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Vor welche Probleme Cyberkriminalität die Justiz stellt

Diskussionsrunde Juristentag H-BRS 20220608 Foto Martin Schulz

Donnerstag, 9. Juni 2022

Hacking, Datendiebstahl, Erpressung, digitale Fälschungen, Hate Speech – die Kriminalität verlagert sich zunehmend in den digitalen Raum. Für die Justiz ergeben sich daraus vielfältige Herausforderungen. Darüber diskutierten Experten an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Die Diskussionsrunde mit dem Titel "Daten, Hacking, digitale Fälschungen - Herausforderungen der Justiz" fand anlässlich des 73. Deutschen Juristentags statt, der im September in Bonn im WCCB auf dem Plan steht.

Diskussionsrunde Juristentag H-BRS 20220608 Foto Dominik Pieper

Die Experten beleuchteten das Thema unter Moderation von Ute Lange aus verschiedenen Perspektiven. Dr. Christoph Hebbecker berichtete, wie die Strafverfolgungsbehörden in der Praxis mit Cyberkriminalität umgehen. Er ist Staatsanwalt an der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW). Ein Problem: Unternehmen, die Opfer von erpresserischen Ransomware-Angriffen werden, zeigen die Straftaten selten  an. Die Hacker entwickeln derweil ihre Geschäftsmodelle ständig weiter. Das Gebiet der Cyberkriminalität ist weit verzweigt: Im Dunkeln ist ein lukrativer Markt entstanden.  Sebastian Barchnicki vom DIGITAL.SICHER.NRW Kompetenzzentrum für Cybersicherheit in der Wirtschaft berichtete, dass Angriffe insbesondere für mittelständische Unternehmen existenzbedrohend sein können. Das Zentrum mit Sitz in Bonn unterstützt Unternehmen dabei, ihre Systeme sicherer zu machen.

Mögliche Strategien gegen Cyberkriminalität

Mögliche Strategien gegen Cyberkriminalität erläuterten Prof. Markus Ullmann (Referatsleiter Technologische Grundlagen elektronischer Identitäten beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik), Prof. Dr. Elmar Padilla (Professor für Cybersicherheit an der H-BRS) und Prof. Dr. Hektor Haarkötter (Professor für Kommunikationswissenschaft an der H-BRS). Dabei hat die Forschung einen hohen Stellenwert. Das BSI betreibt gemeinsam mit der H-BRS das Biometrie Evaluationszentrum (BEZ), das wertvolle Erkenntnisse zur Aufdeckung digitaler Fälschungen liefert. Cybersicherheit fängt aber bereits im Alltag an – beginnend mit der Wahl von Passwörtern. Sensibilisierung und Aufklärung seien dabei wichtige Themen, so Haarkötter. Die Erkenntnisse der Wissenschaft müssten für verschiedenste Zielgruppen übersetzt werden.

Veranstaltung bestand aus zwei Teilen

Die Veranstaltung von Deutschem Juristentag (djt) und H-BRS war mit dem Titel „Daten, Hacking, digitale Fälschungen – Herausforderungen der Justiz“ überschrieben und bestand aus zwei Teilen. Unmittelbar vor der Diskussionsrunde erhielten die Besucherinnen und Besucher an drei Demo-Stationen in der H-BRS Einblicke in praktische Anwendungen im Bereich der Digitalisierung: der Cyber Security, dem Showroom des Instituts für Visual Computing (IVC) und dem BEZ.

Diskussionsrunde Juristentag H-BRS 20220608 Foto Martin Schulz

Cyber Security

Zur Veranschaulichung und Sensibilisierung für die neuen Bedrohungen aus dem Cyberraum und die dabei zum Einsatz kommenden Angriffstechniken demonstrierte Doktorand Ruben Gonzalez vom Hochschul-Hackerteam RedRocket, wie Cyberkriminelle einen Firmen-Computer durch eine bösartige Office-Datei angreifen, die Kontrolle übernehmen und ihn ausspionieren können. Er erklärte das grundlegende Vorgehen und demonstrierte live, wie er aus der Distanz die Kontrolle über einen fremden Rechner bekommen, dort Daten stehlen und den Rechner dann unbrauchbar machen kann.

Showroom des Instituts für Visual Computing (IVC)

Das Institut für Visual Computing (IVC) beschäftigt sich mit der interaktiven Darstellung und Analyse von zwei- und dreidimensionalen Daten. Bei der Demonstration im Showroom zeigten die Forschenden eine Darstellung von sozialen Netzwerken und die Verbindung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander sowie die Vernetzung der Nutzer zu einem ausgewählten Thema. „Durch das große, interaktive Datendisplay ist es möglich, soziale Netzwerke kollaborativ zu analysieren und beispielsweise Interessengruppen zu identifizieren. Das hilft auch bei der Analyse von legalen und illegalen Aktivitäten dieser Gruppen“, sagte Prof. Dr. André Hinkenjann, Co-Direktor des Instituts für Visual Computing.

Biometrie Evaluationszentrum (BEZ)

Von der Grenzkontrolle bis zum Bezahlen per Smartphone: Biometrische Systeme sind eine wesentliche Methode zur Authentifizierung von Benutzern. Die fortschreitende Digitalisierung und die Automatisierung der Verfahren erhöhen ihre Bedeutung weiter. Zugleich steigen die Anforderungen an Verlässlichkeit und Sicherheit. Um biometrische Systeme zu verbessern und sicherer zu machen, haben das Institut für Sicherheitsforschung (ISF) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in den vergangenen drei Jahren gemeinsam das Biometrie Evaluationszentrum (BEZ) aufgebaut.

ISF und BSI präsentierten zwei Bereiche ihrer gemeinschaftlichen Forschung: die Verbesserung der automatisierten Sicherheitskontrollen an so genannten E-Gates (wie es sie an Flughäfen gibt) und die Entwicklung eines Gerätes, das dreidimensionale Fingerabdrücke aufnehmen kann. Diese sind deshalb kaum zu fälschen. „Es gibt nicht ‚das eine sichere biometrische Merkmal‘ für die Authentifizierung einer Person. Deswegen betrachten wir in der Forschung verschiedenen Verfahren, die sich gegenseitig ergänzen“, sagt Professor Dr. Norbert Jung, der BEZ-Projektleiter seitens der H-BRS.

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