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Peter Kaul: Zwischen 'spinnerten Ideen' und großer Hochschulpolitik

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Dienstag, 8. Oktober 2024

Forscher, Institutsdirektor, Dekan, Mitglied in Hochschulrat und Präsidium: Das sind nur einige der Rollen, die Peter Kaul in seiner Zeit an der H-BRS innehatte und -hat. Der Professor ist seit den Gründungstagen Teil der Hochschule am Campus Rheinbach. Seine Geschichte verrät viel über den Wandel, den die heutigen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in den vergangenen 25 Jahren vollzogen haben.

„Ein Professor hat mal zu mir gesagt: Es gibt zwei Arten von Physikern. Die einen machen die Mathematik und die anderen nehmen den Lötkolben in die Hand. Und ich war schon immer der mit dem Lötkolben“, sagt Peter Kaul. Die Grundlagenforschung sei zwar wichtig, habe ihn jedoch nie so begeistern können, wie zum Beispiel die Frage, welche Sensorik zur Steuerung einer Lüftungsklappe im Auto eingesetzt werden kann, um Schadstoffe nicht ins Auto gelangen zu lassen. Mit seiner praxisorientierten, anwendungsnahen Herangehensweise steht er exemplarisch für die spezifische Art der Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW).

Forschung zur Lösung konkreter Probleme

Seine berufliche Karriere begann Anfang der 1990er-Jahre zunächst in einem Mikroelektronikunternehmen in Hannover. Parallel begann er an der Universität Gießen mit seiner Doktorarbeit, die er im Jahr 1996 erfolgreich abschloss. In dieser Zeit wurde ihm klar, dass seine Zukunft in der Wissenschaft liegt: „In der Forschung hat man die Freiheit, sich im Team zusammenzusetzen und zu überlegen, wie man ein bestimmtes Problem lösen kann. Das fand ich hochspannend“, sagt Kaul heute.

So führte ihn sein Weg im Jahr 1998 nach Rheinbach an die damals neu gegründete Hochschule. Hier standen zuerst die Lehre und der Aufbau von Laboren auf dem Programm. Darüber hinaus übernahm er auch in der akademischen Selbstverwaltung Verantwortung: Als Prodekan und später Dekan verwaltete er seinen Fachbereich, dazwischen war er drei Jahre lang als Prorektor im Rektorat (dem heutigen Präsidium) aktiv.

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Peter Kaul bei einem Feldtest für das Forschungsprojekt C-Bord in Rotterdam im Oktober 2018. Foto: H-BRS

Forschung war Ende der 1990er-Jahre an Fachhochschulen noch selten, denn ursprünglich waren diese als reine Lehreinrichtungen gegründet worden. Das änderte sich nur kurze Zeit später – für die Hochschule und für Peter Kaul persönlich.

Im Zuge der Errichtung des heutigen Hauptcampus in Rheinbach wurden verschiedene energetische Systeme verbaut, deren Wirkungsgrad noch nicht bekannt war. Kaul bekam die Aufgabe, die Anlagen zu testen. Das vom Land initiierte Forschungsvorhaben wurde zum ersten drittmittelgeförderten Projekt der Hochschule.

Die stete Suche nach spannenden Projekten

In den darauffolgenden Jahren wuchs die Bedeutung der Forschung an der H-BRS. Auch im Hochschulgesetz des Landes NRW ist sie mittlerweile verankert. Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung war und ist Peter Kaul. Als Forscher ist er stets auf der Suche nach neuen, spannenden Projekten: „Mir gefällt die Herausforderung, neue Forschungsbereiche anzugehen, und auch mal spinnerte Ideen umzusetzen“, sagt Kaul.

Eine dieser ‚spinnerten Ideen‘ mündete zu Beginn der 2010er-Jahre in die Gründung der Institute für Detektionstechnologien (IDT) und Sicherheitsforschung (ISF): „Es gab damals ein Treffen mit dem späteren IDT-Institutsleiter Gerhard Holl, bei dem er gefragt hat, ob es möglich wäre, mit unserer Sensorik Sprengstoffe zu riechen. Ich habe damals nicht nein gesagt. Und daraus ist eine intensive Forschungskooperation entstanden“, sagt Kaul.

So entstanden über die Jahre immer neue Forschungsprojekte, bei denen die Forschenden mit verschiedensten Methoden Gefahrenstoffe ausfindig machten. Im Mittelpunkt stand bei allen Fragestellungen immer der Endnutzer. Wie beim kürzlich gestarteten EU-Projekt TeamUP, in dem das Team ein Gerät entwickelt, mit dem Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter beim Einsatz Explosivstoffe erkennen sollen: „Ich beschäftige ich mich gerne mit Themen, die anwendungsnah sind, bei denen ich das Gefühl habe, dass das, was man macht, jemandem zugutekommt. Deswegen entwickeln wir auch keine neuen Explosivstoffe, sondern es geht immer nur um deren Detektion zum Schutz von Menschen“, sagt Kaul.

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Eine Delegation der H-BRS beim Festakt zur Verleihung des Promotionsrechts in Essen im November 2022 (Peter Kaul hinten in der Mitte). Foto: Pascal Schröder

Das Promotionsrecht: ein Meilenstein für HAW

Die Sicherheitsforschung ist inzwischen ein Forschungsschwerpunkt an der H-BRS. Naturwissenschaftler, Ingenieure und Informatiker arbeiten interdisziplinär an ihren Projekten, die weit über das Thema Explosivstoffe hinaus gehen. So gibt es unter anderem Forschung zu Pflanzenkrankheiten, Schädlingen oder dem Geruch von Covid-19.

Auf politischer Ebene tritt Kaul in diversen Gremien für die Belange der HAW ein, nicht zuletzt als Gründungsmitglied des Promotionskollegs NRW, das im Jahr 2022 das Promotionsrecht erhalten hat. Das hat Vorteile für Doktorandinnen und Doktoranden, die nun keine zusätzliche Betreuung von einer Universität benötigen. Aber auch für die Hochschulen selbst. Sie erhalten nun Zugriff auf Fördermittel, die vorher nur Universitäten vorbehalten waren: „Die Forschungsarbeit an HAW ist exzellent. Und deshalb bin ich der Meinung, dass die alte Fachhochschule ausgedient hat und die HAW nun eine sehr gute Chance haben, mit den neuen Entwicklungen auch ihre Kompetenzen in der Forschung zu stärken“, sagt Kaul.

Studentische Projekte seien dabei ein Motor für die forschungsstarke Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: „Bachelor- und Masterarbeiten sowie Doktorarbeiten sind essentiell für uns. Wir müssen die Ideen der jungen Menschen nutzen, um Dinge weiter zu bringen. Denn sie sind die Zukunft der Gesellschaft“, sagt Kaul. Er selbst hat in seiner Zeit als Professor an der H-BRS über 200 Abschlussarbeiten und 14 Promotionsprojekte betreut (acht davon laufen aktuell noch). Auch in Zukunft wird er sich für die Weiterentwicklung der HAW-Forschung einsetzen, sei es an der Hochschule, oder auf der politischen Ebene.

 

Text: Pascal Schröder

Kontakt

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Peter-Michael Kaul

Professor für Physik, Statistik und Messtechnik, Inhaber einer Forschungsprofessur, Gründungsdirektor des Instituts für Sicherheitsforschung, Hochschulrat, Mitglied der Forschungskommission der H-BRS

Standort

Rheinbach

Raum

G 133

Adresse

von-Liebig-Str. 20

53359, Rheinbach