Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
Digitalisierung und Solidarität
Verändert die Digitalisierung langfristig unsere Solidaritätseinstellung?
Diese Fragestellung zog viele Besucher an den Stand des Fachbereichs Sozialpolitik und Soziale Sicherung beim Tag der Forschung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Campus in Rheinbach. Vorgestellt wurde ein laufendes Forschungsprojekt, bei dem der Frage nachgegangen wird, inwiefern die Nutzung von Gesundheits-Apps und Wearables langfristig die Einstellungen in der Bevölkerung zu Solidarität im Gesundheitswesen verändert. Noch sind die Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Befragung von 1.314 Personen nicht vollständig ausgewertet, aber es sind Entsolidarisierungstendenzen bei verhaltensbedingten Gesundheitsrisiken wie beispielsweise in den Bereichen Ernährung und Bewegung zu erwarten.
Inwiefern eine solche Solidaritätserosion in der Bevölkerung zu konstatieren ist und in welchem Zusammenhang sie zur Nutzung von Gesundheits- und Fitness-Apps steht, untersuchen derzeit Professor Remi Maier-Rigaud und sein Forscherteam. Das im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführte Forschungsprojekt zielt auch auf die gesellschaftspolitische Bedeutung der Ergebnisse: Sollten die vermuteten Erosionseffekte nachweisbar sein, müsste ein gesellschaftspolitischer Diskurs stattfinden, um bewusst und aktiv zu definieren, welche Reichweite Solidarität in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft haben soll. Dieser Austausch mit der Gesellschaft begann bereits am Stand und die Besucherinnen und Besucher durften über gesundheitspolitische Optionen bei der Finanzierung der Krankenversicherung abstimmen. Am Ende des Tages machte sich Erleichterung am Stand breit: Die große Mehrheit der Besucherinnen und Besucher unterstützt eine solidarische, einkommensabhängige Finanzierung der Krankenversicherung.
Im Bild: Präsident Professor Hartmut Ihne greift die Fragestellung auf und diskutiert mit Professor Remi Maier-Rigaud das Für und Wider der beiden Positionen. Ebenfalls im Bild (von links): Promovendin Sandra Wrzeziono sowie Projektpartner Sarah-Lena Böning und Simon Micken (beide Universität zu Köln).