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Corinna Thomser: Harte Stähle und feurige Tänze
Seit April 2019 ist Corinna Thomser Professorin für Werkstofftechnik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Ihre Themen sind unter anderem innovative Werkstoffe, Fertigungsverfahren, digitale Materialforschung und Werkstoffdatenbanken. Zuvor war sie Lehrbeauftragte für das Fach Werkstoffkunde an der Rheinischen Fachhochschule Köln. In ihrer Promotionsarbeit, die sie während ihrer Zeit am Institut für Eisenhüttenkunde der RWTH Aachen geschrieben hat, stand auch schon der Werkstoff Stahl im Mittelpunkt, genauer gesagt die mechanischen Eigenschaften von Dualphasenstählen. Köln und Aachen waren also wichtige Stationen, dazwischen lag Jülich mit dem Institut für Energie und Klimaforschung. Und der Ursprung für das Interesse für Eisen, Stahl & Co.?
Geweckt wurde die Zuneigung zu den Werkstoffen bei einem Tag der offenen Tür der TU Bergakademie Freiberg, den sie als Oberstufenschülerin besuchte. „Ich war begeistert, dass man vier Semester lang sehr vielseitig studieren konnte, bevor man sich für eine Vertiefung entscheiden musste.“ Und so entschied sie sich für das Studium an der sächsischen Universität.
Aufgewachsen sei sie in einer musikalischen Familie, erzählt Corinna Thomser. „Mein Vater war Mathematiker, und ich war immer gut in Mathe und Deutsch.“ Das Aufwachsen mit Musik hat sie zur Querflöte und dem Mitspielen in einer Band gebracht. Beruflich aber ging es in eine andere Richtung.
Es geht auch um Fragen der Ethik und Nachhaltigkeit
Heute, nach mehr als 20 Jahren der Beschäftigung mit Werkstoffen, sagt sie: „Die Entscheidung habe ich nie bereut. Werkstoffe bleiben interessant und spannend. Auch wegen der Menschen, die ihre eigenen Ideen einbringen.“ Deswegen ist es der Professorin wichtig, sich über die Fachbereiche und Ländergrenzen hinweg zu vernetzen. „Wenn wir unsere Fähigkeiten zusammenbringen“, sagt sie, „haben wir die Chance, zu guten ingenieurmäßigen Lösungen zu kommen.“
Ihr ist sehr bewusst, dass es in ihrem Fachgebiet immer auch um Nachhaltigkeit und Ethik gehen muss. Also etwa um die Frage, unter welchen Bedingungen ein Rohstoff abgebaut wird oder wie wir mit den knapper werdenden Ressourcen umgehen. „Ich könnte sagen: Das geht mich nichts an“, sagt sie. „Aber ich finde, ich kann mich da nicht herausreden.“ Ein anderes Beispiel ist die Frage, ob die technische Lösung auch militärischen Anwendungen dienen kann, wie es bei der Kernforschung besonders offensichtlich ist. „Das müssen wir unseren Studierenden vermitteln“, ist sie überzeugt, „dass sie sich die Frage stellen sollten: Will ich daran mitarbeiten oder will ich das nicht, und wofür wird ein Werkstoff eigentlich überall eingesetzt und verwendet? Und was passiert am Ende des Produktlebens mit den verwendeten Werkstoffen, Stichwort Recycling.“
Tanzen lernen und Lernen durch Tanzen
Geht es beim Gusseisen um Härte und Sprödigkeit, so sind die entgegengesetzten Eigenschaften bei der Tätigkeit gefragt, mit der Corinna Thomser viel Zeit jenseits von Forschung und Lehre verbringt. Aktuell trainiert sie dreimal pro Woche lateinamerikanische Tänze: Rumba, Cha-Cha, Jive. „Zum Auftanken und aus Freude am Tanzen“, wie sie sagt, „und damit es bei Forschung und Lehre gut weitergeht.“ Auch hier zeigt sich im Gespräch, wie leicht es ihr fällt, mit ihrer Begeisterung andere für ein Thema zu interessieren. Beim Tanzen lerne man, kann man zum Beispiel von ihr hören, Haltung zu bewahren. Auch dann, wenn es nicht optimal läuft. Was sich auf andere Lebenslagen übertragen lässt, etwa auf Vorlesungen. Oder man erfährt, dass es beim Tanzen auf eine solide technische Basis ankomme, sie alleine es aber noch nicht gut und charmant mache. Etwas Eigenes, Emotionen und Persönlichkeit müssen hinzukommen. Und man glaubt ihr gerne, dass es beim Tanzen um Konzentration, Timing, Präsenz und Teamgeist geht. Also alles Fertigkeiten, die nützlich auch für ein Studium sind. Kein Wunder also, dass Corinna Thomser sagt: „Tanzen kann ich jungen Menschen nur empfehlen.“
Text: Martin Schulz
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