Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung

Studierende der Nachhaltigen Sozialpolitik recherchieren die „Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2024“

Haarkötter Initiative Nachrichtenaufklärung

Donnerstag, 11. April 2024

Auch im vergangenen Jahr sind viele gesellschaftlich relevante Themen in den Medien zu wenig oder gar nicht vorgekommen. Ein Grund dafür sind Dauerbrenner-Themen, die anderen Inhalten keinen Platz auf der Bühne überlassen. Außerdem liegt es an den Strukturen in den Medien, die dazu führen, dass wichtige Themen trotz ihrer gesellschaftlichen Relevanz keine Aufmerksamkeit erfahren.

Aus diesem Grund veröffentlicht die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. in Kooperation mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks einmal im Jahr eine Liste mit zehn Themen und Geschichten, die in den vergangenen zwölf Monaten keine oder kaum Erwähnung gefunden haben und stellvertretend für viele andere vergessene Themen stehen. Studierende des Studiengangs Nachhaltige Sozialpolitik haben zusammen mit ihren Dozenten Professor Hektor Haarkötter und Thomas Winzberg die Recherchen für diese Liste übernommen.

Das sind die Vergessenen Nachrichten 2024

Das vergessene Topthema Nummer 1 ist nach Ansicht der Jury aus Wissenschaftlern und Journalistinnen die Phytosanierung, mit der durch Schwermetalle belastete Flächen und Gebiete umweltfreundlich gesäubert werden können. Durch das Verfahren kann die Umwelt kostengünstig gereinigt und sogar Lebensraum wiederhergestellt werden, dennoch findet sich dieser Lösungsansatz kaum in den Medien wieder.

Auf Platz 2 der Liste der vernachlässigten Themen stehen die Tech-Monopole. Der mit Abstand größte Teil des Internets liegt brach: Webangebote abseits von YouTube, Facebook & Co. finden praktisch keine Aufmerksamkeit. Zu diesem Ergebnis kommt der Medienwissenschaftler Martin Andree auf Basis empirischer Analysen, und er betont die demokratiegefährdenden Auswirkungen dieser Tatsache.

Den dritten Platz belegt ein weiteres Digital-Thema, nämlich die Darstellung der Grenzen auf Google Maps. Obwohl die Policy bei Google offiziell lautet, man zeige bestmöglich „die Wahrheit“ an, kommt es in der Realität oft darauf an, aus welchem Landesnetz die Karte aufgerufen wird. In Indien wird den Nutzern beispielsweise angezeigt, dass ganz Kaschmir zu Indien gehört – im Rest der Welt nicht. In Deutschland wird über diese Handhabung praktisch nicht berichtet.

Weitere vergessene Themen sind die Schlaglöcher in Deutschland und Großbritannien, die Tropenkrankheit Noma, die Crossover-Nierenspende und die Doppelbelastung von Kindern in migrantischen Familien.

“Wir freuen uns mit dem Topthema 1, der Phytosanierung, einem sehr konstruktiven Thema zu öffentlicher Aufmerksamkeit zu verhelfen. Ebenso wichtig, wie Lösungen aufzuzeigen, ist es darüber zu wachen, dass Medien sich nicht umsatzstrategischen oder geopolitischen Machtinteressen beugen. Auch diesen und weiteren spannenden Themen tragen wir Rechnung, um für eine dringend erforderliche Themenvielfalt einzutreten”, sagt Hektor Haarkötter, der nicht nur Professor für politische Kommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, sondern auch geschäftsführender Vorsitzender der INA ist.

Für Deutschlandfunk-Nachrichtenchef Dr. Marco Bertolaso ist die Suche nach vergessenen Nachrichten tägliche Aufgabe seiner Redaktion. „Erst Corona, dann der Überfall auf die Ukraine und nun der Nahe Osten – Megathemen dominieren die Agenda und binden journalistische Ressourcen. Aber auch die Reichweitenlogik der digitalen Plattformen lässt vielen wichtigen Inhalten kaum eine Chance. Es ist die Aufgabe insbesondere öffentlich-rechtlicher Nachrichtenredaktionen, solche Monokulturen der Information zu verhindern“.

Die komplette Liste der Vergessenen Nachrichten findet sich auf der Website der Initiative Nachrichtenaufklärung.

Über die Erstellung der Top Ten der Vergessenen Nachrichten

Die Top-10-Liste der Vergessenen Nachrichten wird von einer Jury aus Wissenschaftlerinnen und Journalisten gekürt. Grundlage der Liste bilden Vorschläge aus der Bevölkerung, die von Studierenden verschiedener deutscher Hochschulen recherchiert werden. Alle haben die Möglichkeit, bei der INA Themenvorschläge einzureichen. „Themenpluralität in den Medien ist wichtig. Daher bitten wir alle interessierten Bürger, die Initiative zu ergreifen und uns über die Website Themenvorschläge für vernachlässigte Themen einzusenden. Wir sind sicher, jedem fällt auf Anhieb eine Geschichte ein, die es wert wäre, einem breiten Publikum erzählt zu werden. Die Einreichungen aus der Bevölkerung sind wichtig für die Arbeit der INA“, betont Filiz Kalmuk, Vorstandsmitglied der INA.

Kontakt

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Hektor Haarkötter

Professur Kommunikationswissenschaft, Schwerpunkt politische Kommunikation

Forschungsfelder

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Sankt Augustin

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F 205

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Grantham-Allee 2-8

53757, St. Augustin

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