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Konferenz für Modellierung und Simulation (ECMS) ist beendet. Professor Zadeh wirbt für EU-Forschungszentrum.
Rund 130 Experten, Informatiker, Mathematiker und mit dem Spezialgebiet „Modellierung und Simulation“ aus aller Welt trafen sich an der FH. Hauptthema der Konferenz waren Verfahren zur Berechnung ökonomischer, biotechnologischer und gesellschaftlicher Fragestellungen. Das Spektrum reicht dabei von der Verkehrsplanung über die Steuerung chemischer Prozesse bis hin zu der Planung von Managemententscheidungen. Mithilfe spezieller Software können am Computer die Auswirkungen bereits kleiner Veränderungen auf komplexe Zusammenhänge modellhaft abgebildet werden. Simuliert werden die weltweiten Auswirkungen einer Klimaveränderung ebenso wie die des medizinischen Fortschritts auf wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftliche Strukturen.
Andrzej Bargiela, als Vorsitzender der Society for Modelling and Simulation (SCS) Europe verantwortlich für die Konferenz, erklärt dazu: „Wir müssen Probleme in äußerst komplexen Zusammenhängen lösen. Unter den Bedingungen der Globalisierung, einer globalen Wirtschaft, weltweiter Umweltfragen und einer globale Gesellschaft hängt alles zusammen. Früher hat sich unser Denken auf das regionale Verstehen von Problemen beschränkt. Das reicht nicht mehr. Modellbildung und Simulation sind Werkzeuge, damit wir die veränderte Welt besser verstehen und steuern können.“ Aber auch hier brauche es neue Ansätze.
Lotfi A. Zadeh, mit seinen 85 Jahren und über 30 Ehrendoktorwürden ausgezeichnet, setzt auf „Human Centered Computation“. Dieser neue Ansatz in der Modellierungs- und Simulationsforschung ermögliche die Analyse von Informationen, die in natürlicher Sprache erfasst werden. Zentraler Unterschied zu bisherigen Verfahren ist die Abkehr von starren Methoden. „Menschliche Sprache enthält ungeheuer viele Informationen, die jedoch wenig präzise sind. Diese sind somit eher abstrakt, während das herkömmliche Computing nur formalisierte Informationen verarbeiten kann. Eine auf den Menschen zentrierte Datenverarbeitung erlaube es, solche Aufgaben zu lösen und mit noch größeren und komplexeren Problemen umzugehen. Was er damit meint, erklärt er äußerst anschaulich: „Hammer und Schraubenzieher sind gute Werkzeuge. Aber um einen Fernseher zu reparieren, braucht es neueres, modernes Handwerkszeug.“ Ergebnis könnten so wesentlich präzisere und umfassendere Prognosen sein. Angefangen von der täglichen Stauwarnung über die Auswirkungen von Gesetzen auf den Arbeitsmarkt bis hin zur besseren Steuerung von Unternehmen. Alles am Computer simuliert. Übrigens gab Zadeh seiner Vision auch einen Namen: EU Center for Advanced Research, Development and Education in Information Technology and Intelligent Systems. Die Konferenz war für die Teilnehmer ein wichtiges Forum, um sich über aktuelle Forschungsprojekte auszutauschen und den persönlichen Kontakt zu pflegen. Ein äußerst buntes Bild zeigte sich in den Diskussionsrunden: Ganz locker in Jeans und grellbuntem T-Shirt präsentierte ein Teilnehmer aus Wales sein Thema, im gepflegten Kostüm, in Hosenanzug, Kombination oder Anzug funktionierte es aber genauso. Ob Student, Doktorand oder Professor – allein die Inhalte zählten. Professor Wolfgang Borutzky von der FH zeigte sich als Konferenzleiter äußerst zufrieden: „Drei Tage dicht gedrängtes Programm voller neuer Ansätze und spannender Fragestellungen. Damit konnten wir wichtige weitergehende Anstöße für den Dialog zwischen Wissenschaftlern aus allen Kontinenten geben.“