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Michael Heinzelmann: Von Fischertechnik zum Rennrad Marke Eigenbau

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Donnerstag, 29. Februar 2024

Michael Heinzelmann weiß, wie man mit den unterschiedlichsten Werkstoffen umgeht. Als Professor am Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften vermittelt er seinen Studierenden, wie man die Tragfähigkeit und Haltbarkeit verschiedener Materialien bestimmt, um Maschinen, Fahrzeuge und Bauwerke zu konstruieren. Privat baut der Wissenschaftler allerhand nützliche Alltagsgegenstände – darunter auch ein Fahrrad, das ihn nun schon seit Jahren durch dick und dünn begleitet.

Knapp 80 Personen versammelten sich am vergangenen Montag im frisch renovierten G-Gebäude am Campus in Rheinbach, wo die Hochschulleitung und das Gebäudedezernat mit dem beauftragten Generalplaner über die aktuelle Entwicklung beim Wiederaufbau berichteten. Unter den Teilnehmenden war auch Professor Michael Heinzelmann. Der Professor ist eines der Gesichter des Fachbereichs Angewandte Naturwissenschaften. Schon seit über 23 Jahren lehrt und forscht der gebürtige Rheinländer an der Hochschule. Darüber hinaus hatte er mehrere Ämter in der akademischen Selbstverwaltung inne, zuletzt leitete er von 2015 bis 2020 als Dekan die Geschicke des Fachbereichs. Heinzelmann ist jemand, dem ‚seine‘ Hochschule am Herzen liegt. Im Gespräch wird deutlich, was die Krisenjahre mit der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe im Juli 2021 mit den Menschen gemacht haben: „Die Flut war für uns ein echter Wirkungstreffer hier auf dem Campus, weil sie genau zu dem Zeitpunkt kam, als die Corona-Lage etwas entspannter wurde und wir wieder mit der Präsenzlehre begonnen hatten“, erzählt Heinzelmann. Die Flut richtete verheerende Schäden am Campus an.

Auf der Suche nach Normalität

Seitdem sind Studierende und Beschäftigte der Hochschule auf der Suche nach Normalität. Dass die sich so schnell nicht einstellen wird, war nun Thema bei der Informationsveranstaltung: Der Wiederaufbau des Campus zieht sich länger hin als ursprünglich geplant. Zwar werden nach und nach Gebäude frisch saniert freigegeben, und auch Bibliothek und Cafeteria sind wieder offen. Aber erst im Frühjahr 2026 wird nach aktuellem Zeitplan der letzte Gebäudeteil fertig.  Die Sanierung ist ein komplexes Unterfangen: Labore, Seminarräume und Hörsäle werden nicht nur wiederhergestellt, sondern nach dem neuesten Stand der Technik modernisiert und an die heute geltenden gesetzlichen Vorgaben angepasst, etwa beim Brandschutz. Vieles muss von Grund auf erneuert werden. „Wir sind dem Baudezernat sehr dankbar für die Arbeit und die Unterstützung. Aber gerade setzen nach einer anstrengenden Zeit bei vielen gewisse Ermüdungserscheinungen ein“, sagt Heinzelmann. Wichtig sei es, den Humor nicht zu verlieren und den Kopf nicht in den Sand zu stecken.

Um das zu artikulieren, geht der Wissenschaftler auch mal ungewöhnliche Wege. Im Dezember nahm er ein Weihnachtsvideo auf, in dem er mit Weihnachtsmütze und Laborkittel auf dem Campus unterwegs war. Die Botschaft: Zwar sei die Situation gerade „frustig, doch kann man was dagegen machen. Mit anpacken und trotzdem lachen“. Man merkt: Zwar ist Heinzelmann viel in der Welt herumgekommen, doch liegen seine Wurzeln unverkennbar im Rheinland.

Inspiration durch neue Orte und Menschen

Heinzelmann wuchs in Jülich auf, wo sich die ersten Zeichen für den späteren Karriereweg wohl bereits im Kindesalter erkennen ließen. Mit Begeisterung arbeitete er an Lego- und Fischertechnik-Bauwerken, in der Schule waren es dann vor allem die technischen Fächer, die den Jungen begeisterten. Nach dem Abitur entschied er sich schließlich für ein Maschinenbaustudium - eine Richtung, für die man gewisse Grundvoraussetzungen mitbringen sollte: „Man sollte schon leuchtende Augen bekommen, wenn man Schiffe oder Flugzeuge sieht und sich freuen, wenn man mit technischen Zeichnungen konfrontiert wird. Ansonsten kann das Studium sehr trocken werden“, sagt der heutige Professor.

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Michael Heinzelmann mit seinem Rennrad auf dem Campus in Rheinbach. Foto: Pascal Schröder

Neben dem Interesse für sein Fachgebiet war es Heinzelmann immer wichtig, regelmäßig die Komfortzone zu verlassen und sich an neuen Orten inspirieren zu lassen. So entstand seine Leidenschaft für sein späteres Arbeitsgebiet, die Werkstoffkunde, während eines Auslandsjahres an der University of Massachusetts in den USA: „Die Zeit war sehr prägend für mich. Ich habe in verschiedenen Experimenten die Tragfähigkeit von Werkstoffen untersucht und fand diesen Bereich dann unglaublich spannend, doch natürlich hätte es inhaltlich auch ein anderes Schwerpunktthema werden können.“ Wenn man das allgemeine Interesse Richtung Naturwissenschaft und Technik habe, sei es fast egal, in welche Richtung man sich spezialisiere. „Eigentlich ist es alles spannend. Man muss sich nur einmal tief genug in ein Thema eingraben“, sagt Heinzelmann.

Genau das möchte der Hochschullehrer auch den Studierenden vermitteln, weshalb er nach fünf Berufsjahren als Statiker für Lokomotiven am 1. Januar 2000 als Professor an der H-BRS startete: „Ich wusste damals einfach: Professor sein, das ist ein Job, der mir Spaß machen wird. Und das ist nach mittlerweile 23 Berufsjahren auch immer noch der Fall“, sagt der Hochschullehrer.

Neben dem Job ist der dreifache Familienvater gerne in der Natur unterwegs, unternimmt lange Fahrrad- und Kanutouren. Daneben hat ihn die Bastelleidenschaft seit der Kindheit nicht losgelassen. Neben kleinen Möbeln für den Haushalt widmete er sich vor rund zehn Jahren einem echten Großprojekt: er baute sich sein eigenes Fahrrad, inklusive der Konstruktion und Fertigung eines Rahmens aus Eschen- und Walnussholz: „Ich wusste am Anfang gar nicht, ob das alles funktionieren würde. Es war ein Projekt mit ungewissem Ausgang. Aber inzwischen hat das gute Stück über 40.000 Kilometer auf dem Buckel, und ich weiß, dass ich da ein Fahrrad gebaut habe, das was taugt“ erzählt Heinzelmann.

Für die Zukunft kann er sich vorstellen, nochmal ein neues Fahrrad zu konstruieren. Zuerst reist der Professor jedoch im Herbst für ein Forschungssemester ins spanische Gijón, um sich an der dortigen TU erneut von Forschungskolleginnen und -kollegen inspirieren zu lassen. Danach kehrt er zurück nach Rheinbach, wo der Campus wieder einen Schritt in Richtung Normalität gemacht haben wird.

 

Text: Pascal Schröder

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Michael Heinzelmann

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Pascal Schröder

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