Kommunikation und Marketing
Mann der Möglichkeiten - Guido Krause
Das Konzept ist ebenso einfach wie interessant: Zu Beginn des Projekttages hält Guido Krause einen kleinen Vortrag über die Herkunft des Kaffees. Dann teilt sich die Klasse in Untergruppen auf und beschäftigt sich mit Messungen, Recherche und dem eigentlichen Rösten. Die Messungen sind dem Maschinenbauer sehr wichtig. Die Schülerinnen und Schüler ermitteln unter anderem Gewicht und Volumen der Bohnen und den pH-Wert. Die Ergebnisse werden dann präsentiert und interpretiert. Und je nachdem, wie alt die Schülerinnen und Schüler sind, trinken sie am Ende des Tages den selbstgerösteten Kaffee oder bringen ein Säckchen davon ihren Eltern mit. Seit 2010 bietet Guido Krause, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich EMT und im Labor Verfahrenstechnik tätig, das Kaffeeprojekt für Schulklassen an. Mit der Zeit ist einiges an Ausstattung zusammengekommen. Herzstück des Projekts ist eine wunderschöne, rot lackierte Röstmaschine, die ihr Zuhause in besagtem Raum B011 hat.
Dass das Angebot eine Herzensangelegenheit von Guido Krause ist, wird im Gespräch mit ihm schnell deutlich. Und dass ihm der Umgang mit jungen Menschen Freude bereitet, ebenso. Er selbst formuliert es bescheiden: „Es fällt mir nicht schwer, die Schulklassen zu beschäftigen.“
An die Hochschule gekommen ist Guido Krause 1999, nach absolviertem Studium der Energie- und Umweltschutztechnik in Aachen und dem Diplom als Abschluss. Seine erste große Aufgabe ist ihm noch sehr präsent: den Umzug aus dem Technopark in das neu errichtete B-Gebäude mitzuorganisieren. Das hieß auch: Aufbau der Labore. „Hier war gar nichts“, erinnert er sich. Wenig später kam eine weitere Aufgabe hinzu, die bis heute mit seinem Namen verbunden ist: das Amt des Schwerbehindertenbeauftragten.
Interessenvertreter für Beschäftigte und Studierende mit Einschränkungen
Zunächst in dieser Funktion nur für die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Professorinnen und Professoren zuständig, kamen ab 2006 die Anfragen von Studierenden hinzu. Geht es bei den Beschäftigten zum Beispiel um die Beratung bei der Beschaffung von spezieller Büroausstattung, so stehen bei den Studierenden andere Fragen im Mittelpunkt. Guido Krause berät und unterstützt Studierende mit Handicap zum Beispiel dann, wenn sie eine Zeitverlängerung bei Klausuren in Anspruch nehmen möchten. Etwa fünf Prozent der Studierenden sind chronisch krank, schätzt er. Er bedauert es, dass einige Studierende erst spät im Studium auf den ihnen zustehenden Nachteilsausgleich aufmerksam würden. Die Motivation für dieses Amt steht ihm klar vor Augen: Er möchte schlechte Erfahrungen vermeiden helfen, die er selbst als Schwerbehinderter erleben musste. „Ich möchte Menschen helfen. Und auch zeigen, dass wir eine inklusive Hochschule sind.“
Die Ideen, was das in der Praxis bedeuten könnte, gehen ihm auch nach 20 Jahren in der Funktion nicht aus. Gleiches gilt für die anderen Zusatzaufgaben. Aktuell tüftelt er zum Beispiel an einem weiteren Lebensmittelprojekt. Schülerinnen und Schüler sollen, so der Gedanke, ein Lebensmittel wie Nussnougatcreme anhand der Zutatenliste auf dem Etikett nachbauen und dabei erkennen, dass keine natürlichen Zutaten enthalten sind. Für die älteren Jahrgänge hat er auch eine Idee in der Pipeline: Guido Krause würde mit ihnen gerne Parfüm herstellen und sie für Produktion und Vertrieb eine (fiktive) Firma gründen lassen. Schon seit ein paar Jahren gibt es das bei den Jüngeren sehr beliebte Schokoladenprojekt, bei dem Schulklassen ihre eigenen Mischungen herstellen. Ein zentraler Lerneffekt hier: Es geht auch mit sehr viel weniger Zucker.
Wer dem Duft von frischem Kaffee nicht widerstehen kann und sich zu einer Tasse bei Guido Krause einlädt, wird im Gespräch wahrscheinlich hören, wie dankbar er für die Möglichkeiten ist, die ihm die Hochschule gegeben hat. „All das“, sagt er gerne, „hätte ich nicht machen können, wenn der Wille des Fachbereichs nicht gewesen wäre.“
Text: Martin J. Schulz
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