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Abheek Bose, Autonome Systeme
Nein, Abheek Bose glaubt nicht, dass Roboter irgendwann die Weltherrschaft übernehmen werden. Autonome Systeme würden zwar immer intelligenter und komplexer. „Aber viele Eigenschaften, die das Leben ausmachen und die notwendig sind, um wichtige Entscheidungen sinnvoll zu treffen, werden Roboter wohl nie besitzen: Bauchgefühl etwa, Leidenschaft oder Fürsorge.“
Mit solchen Horrorszenarien beschäftigt sich der 35jährige Inder, Absolvent des Masterstudiengangs „Autonome Systeme“ an der H-BRS im Jahr 2005, ohnehin weniger. Ihm geht es um die ganz praktischen Seiten der Robotik: wie sie sich nicht nur in der Industrie, sondern auch etwa in Haushalt, Gesundheitswesen und Spielzimmer nützlich machen kann. Dafür hat er sogar schon zwei eigene Firmen in seiner Heimat Bangalore gegründet.
Den Grundstein zu seiner Karriere legte im Prinzip Lego: „Seit ich sieben Jahre alt bin, habe ich schon immer gern Dinge gebaut und mit Technik experimentiert.“ Lego technic, mit dem man richtige Maschinen bauen kann, hatte es ihm besonders angetan. Und der Film „Transformers“, in dem Roboter, die sich in Fahrzeuge verwandeln können, tatsächlich um die Weltherrschaft kämpfen. „Ungefähr mit zehn Jahren gelang es mir dann, aus Lego einen Roboter zu bauen, den man mit ein paar Handgriffen in ein Auto verwandeln konnte“, erinnert sich Bose mit einem strahlenden Lächeln. „Ab da war mir klar, was ich später einmal machen würde.“
Bose ging zielstrebig seinen Weg. Schon mit 16 plante er konkret eine Karriere als Roboteringenieur. Nach einem Bachelorstudium Maschinenbau in der Heimat riet ihm sein Vater, ein Softwarespezialist, der für seine Firma viel in der Welt herumgekommen ist, seinen Master in Deutschland zu machen. „'Dort gibt es eine exzellente Ingenieursausbildung', sagte er mir“, erinnert sich Bose. Er entschied sich für „Autonome Systeme“ an der H-BRS, weil ihm das besonders vielseitig erschien. Und tatsächlich: „Ich lernte alle wichtigen technischen Grundlagen und Entwicklungen kennen. Aber nicht nur das: Als Mitbegründer des Robo-Cup-Teams, mit dem wir 2004 sogar an der WM für Roboterfußball teilnahmen, sammelte ich auch Erfahrung in Teambuilding und Management. Das war später für die Gründung meiner Start-ups enorm hilfreich.“
Nach dem Studium ging Bose zurück nach Indien und arbeitete zunächst bei verschiedenen Software-Firmen. „Moderne Robotik erfordert vielerlei Fähigkeiten, neben Maschinenbau und Elektrotechnik auch Programmieren und Computerwissenschaft. „Bei letzteren beiden hatte ich noch Schwächen, die ich durch die Jobs im Softwarebereich ausgeglichen habe.“ Nun war es also so weit: 2009 gründete er die Firma „Robots Alive“, die günstige Industrieroboter entwickelt. Daraus hervor ging 2013 der Ableger „Applied Robotics“, der sich robotischen Anwendungen für mobile Plattformen wie Handys und Tablets, also für den Konsumentenmarkt, widmet.
Zur Zeit liegen beide Start-ups allerdings auf Eis, und die zwölf Mitarbeiter gehen hauptberuflich andere Wege. Bose selbst arbeitet seit einem halben Jahr für das große Robotik-Unternehmen „Systemantics India“, bei dem er weitere Erfahrungen sammelt und Kontakte knüpft. „Es stellte sich heraus, dass wir, um unsere Ideen bei Robots alive zu akzeptablen Preisen umsetzen zu können, internationale Kooperationspartner brauchen. Die suchen wir jetzt nebenher erst einmal, bevor es weitergeht.“
Den ein oder anderen Rat holt Bose auch immer noch von seinen beiden Lieblingsprofessoren an der H-BRS ein. „Mit Prof. Plöger und Prof. Prassler konnte ich schon zur Studienzeit nicht nur über technische Details fachsimpeln, sondern mir auch Tipps holen“, sagt er. Kürzlich war er anlässlich einer Alumni-Tagung nach zehn Jahren erneut an seiner ehemaligen Uni und traf Plöger endlich wieder persönlich. Sowie einige ehemalige Kommilitonen: Bose gründete mit ihnen während des Treffens die Facebook-Gruppe „Internationale Alumni der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg“ (https://www.facebook.com/groups/hbrsa/).
Lebhafte Erinnerungen hat der inzwischen verheiratete Inder auch noch an die rheinische Feierkultur. An Karneval und die Musikmesse Popkomm zum Beispiel. Und an eine Studentenfeier, bei der er alle mit der indischen Hühnchen-Spezialität „Tandoori“ bekochte. „Ich habe es aber weniger scharf gewürzt, als wir es aus Indien gewohnt sind.“
Abheek Bose hat es gern kreativ und trotzdem stringent. Das versucht er auch dem indischen Ingenieursnachwuchs zu vermitteln, wenn man sich zu sogenannten „Meet-ups“ trifft, bei denen Profis aus Wissenschaft und Praxis Studenten und interessierten Laien erklären, wie Robotik funktioniert. Denn nicht jeder hat in Indien Lego zu Hause, um es sich selbst beizubringen.
Text: Jan Berndorff
Wir haben Abheek Bose während der Alumnitagung im September 2015 um ein Video-Statement über seine Studienzeit an der Hochschule gebeten, das Sie hier sehen können.