Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
Interview mit Seniorstudent Abel Rangel
Abel Rangel lebt in Mosquera in der Nähe von Bogota in Kolumbien und unterstützt die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bei der Suche nach Partnerhochschulen in Kolumbien. In diesem Zusammenhang wurde Abels Interesse am Studiengang Nachhaltige Sozialpolitik geweckt. Seit dem Wintersemester 2020/2021 besucht Abel als erster "Seniorstudent" des Studiengangs regelmäßig digitale Lehrveranstaltungen und zeigt sich als interessierter Gasthörer.
Am Ende des Wintersemesters führten wir mit Abel ein Gespräch über seine bisherigen Erfahrungen und Eindrücke. Das Interview führte Lukas Preußner, Studierender im Studiengang Nachhaltige Sozialpolitik im vierten Semester.
Lukas Preußner: Abel, vielen Dank für Deine Bereitschaft über Deine Erfahrungen und Eindrücke im letzten Semester zu berichten. Zuerst interessiert uns, wie Deine Verbindung zur Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zustande gekommen ist.
Abel Rangel: Über Herrn Prof. Dr. Michael Sauer. Wir kennen uns seit einigen Jahre über unsere gemeinsame Tätigkeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Preußner: Was war denn Deine Aufgabe bei der GIZ?
Rangel: Ich habe bei der GIZ Kolumbien als Senior Berater im Bereich Migration gearbeitet, für das Programm Migration for Development (PMD). Über das PMD unterstützt die GIZ seit Jahren die Rückkehr von kolumbianischen Experteninnen und Experten, die in Deutschland ein Studium erfolgreich absolviert beziehungsweise berufliche Erfahrungen gesammelt haben und nach der Rückkehr ihr technisches Know-how beziehungsweise berufliches Wissen in die kolumbianische Gesellschaft via Unternehmen, Behörden, Akademien, Nichtregierungsorganisationen et cetera transferieren.
Preußner: Was sind Deine Eindrücke aus den Online-Vorlesungen im letzten Wintersemester?
Rangel: Die Veranstaltungen nehmen Bezug zu hochaktuellen Themen, die Kompetenzen der Vortragenden sind hervorragend und die Methodologie des Lehrens innovativ. Besonders positiv fand ich die rege Teilnahme der Studierenden und die offene Diskussionskultur in vielen Veranstaltungen.
Preußner: Wir haben erfahren, dass Du teilweise um zwei Uhr nachts aufstehen musstest, um an den Vorlesungen teilzunehmen. Wie kamst Du mit der Zeitverschiebung zwischen Kolumbien und Deutschland zurecht?
Rangel: Anfangs war das sehr schwierig. Der Zeitunterschied zwischen Kolumbien und Deutschland liegt bei sechs Stunden im Winter und sieben Stunden im Sommer. Nach einer Weile habe ich mich an den Zeitunterschied gewöhnt. Für die interessanten Veranstaltungen hat sich das frühe Aufstehen gelohnt. Einfach eine Motivationsfrage!
Preußner: Du hast in diesem Semester eine ganze Menge über Sozialpolitik erfahren. Wie würdest Du die Sozialpolitik in Kolumbien beschreiben?
Rangel: Die Sozialpolitik in Kolumbien hat eine lange Geschichte. Die kolumbianische Gesetzgebung über Sozialpolitik hat sich in den letzten Dekaden ständig weiterentwickelt. Als Außenstehender kann man diese Politik als modern bezeichnen. Obwohl sich die kolumbianische Regierung jedes Jahr mehr in der Verstärkung von Sozialprogrammen engagiert und Fortschritte in der Implementierung macht (zum Beispiel Erhöhung des Etats für soziale Dienste), zeigen sich in der Praxis große Defizite (das Gesundheits- und Bildungssystem, um Beispiele zu nennen). Ein guter, nachhaltiger Sozialstaat kann aus meiner Sicht nur Erfolg haben, wenn sich die Wirtschaft parallel entwickelt und alle Parteien am gleichen Strang ziehen, sprich alle Akteure zu einer fortwährenden Entwicklung einer Gesellschaft beitragen. Das deutsche Sozialmodell wird in Kolumbien sehr geschätzt und kann als Orientierungspunkt für Lernprozesse dienen.
Preußner: Was möchtest Du unseren Leserinnen und Lesern abschließend mitteilen?
Rangel: In der Veranstaltung Internationale Sozialpolitik haben wir uns sehr intensiv mit internationalen Vergleichen und der Möglichkeit des politischen Lernens auseinandergesetzt. Ein permanenter Erfahrungsaustausch zwischen Sozialexpertinnen und Sozialexperten sowie Studierenden der Sozialpolitik über die Akademien beider Länder wäre meiner Meinung nach ein großer Gewinn für unsere Gesellschaften. Deutschland und Kolumbien sind seit vielen Jahren gute Partner und haben prominente Hochschulen wie die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Diese könnten eine orientierende bzw. beratende Rolle zum Aufbau einer gesunden Sozialpolitik, unter der Devise einer sozialen Gerechtigkeit, sowie zur Expansion und Stärkung von Sozialprogrammen spielen. Ich freue mich jetzt schon auf das kommende Semester, in dem ich meinen Beitrag zu diesen Aufgaben gerne weiter leisten werde.
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