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Annette Kaiser bekommt Innovationspreis der BioRegionen
Während der Biopolitik-Konferenz im Rahmen der Biotechnica wurde heute (7. Oktober 2008) Professor Dr. Annette Kaiser mit dem Innovationspreis der BioRegionen ausgezeichnet. Die Wissenschaftlerin überzeugte die Jury mit ihren langjährigen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Arzneimitteltherapie, insbesondere der patentierten Geschäftsidee zur Behandlung der cerebralen Malaria.
Annette Kaiser stammt aus Troisdorf, studierte Pharmazie an der Uni Bonn, wo sie auch promovierte und später in der Medizinischen Parasitologie habilitierte. Schon damals beschäftigte sie sich mit der Identifikation molekularer Wirkstoffe für die Malariatherapie. Von hier aus folgte sie einem Ruf auf die Professur für Pharmazeutische Biologie und Biochemie an die Deutsche Universität in Kairo, bis sie im April 2007 nach Deutschland zurückkehrte, um eine Vertretungsprofessur für Instrumental Analysis, Bioanalysis und Clinical Chemistry an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg am Campus Rheinbach anzunehmen.
Die Forschungstätigkeit, für die Professorin Annette Kaiser jetzt ausgezeichnet wurde, geht vor allem auf ihre Zeit an der Bonner Universität zurück. Sie fand heraus, dass ein für Morbus Crohn bekannter Wirkstoff auch als Leitsubstanz für die Entwicklung von Chemotherapeutika zur Behandlung der schweren cerebralen Malaria eingesetzt werden kann.
Ansatzpunkt für die Forscherin sind Gene des Parasiten, die an der Herstellung der Aminosäure Hypusin beteiligt sind. Der Parasit stellt Hypusin her, weil diese Aminosäure sein Wachstum begünstigt. Derselbe Wirkstoff, der sich derzeit in der sogenannten klinischen Phase II befindet und später möglicherweise für die Behandlung von Morbus Crohn eingesetzt wird, greift auch erstens den Parasiten gezielt an, der die Malaria verursacht, und senkt zweitens die entzündungsfördernden Stoffe, die bei der cerebralen Malaria eine besonders wichtige Rolle spielen. "Diese Wirkungsweise konnten wir bereits bei Mäusen nachweisen", berichtet Kaiser, "was noch fehlt, ist die klinische Forschung."
Das erste Gen, das an der Biosynthese von Hypusin beteiligt ist, konnte schon früher isoliert werden. Hier gehört ihr mit drei weiteren Kollegen auch das Patent, das Grundlage für Kooperationen mit Unternehmen der Pharmaindustrie sein könnte. Kaiser: "Während meiner Zeit in Rheinbach ist es gelungen, ein zweites Gen zu isolieren." Die Professorin ist davon überzeugt, dass der Wirkstoff nicht nur gegen Malaria eingesetzt werden kann. Bereits publizierte Ergebnisse zeigen seinen Einsatz in der HIV- Therapie.
Von dem Innovationspreis der BioRegionen verspricht sich Kaiser neue Impulse. Natürlich will sie das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro in neue Experimente fließen lassen. Darüber hinaus hofft sie auf einen Technologietransfer, den sich die BioRegionen als Hauptaufgabe gesetzt haben. "Mit unserem Innovationspreis wollen wir die Aufmerksamkeit nicht nur auf besonders spannende Projekte lenken, sondern diese auch bei der Umsetzung unterstützen", erläuterte Dr. Kai Uwe Bindseil, Leiter von BioTOP Berlin-Brandenburg und Sprecher des Arbeitskreises der BioRegionen die Intention.
Einzelpersonen und Forschergruppen aus ganz Deutschland hatten am Wettbewerb teilgenommen. Weitere Preisträger neben Professor Dr. Annette Kaiser sind Thomas Böttcher und Dr. Stephan Sieber von der Ludwig-Maximilians-Universität in München CIPSM (Center for Integrated Protein Science Munich) sowie Dr. Tobias May vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Verleihung wurde von Staatssekretär Michael Thielen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vorgenommen.
Der Arbeitskreis der Deutschen BioRegionen (AK-BioRegio) besteht seit 2004. In ihm haben sich nunmehr 30 BioRegionen zusammengeschlossen, um ihre regionalen Aktivitäten im Interesse der deutschen Biotechnologie zu optimieren und zu koordinieren. Neben den klassischen Themen wie Finanzierung, Gründung und Ausbildung beschäftigt sich der AK-BioRegio mit dem Technologietransfer und der Außendarstellung der deutschen Biotechnologie.
In Nordrhein-Westfalen ist die Geschäftsstelle BIO.NRW die zentrale Informations- und Koordinationsstelle des Biotechnologie-Standorts NRW. Zu den Hauptaufgaben zählen die Vernetzung der Akteure, sowie die nationale und internationale Positionierung eines der führenden Innovationszentren in Europa. Sie ist erster Ansprechpartner für Investoren, Unternehmen und Kooperationspartner, die sich in Nordrhein-Westfalen engagieren möchten. BIO.NRW wird vom Forschungszentrum Jülich betrieben und geht auf eine Initiative der Landsregierung zurück.
Kontakt: Prof. Dr. Annette Kaiser Tel. 02241/865-586 E-Mail: Annette Kaiser