Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Teena Chakkalayil Hassan: Von Robotern über das Wesen des Menschen lernen


Ihr neues Büro gefällt Teena Chakkalayil Hassan sehr. Es liegt im zweiten Stock des E-Gebäudes, ist geräumig, lichtdurchflutet und bietet einen weiten Blick über Sankt Augustin Richtung Osten. Was fehlt, sind persönliche Gegenstände oder Bilder an den Wänden. Sie hat das auf dem Präsidentin-Flur gelegene Büro allerdings erst vor Kurzem bezogen. Genauer gesagt, nachdem sie zum 1. März ihr neues Amt als Vizepräsidentin angetreten hat. Anfang des Jahres hatte die Hochschulwahlversammlung die Informatik-Professorin mit überwältigender Mehrheit in dieses Amt gewählt. In dieser Funktion wird sie für Internationales und Digitalisierung verantwortlich sein. Bilder will Teena Chakkalayil Hassan in jedem Fall aufhängen. Welche es sein sollen, weiß sie noch nicht. Sie weiß aber, dass die Motive etwas Positives haben, Freude und Optimismus zeigen sollen. Bei sich zu Hause hat sie zum Beispiel ein Bild, das die Sonne und ganz viel Grün zeigt. „Das gibt mir Kraft und Freude“, sagt sie, „und das Gefühl, dass ich Teil von etwas Größerem bin.“ Außerdem überlegt sie, sich Sprüche an die Wand zu hängen. Sie hat sich über die Jahre eine Sammlung von Sprüchen angelegt, die sie als wegweisend in schwierigen Situationen empfindet. „Extreme justice is extreme unjustice“ wäre ein solcher Spruch. Das Zitat wird Cicero zugeschrieben, der damit zum Ausdruck bringen wollte, dass die Gerechtigkeit schnell unter die Räder kommt, wenn das Recht jede Kleinigkeit zu regeln beansprucht. Der Gedankengang dahinter, sagt Teena Chakkalayil Hassan, habe sie sehr nachdenklich gemacht. Das Streben nach Gerechtigkeit findet sie sehr wichtig. „Aber es besteht auch die Gefahr“, sagt sie, „dass wir dabei etwas übersehen.“ Für sie ist es ganz wichtig, die Dinge aus mehreren Perspektiven zu betrachten. „Nichts ist perfekt“, meint sie, „darum ist es gut, einen Mittelweg zu suchen.“
Für das Master-Studium Indien verlassen
Für ihr neues Amt als Vizepräsidentin Internationales und Digitalisierung hat sich Hassan viel vorgenommen. Sie möchte die Unterstützungsangebote für Studierende aus dem Ausland verbessern und weitere internationale Partnerschaften aufbauen und bestehende Kooperationen vertiefen. Zudem möchte sie die digitale Kompetenz aller Hochschulangehörigen stärken – vor allem auch im Hinblick auf das Thema Künstliche Intelligenz. Beide Themenkomplexe, Internationalisierung und Digitalisierung, verkörpert sie in ihrer Person in geradezu idealer Weise. Geboren in Indien, hat sie ihren Bachelor in Informatik an der dortigen Cochin University of Science and Technology erworben. Für das Masterstudium verließ sie Indien, um sich an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Studiengang Autonomous Systems weiter in eines ihrer Lieblingsthemen zu vertiefen: die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen durch die Entwicklung neuer Technologien. Nach dieser Zeit an der H-BRS arbeitete sie für die Fraunhofer-Gesellschaft und wurde von der Universität Bamberg promoviert. Nach Stationen an der Universität Bielefeld und als Postdoktorandin in Bremen kehrte sie im März 2023 zurück an die H-BRS als Professorin, wo die Expertin für Mensch-Roboter-Interaktion im September 2023 die Leitung des Instituts für Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme (A2S) übernahm.
In ihrer Forschung beschäftigt sich Hassan intensiv mit der Analyse menschlicher Emotionen und Verhalten durch affektive Computersysteme. Dies dient zum einen dazu, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu verbessern. Zum anderen werden die Erkenntnisse gebraucht, um zum Beispiel Assistenzsysteme für Menschen mit Einschränkungen zu entwickeln. All diesen Aspekte kombiniert sie innerhalb ihrer Forschungsaktivitäten im Bereich „Socially Assistive Robotics“ am A2S-Institut.
Von Robotern über das Wesen des Menschen gelernt
Über die Roboter habe sie viel über die Menschen erfahren, sagt die Professorin. „Ich habe gelernt“, sagt sie, „wie wundervoll sie funktionieren, obwohl sie so viele Nachteile haben, ihr Gedächtnis nicht perfekt ist und sie nicht alle Informationen haben.“ Beim Programmieren von Robotern habe sie gesehen, wie schwierig es ist, ein autonomes Wesen zu sein. Ihre Schlussfolgerung: „Ich akzeptiere, dass ich nicht alles weiß und das Gesamtbild erst aus den Teilen entsteht, die jeder weiß.“ Aus dieser Haltung heraus, ist sie überzeugt, lassen sich auch Konflikte besser lösen.
Ihr Vertrauen in die Stärke der vielen Perspektiven stimmt die Vizepräsidentin auch sehr optimistisch, was die Sicherheit bei der Digitalisierung der Hochschule angeht: „Wir haben Expertinnen und Experten in allen Gliederungen, die Lehre, Forschung und Transfer vorantreiben und unterstützen. Wir haben das ITS und IT-Administratorinnen und Administratoren, die sich intensiv mit digitaler Technik beschäftigen, und vor allem unsere Studierenden, die für Digitalisierungsthemen große Begeisterung zeigen. Die wissen so viel. Gemeinsam können wir ein riesen Momentum schaffen.“
Text: Martin J. Schulz
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