also den Hut auf. Wobei unsere Studierenden nicht zu kleineren Notfällen, wie einer Ölspur auf der Straße oder der Katze im Baum gerufen werden, dies machen die alarmierten Einheiten selber. Da geht der Hochschulalltag eindeutig vor." Aber an einem Augusttag vor zwei Jahren war die Manpower aus der Hochschule sogar im benachbarten Siegburg gefragt: Ein Böschungsbrand im Stadtteil Brückberg an der ICE Strecke Frankfurt/Köln drohte gleich auf mehrere Häuser überzugreifen. "Besonders im Gedächtnis ist mir auch ein LKW-Brand auf der A3 geblieben", so Marcus Faak. "Der hatte Toastbrot geladen und hat stundenlang gebrannt. Hier waren wir mit den studentischen Feuerwehrkräften auch vor Ort."

Vor etwa 16 Jahren hatte sich Feuerwehrmann Faak in Absprache dem damaligen Hochschulkanzler Hans Stender die Hochschulfeuerwehr ins Leben gerufen. Die Stadt Sankt Augustin war auf die Hochschule zugekommen, denn gerade tagsüber schwindet die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte, da sie nicht mehr vor Ort arbeiten. Faak startete eine Umfrage an der Hochschule und hatte sofort eine Hand voll Freiwillige zusammen. Aktuell ist das Team sieben Mann stark. In Spitzenzeiten waren es 21. Aber nach einem Studienabschluss reduziert sich automatisch die Zahl. Nachwuchssorgen hat Faak trotzdem nicht. "Das spricht sich rum. Die Mitglieder der freiwilligen Hochschulfeuerwehr gehören ja bereits der Feuerwehr ihrer Heimatgemeinde an. Und sobald die unseren Mannschaftstransportwagen auf dem Hochschulgelände entdecken, ist das Interesse geweckt, sich auch hier an der Hochschule zu engagieren."

Die Corona-Lage schränkt aber auch die Hochschulfeuerwehr ein: Die Studierenden sind nicht an der Hochschule, sondern im Online-Semester zu Hause, weit weg von ihrer Einsatzausrüstung im Hochschulspind und können daher nicht gerufen werden, wenn der Tagesalarm ausgelöst wird. Auch Übungsdienste fallen coronabedingt weg. Dabei ist es immens wichtig, fit und einsatzbereit zu sein. Dafür bietet die Sankt Augustiner Feuerwehr auch den Studierenden Möglichkeiten. So zum Beispiel die Wärmegewöhnungsanlage für Atemschutzgeräteträger oder die Teilnahme an Fortbildungen sowie Übungstage am Institut der Feuerwehr NRW in Münster, der Feuerwehrschule des Landes.

Finanziert wird die Hochschulfeuerwehr, wie die gesamten sechs Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin, von der Stadt. "Das Equipment unserer Einsatzfahrzeuge ist in den letzten Jahren einmal komplett erneuert worden und ist auf einem topmodernen Stand", sagt Brandoberinspektor Marcus Faak. Das ist die beste Motivation für die Feuerwehrangehörigen der Stadt. Und das sei für die Stadt deutlich günstiger als eine Berufsfeuerwehr, erklärt er weiter.

Rund 600-mal im Jahr wird in der Kommune Alarm ausgelöst. Bei bis zu 20 Einsätzen unterstützt dabei die Feuerwehr der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Zum Glück war bisher - bis auf einen kleinen Müllcontainerbrand - noch kein ernster Einsatz am Campus dabei.

Text: Esther Hummel