Hochschullehre von Kontinent zu Kontinent

Dienstag, 6. Februar 2018

Luftlinie sind es rund 12.000 Kilometer zwischen Sankt Augustin und San Luis in Argentinien; mit dem Flugzeug ist man über einen Tag lang unterwegs. Wie man dennoch gemeinsam in der Hochschullehre zusammenarbeiten kann, fragten sich Professoren der H-BRS und der Universidad Nacional de San Luis. Ihre Antworten sind Lehrvideos und ein Remote-Lab, also ein über das Internet bedienbarer Laborversuch. Jetzt ist das System einsatzbereit und zum Start fliegt der verantwortliche Dozent, Professor Marco Winzker nach Argentinien, um sich mit den Kollegen vor Ort abzustimmen.

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Die Lehre von Marco Winzker beschäftigt sich mit digitalen Schaltungen, einem Themengebiet, welches zum Grundkanon der Studiengänge Elektrotechnik und Informatik gehört. Dabei entwickeln die Studierenden einfache Schaltungen im Praktikum, um das Gelernte anzuwenden. Für praxisnahe Anwendungen fehlt jedoch oft Zeit und Ausstattung. Diese Lücke möchte der umtriebige Professor gerne schließen.

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Winzker bringt langjährige Erfahrung in der Bildverarbeitung mit Digitalschaltungen mit und steht damit als Experte für dieses Anwendungsfeld bereit. Er erklärt in insgesamt sieben Videos, wie ein System zur Bildverarbeitung mit einer digitalen Schaltung aufgebaut wird. Die Studierenden können das Gelernte direkt ausprobieren, sie nutzen von überall in der Welt den Zugriff auf eine Digitalschaltung in Sankt Augustin.

Von jedem Ort der Welt auf Lehrmaterialien zugreifen zu können, würde Studierenden ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Angst dadurch arbeitslos zu werden, hat Winzker nicht. "Der beste Weg zur Digitalisierung der Lehre ist das Blended Learning, also die Kombination von Präsenz an der Hochschule und Ergänzung durch digitales Lehrmaterial. Damit ist ein individuelles Studium möglich."

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Die Videos und das Labor sind kostenlos verfügbar, als sogenannte Open Educational Ressource (OER). Nach diesem Prinzip stellen immer mehr Lehrende ihr Material bereit, um den Austausch und damit auch die Verbesserung der Lehre zu erreichen. Ein Remote-Lab ist bisher eher selten als OER verfügbar, aber Winzker hofft, dass sein Beispiel Nachahmer findet.

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Beim Besuch in Argentinien wird Winzker insbesondere die Evaluierung des Lehrmaterials besprechen. "Wie kommen die Studierenden in Argentinien mit dem Lehrmaterial zurecht? Wie ist die Nutzung bei den Studierenden? Dient das System eher der Prüfungsvorbereitung oder für die Vertiefung?"

Die Kooperation mit den Kollegen aus Argentinien wird diese Rückmeldung ermöglichen. Denn, so Winzker, "Wir lernen selber, wie Digitalisierung der Lehre sinnvoll erfolgen kann. Die Erfahrung aus diesem Projekt wird genutzt, um das Remote-Lab, die Videos und insgesamt den Lehransatz noch weiter zu verbessern."

Für diese Pionierarbeit wird das Projekt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen mit 50.000 Euro gefördert.