Einweihung des Studiobereichs für den Technikjournalismus

Standard 27. September 2000 048/03tj/09-2000

"Mit großer Ungeduld haben wir den heutigen Tag erwartet. Um so glücklicher sind wir - Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende - daß rechtzeitig zu Beginn der Vorlesungszeit der gesamte Studiobereich für unsere Studierenden fertiggestellt ist", sagte Prof. Dr. Sabine Crusius, Gründungsdekanin des Fachbereichs Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus bei der offiziellen Einweihung der Studios am 27. September.

Mit viel Engagement und Begeisterung produzierten insbesondere Studierende der Elektrotechnik und des Technikjournalismus in ihren Semesterferien kurze Videobeiträge, die nicht nur im Vorfeld der tatsächlichen Besichtigung einen filmischen Einblick in die Studios gewähren, sondern auch sehr abstrakte Themen auf gelungene Weise in Bilder umsetzten.

Bereits zum Wintersemester 1999/2000 war an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg der in Deutschland völlig neuartige Studiengang mit 30 Erstsemestern mit großer Resonanz in der Öffentlichkeit an den Start gegangen. Verständlich, denn eine Umfrage des Bundesforschungsministeriums belegt eine positive Einstellung bei der Mehrheit der Bevölkerung gegenüber der Technik. Auch gehört der Umgang mit Technik längst für uns alle zum täglichen Leben, denken wir nur an Geschirrspüler, Videorecorder, Geldautomaten und Handys. Trotzdem komme, so Professorin Crusius, die journalistische Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Fakten an ein Massenpublikum häufig zu kurz. Prof. Crusius weiter: "Viel zu oft bildet nicht die technische Leistung sondern das Versagen die Schlagzeile."

Dem solle im Interesse der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft entgegengesteuert werden: Konkret heißt das, journalistische Ausbildungsangebote müssen auch an technische und naturwissenschaftliche Disziplinen angebunden werden. Traditionell findet die Journalistenausbildung an Hochschulen an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten statt.

Aufbauend auf der Initiative und dem Konzept von Prof. Dr. Giso Deussen hat die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg mit dem Studiengang Technikjournalismus die bisher konsequenteste Antwort auf diese Herausforderung gegeben. Sowohl inhaltlich als auch organisatorisch ist die Ausbildung zum Technikjournalisten mit der Ingenieurausbildung eng verzahnt.

Damit reagiert die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg auf die rasant steigende Nachfrage nach kompetenten Technikjournalisten in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft. So kann der Bedarf nicht nur in den Bereichen Hörfunk und Fernsehen in absehbarer Zeit nicht abgedeckt werden, sondern auch bei Fach- und Verbandszeitschriften (Gesamtauflage 500 Millionen Exemplare!), technischer Redaktion, Multimedia und PR und Öffentlichkeitsarbeit besteht große Nachfrage. Schon jetzt - ein Jahr nach Beginn des Studiengangs - wird der Fachbereich mit Anfragen nach technisch versierten Journalisten überhäuft.

Es hat sich herumgesprochen: Hier werden Journalisten ausgebildet mit soliden Technikkenntnissen, nicht etwa Techniker mit journalistischen Ambitionen. Das Schwergewicht muss deshalb auf den journalistischen Fächern und der Einübung journalistischer Praxis liegen. Aber auch das technische Lehrangebot mit einem Anteil von fast 50 Prozent vermittelt ein breites Grundwissen; es ist eigens auf die Bedürfnisse und das Anforderungsprofil der zukünftigen Technikjournalisten abgestimmt.

Prägend für den Studiengang Technikjournalismus ist seine Praxisorientierung. Das bedeutet, die Grundzüge des journalistischen Handwerks in den Bereichen Print, Hörfunk und TV/Video müssen unter realistischen Bedingungen gelehrt und gelernt werden, d.h. in einer Lehrredaktion, im Hörfunk- und Fernsehstudio sowie an den Schnittplätzen und in der digitalen Bildverarbeitung.

"Schon bei der ersten Einweisung in die Studiotechnik durch die Firma JVC und die daran anschließenden ersten ‚Testläufe‘ hat sich die Einbindung des Studiengangs Technikjournalismus in einen technischen Fachbereich einmal mehr als sinnvoll, hilfreich, ja unentbehrlich erwiesen. Vor allem Studierende der Elektrotechnik entwickeln sich schon jetzt zu hochmotivierten und begabten Studiotechnikern", freute sich Prof. Crusius und nannte die Beweise dafür: Live-Übertragung der Diskussion vom Studio in den Hörsaal und Einspielungen von kurzen Filmproduktionen der Studierenden. Prof. Crusius: "Die Studioeinweihung bietet einen kleinen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten, die die hervorragende Studiotechnik bietet, aber auch auf das Potential, das in unseren Studierenden steckt."

Der Studiengang Technikjournalismus mit seiner hervorragenden Ausstattung bildet die Grundlage für eine weitere Kooperationsvereinbarung: Ein großer Teil der medienpraktischen Ausbildung des Grundstudiums in dem neuen Fach "Medienwissenschaft" der Universität Bonn findet an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin in den Studios des Fachbereichs Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus statt. Für das jetzt beginnende Wintersemester belegen die angehenden Medienwissenschaftler zunächst einen Audio-Kurs sowie eine Multimediaveranstaltung für Anfänger. Professor Dr. Winfried Lenders, Institut für Kommunikationsforschung und Phonetik, sieht diese Kooperation "als Modell, wie die Zusammenarbeit auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden könnte".