Fachbereich Informatik
Paul Plöger: Was wäre, wenn Roboter Fußball spielen könnten?
Professor Paul Plöger ist so alt, wie die Intelligenz selbst - also die künstliche Intelligenz. 1956, ein Jahr vor seiner Geburt, verwendete eine Forschergruppe aus den USA zum ersten Mal den Begriff Artificial Intelligence. Was heute durch Anwendungen wie ChatGPT, in kundenspezifischen Werbeanzeigen oder sogar bei der Erstellung von Kunstwerken und Musikstücken Einzug in beinahe alle Bereiche des Alltags Einzug genommen hat, war damals lediglich ein theoretisches Konstrukt, um zu beschreiben, wozu Computer niemals in der Lage sein würden. Für Plöger wurde es zu einem Thema, das ihn sein ganzes Berufsleben lang begleiten sollte.
Im Jahr 1985 begann die wissenschaftliche Karriere des studierten Mathematikers als Mitarbeiter am Forschungszentrum Informationstechnik der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Sankt Augustin, das nach der Fusionierung mit der Fraunhofer-Gesellschaft in das heutige Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS überging. Hier testete er Computerchips auf ihre Funktionalität. „Diese Prüfung muss in Form einer Simulation durchgeführt werden, denn nachdem der Chip produziert wurde, können keine Änderungen mehr vorgenommen werden“, erklärt der Wissenschaftler.
In sogenannten eingebetteten Systemen (embedded systems) führen die Chips vorher festgelegte Aufgaben durch. So zum Beispiel bei einer modernen Waschmaschine, in der verschiedene Sensoren zusammenarbeiten, um Temperatur oder den Wasserstand zu kontrollieren. Doch auch in komplexeren Systemen, wie etwa autark agierenden Robotern, sind sie unverzichtbar.
Robotik und Fußball? Auf jeden Fall!
Und so hatte der Bonner Informatiker Thomas Christaller mit wenig Widerstand zu kämpfen, als er die Forschungsgruppe um Paul Plöger Mitte der 1990er-Jahre für ein neues Thema zu begeistern versuchte: der Gründung einer Roboter-Fußballmannschaft. Nach mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit nahmen die Wissenschaftler 1998 an der Roboter-Fußballweltmeisterschaft in Paris teil, die zeitgleich mit der Fußball-WM der Männer stattfand. Die Forschenden reisten mit großen Erwartungen an – und erlebten ein Desaster. „Das war die peinlichste öffentliche Veranstaltung meines Lebens“, erinnert sich Plöger heute. „Die anderen Teams waren uns damals haushoch überlegen. Also fingen wir danach an, wie die Wahnsinnigen zu arbeiten.“ In den darauffolgenden Jahren erarbeitete sich Plöger so eine Expertise, die einen wichtigen Grundstein für die erfolgreichen Teilnahmen der H-BRS-Studierendengruppen bei Wettbewerben für automatisierte Haushalts- oder Industrieroboter legte. Zuletzt gewann das Hochschulteam b-it-bots im Juli den Weltmeistertitel beim RoboCup 2023 im französischen Bordeaux.
Begeisterung und Empathie
Nach der Erlangung des Doktortitels war Plöger im Jahr 2003 an die H-BRS gewechselt und baute den Studiengang Autonomous Systems mit auf, dem seinerzeit deutschlandweit ersten Masterstudiengang für Autonome Systeme. Auch im zugehörigen Bonn-Aachen International Center for Information Technology (b-it) übernahm er Verantwortung, zuletzt als einer von drei Direktoren des Forschungsinstituts. Zunächst war der Forscher in Teilzeit neben seiner Tätigkeit im Fraunhofer IAIS an der Hochschule, bevor er sich im Jahr 2010 ganz der Lehre verschrieb. „Ich habe damals gemerkt, dass ich viel besser in der Lehre bin als in der Akquise neuer Forschungsprojekte. Es macht mir großen Spaß, den Studierenden die Themen näherzubringen, für die ich mich seit so vielen Jahren begeistere“, sagt Plöger. Neben der Faszination für das Forschungsfeld komme es in der Lehre vor allem auf Empathie an, erläutert der Informatiker. „Wenn ich mich nicht dafür interessiere, ob meine Studenten eine erfolgreiche Prüfung ablegen, werden sie es schwerer haben. Ohne echtes Interesse an den Studierenden geht es nicht“, sagt Plöger.
Diese Gedanken lieferten den Grundstein für ein Projekt, an dem der Hochschullehrer mittlerweile seit knapp zehn Jahren arbeitet: eine Software, die eigenständig studentische Übungen und Klausuren bewerten kann. „In der Informatik ist das schwierig, weil wir natürlich nicht nur richtig und falsch bewerten wollen, sondern auch verstehen möchten, wo der Fehler lag und wie die Studierenden das beim nächsten Mal besser machen können“, sagt der Informatiker. Dabei herausgekommen ist e²x, ein automatisches Prüfungsprogramm, das Plöger aktuell mit zwei Mitarbeitern betreibt und auch in Zukunft weiterentwickeln möchte.
Darüber hinaus wird Plöger der Hochschule auch nach seinem Ausscheiden als Professor als Lehrbeauftragter erhalten bleiben. Sicher ist schon jetzt, dass er dabei alles dafür geben wird, seine Begeisterung für die Themen Künstliche Intelligenz und Autonome Systeme an die Studierenden weiterzugeben.
Text: Pascal Schröder
Anlaufstellen
Öffentlichkeitsarbeit
Campus
Sankt Augustin
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