Kommunikation und Marketing

Lizenz zum Löten: Technik-Blogger der H-BRS

Dienstag, 19. Dezember 2017

Technikjournalist Simon Bäumer repariert alles, was nicht bei Drei auf dem Baum ist: ob Kaffeemaschine, Rasenmäher, Fräsmaschine, Handy oder Dieselkanone - was Bäumer in die Hand nimmt, wird wiederbelebt. Und er macht das so gut, dass ihm tausende dabei zusehen wollen. Bei Youtube, auf seinem Blog "Kondensatorschaden"oder dem Kanal "Technikhelden" repariert und konstruiert der Student der H-BRS, bis der Arzt kommt.

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Verschleißteile neu

Der aus dem Bonner Umland stammende Simon Bäumer entschied sich nach einem kurzen Mechatronik-Gastspiel an der TU Dresden für den Studiengang Technikjournalismus am Campus Sankt Augustin der H-BRS.

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H-BRS: Wie fing es an mit der Begeisterung für Technik? Hast Du schon mit Deinem Vater geschraubt oder bist Du Autodidakt? Gibt es ein Erlebnis aus der Kindheit, dass den Grundstein für Deine Begeisterung gelegt hat?

Simon Bäumer: Ja, die Affinität zur Technik wurde mir quasi in die Wiege gelegt: der Vater ist Konstrukteur, viele meiner Verwandte haben technische Berufe. Von klein auf wurden also Dinge mehr oder weniger professionell zerlegt, zunächst mit dem Hammer, inzwischen aber auch mal mit einem Cliplöser und den passenden Schraubendrehern.

H-BRS: Andere schmeißen weg, Du reparierst und zwar auch Dinge, von denen die meisten denken würden: keine Chance, das Ding ist im Eimer. Für einige Deiner Follower bist Du daher schon Kult. Hast Du Dich schon mal selbst überrascht bei einer Maschine, die eigentlich für immer verloren schien?

Bäumer: Wenn man sich intensiv mit der Technik beschäftigt und jemand sagt, etwas sei kaputt, dann hinterfragt man erstmal, was denn genau kaputt ist. Und dann kommt hinterher oft heraus, dass gar nicht das gesamte Gerät kaputt ist, sondern ein einzelnes Teil. Ob nun eine Sicherung durchgebrannt ist, ein Kondensator im Eimer ist, oder ob ein Relais nicht mehr sauber schaltet, ist dann fast egal. 

Mir hat mal jemand eine Kaffeemaschine vorbei gebracht, deren Unterseite komplett geschmolzen war, weil der Besitzer sie auf eine heiße Herdplatte gestellt hatte. Da habe ich mir schon zuerst gedacht: "Kannst Du Deinen Schrott nicht selbst entsorgen?"
Aber dann schaut man ja trotzdem mal rein und stellt zu seiner Verwunderung fest, dass nur ein paar Kabel geschmolzen sind, Elektronik und Elektrik sonst aber noch recht gut beisammen sind. Am längsten hat dann tatsächlich die Suche nach dem passenden Gehäuseteil gedauert. 

"Pimp my Akkuschrauber" im Kondensatorschaden-Kanal auf Youtube

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"Pimp my Akkuschrauber" im Kondensatorschaden-Kanal auf Youtube

Technisches Produktdesign in reverse

H-BRS: Ich finde Deinen Blog richtig gut, auch wenn ich als absoluter Techniklaie nicht alles verstehe. Kannst Du uns mal eine Übersicht geben, an welchen Dingen Du schon erfolgreich operiert hast?

Bäumer: Wenn Du dieses Jahr nichts mehr vorhast, kann ich mal mit einer Liste anfangen... Nein, dass würde endlos werden. Ich schraube an allem rum, von Handys über Computer, Kaffeemaschinen und Fahrräder bis Autos und Traktoren, je nachdem was gerade anfällt. Wenn man einmal verstanden hat, wie die Dinge funktionieren und wie die Hersteller ticken, ist es eigentlich egal, ob man gerade einen Toaster oder ein Notebook zerlegt - quasi technisches Produktdesign in reverse.

H-BRS: Mit welchen Geräten oder Maschinen beschäftigst Du Dich am liebsten? Oder gibt es eine Präferenz für bestimmte technische Probleme?

Bäumer: Das ist oft von der aktuellen Stimmungslage abhängig (grinst). Am schönsten ist natürlich das Arbeiten an eigenen Projekten, auch wenn dafür oft die Zeit fehlt. Ich restauriere gerne alte Maschinen und Fahrzeuge. Wenn man jede Schraube in der Hand gehabt hat und nach einer Ewigkeit alles wieder zusammengefügt ist und so gut arbeitet wie neu, ist das schon ein tolles Erfolgsgefühl - auch wenn der Weg bis dorthin lang und steinig war.

H-BRS: Vielen Dank für das Interview, Simon. Wir wünschen Dir noch eine ruhige Hand beim Löten, Schweißen und Schrauben!

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