Kommunikation und Marketing

NRW finanziert Forschungsprofessuren an der H-BRS

Dienstag, 14. Februar 2017

Das Wissenschaftsministerium des Landes NRW gewährt zwei Professoren des Fachbereichs Angewandte Naturwissenschaften der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Fördergelder aus dem Programm "Zeit für Forschung".

Professorin Dr. Edda Tobiasch kann diese Zeit zum Testen eines neuen potenziellen Medikaments gegen Osteoporose nutzen; ihr Kollege Professor Dr. Jörn Oliver Sass baut mit dem Projekt "Ketonkörper - mehr als nur Energielieferanten?" seine Forschung auf dem Gebiet der seltenen Stoffwechselstörungen aus. Damit adressieren beide Wissenschaftler das Themenfeld "Gesundheit".

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg stellt sich seit 2010 strukturell den großen gesellschaftlichen Herausforderungen durch den gezielten Aufbau von Forschungsschwerpunkten, die Gründung von Forschungsinstituten und weiteren profilbildenden Maßnahmen in den Themenfeldern Sicherheitsforschung, Visual Computing, Autonome Systeme und Robotik sowie Ressourcenschonung und Energieeffizienz. Als weiteres bedeutsames Handlungsfeld soll die biomedizinische Forschung gestärkt und weiter ausgebaut werden. Dazu haben sowohl Jörn Oliver Sass als auch Edda Tobiasch bereits kontinuierlich wichtige Beiträge geleistet.

Ketonkörper – mehr als nur Energielieferanten?

Die Ketonkörper Acetessigsäure und (R)-3-Hydroxy-n-Buttersäure sind Substanzen, die vor allem im Hungerzustand das Gehirn mit Energie aus Fettsäuren versorgen können. In den vergangenen Jahren wurde immer deutlicher, dass Ketonkörper neben ihrer Rolle als Energieträger weitere biologische Funktionen übernehmen können, die eine potenzielle Bedeutung für die Entstehung und die Behandlung von Krankheiten haben. Erhöhte Ketonkörper-Konzentrationen werden zum Beispiel bei metabolischen Entgleisungen von Diabetikern und bei seltenen Ketolyse-Defekten beobachtet. Aber auch bei Krebserkrankungen und Alterungsprozessen können Ketonkörper eine Rolle spielen.

In jüngster Zeit schenken Wissenschaftler dem Monocarboxylat-1-Transporter (MCT1) ihre Aufmerksamkeit. MCT1 dient unter anderem dazu, Ketonkörper in das Gehirn zu transportieren, und ist ein potentielles Ziel in der Therapie mancher Krebserkrankungen. Im Rahmen des Forschungsprojektes möchte Professor Sass – teils gemeinsam mit Prof. Dr. Christopher Volk, ebenfalls vom Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften – zunächst Testverfahren entwickeln, um MCT1-Mutanten in verschiedenen Systemen funktionell zu charakterisieren.

In Kooperation mit klinischen Partnern sollen schließlich verschiedene Untersuchungen auch in Patienten-Zellen erfolgen. Auf diesem Weg soll nicht nur diagnostisches Werkzeug entwickelt werden. Es ist zudem beabsichtigt, molekulare Mechanismen aufzuklären, um therapeutische Ansätze zu finden, die dazu beitragen, jene Nebenwirkungen und Einschränkungen zu umgehen, die eine ketogene, extrem kohlenhydratarme Diät mit sich bringt.

Professor Dr. Jörn Oliver Sass erforscht seit vielen Jahren mittels biochemischer und molekularbiologischer Verfahren seltene erbliche Stoffwechselstörungen. Ihm ist es zu verdanken, dass die H-BRS als einzige Fachhochschule in das "European registry and network for Intoxication type Metabolic Diseases" (E-IMD) aufgenommen wurde, dem fast ausschließlich Universitätskliniken angehören.

Testung eines neuen potenziellen Medikaments gegen Osteoporose

Das gewählte Thema Osteoporose ist medizinisch und volkswirtschaftlich von großer Relevanz. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gehört sie zu den zehn wichtigsten Erkrankungen in einer alternden Gesellschaft. Osteoporose ist eine weit verbreitete Alterserkrankung des Knochens. Die Krankheit zeichnet sich durch Abnahme der Knochendichte aus, was zu einer erhöhten Frakturanfälligkeit führt, die das ganze Skelett betreffen kann. Grund hierfür ist ein Ungleichgewicht im streng regulierten Knochenstoffwechsel. Knochengewebe wird stetig auf- und abgebaut. Bei dieser Erkrankung übersteigt der Knochenabbau den -aufbau.

Professorin Edda Tobiasch: "Die klinische Anwendung regenerativer Therapien zur Behandlung von Knorpel- und Knochendefekten steckt noch in den Anfängen. Tissue-Engineering-Verfahren zur Geweberegeneration sind bei einer generalisierten Knochenerkrankungen wie der Osteoporose nur bedingt erfolgsversprechend. Hier stellen schlecht oder nicht heilende Brüche das Hauptproblem dar."

Grundsätzlich ist Osteoporose bis heute nicht vollständig heilbar, lediglich ihr Fortschreiten kann durch Behandlung verzögert werden. Allerdings kann bereits ein verzögerter Knochenabbau eine deutliche Verbesserung des Krankheitsbildes bewirken. Nur haben die aktuell genutzten Medikamente zum Teil ganz erhebliche Nebenwirkungen, sodass neue Zielmoleküle für neue Behandlungsstrategien von Nöten sind. Hier setzt Tobiasch mit ihrem Projekt an: "Ein neu von Professor Michael Gütschow an der Uni Bonn synthetisierter Cathepsin-Inhibitor soll auf seinen Einfluss auf den Knochenmetabolismus untersucht werden, um seine Wirksamkeit als zukünftiges Medikament gegen Osteoporose zu testen."

Professorin Dr. Edda Tobiasch ist seit über zehn Jahren Mitglied im Lenkungskreis des Kompetenznetzwerks Stammzellforschung NRW und dort Vertreterin der Fachhochschulen.

"Zeit für Forschung"

Das Programm "Zeit für Forschung" läuft für die Dauer von drei Jahren und finanziert unter anderem die Vertretung, denn Sass und Tobiasch können sich je die Hälfte des Lehrdeputats ihrem Forschungsprojekt widmen. Rund 650.000 Euro fließen vom Land Nordrhein-Westfalen insgesamt, davon rund 333.000 Euro für die Ketonspeicherforschung, und knapp 320.000 Euro für die Testung des Osteoporosemedikaments. Die H-BRS gibt zusätzlich einen Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent.

Sie haben noch Fragen?

tritschler-eva_12142.jpg (DE)

[Archiv] Eva Tritschler

Ehemalige Pressesprecherin der Hochschule (bis November 2021), Chefredakteurin der Hochschulzeitung doppelpunkt:

Standort

Sankt Augustin

Adresse

Grantham-Allee 20

53757 Sankt Augustin