Kommunikation und Marketing
Interview mit Anna-Lena Menn, Transferprofessorin an der H-BRS
H-BRS: Frau Menn, was kann man sich unter einer Transferprofessur vorstellen?
Anna-Lena Menn: Wenn man den Begriff „Transferprofessur“ online recherchiert, was ich die Tage übrigens nochmal gemacht habe, bekommt man nur wenige Treffer. Das Besondere an der Transferprofessur ist, dass sie den Transfer von Forschung hin zu Bürger:innen, zu anderen Wissenschaftler:innen, zu Unternehmen, aber eben auch in die Lehre fördert. Es geht vor allem darum, dass die Dreifaltigkeit aus Lehre, Forschung und Transfer aufgebrochen wird. So sehe ich es zumindest. Meine Professur startete am 1. Oktober 2024 und geht erstmal bis Ende Januar 2026, also drei Semester. Und wenn ich das in meiner 10-Minuten-Internetrecherche richtig überblickt habe, sind wir übrigens die erste Hochschule in NRW, die das macht.
H-BRS: Warum haben Sie sich für die Transferprofessur beworben?
Anna-Lena Menn: Aus dem Netzwerkgedanken heraus. Ich kann sehr gut auf Menschen zugehen und sie zusammenbringen. Während meiner wissenschaftlichen Tätigkeit an der TU Braunschweig war ich als Forschungsfeldkoordinatorin tätig und habe Workshops geleitet.
H-BRS: Welche Aufgaben werden Sie konkret übernehmen?
Anna-Lena Menn: Meine Aufgaben werden sich vorrangig auf die nachhaltige Technikforschung beziehen. Also, wie werden nachhaltige Produkte ausgelegt? Ist auch wirklich alles nachhaltig, was wir machen?
Mein Fokus liegt hier auf der Bildung von Netzwerken, aber erstmal innerhalb von NRW. Damit Expertenwissen für die Industrie und für das Promotionskolleg NRW (PK NRW) gebündelt werden kann. Das ist mir ein Anliegen. So können diejenigen, die die Promotion abnehmen, die Zugangsvoraussetzungen besser erfüllen, indem sie beispielsweise Veröffentlichungen gemeinsam mit anderen Forschenden machen.
Für eine Mitgliedschaft, also um das Promotionsrecht zu bekommen und eigene Promotionen abnehmen zu können, muss man zum Beispiel eine bestimmte Menge Drittmittel, eine bestimmte Anzahl von Veröffentlichungen und betreuten Promotionen vorweisen. Und da möchte ich mich engagieren und sagen: Lasst uns gemeinsam forschen und veröffentlichen und vielleicht auch mal hochschulübergreifende Masterarbeiten, Masterprojekte betreuen.
H-BRS: Das heißt, Sie würden Professorinnen und Professoren an der H-BRS unterstützen, im Promotionskolleg anerkannt zu werden?
Anna-Lena Menn: Ja, genau. Ich bin zwar nicht Mitglied des PK NRW, aber damit wir das neue Promotionsrecht der HAW ausführen können, ist es hilfreich, wenn wir im Schulterschluss Leute finden, die da mitmachen, damit unsere Professor:innen die Voraussetzungen erfüllen können.
H-BRS: Haben Sie sich Formate überlegt, wie Forschende besser vernetzt werden könnten?
Anna-Lena Menn: Ich habe mir vorgenommen, nicht einfach, sagen wir, 80 Leute einzuladen, die in einem Raum oder in einem Hörsaal sitzen, und am Ende bleiben nur fünf übrig. Ich möchte konkret an Hochschulen herantreten. Und dann aber möglichst viele Forschende kennenlernen und schauen, was sie machen. Außerdem kann ich auf ein Thema aufmerksam machen, Themen bündeln, damit Projekte entstehen, für die wiederum Drittmittel eingeworben werden können.
H-BRS: Sie haben eingangs den Nachhaltigkeitsbezug angesprochen. Wie verankern Sie diesen in Ihrer Lehre?
Anna-Lena Menn: Ja, also die Bildung für nachhaltige Entwicklung setzt sich zum Ziel, dass man den Studierenden beibringt, ganzheitlich zu denken, direkt von Anfang an alle Sustainable Development Goals (SDGs) mit zu berücksichtigen. Wenn man zum Beispiel das Handy nimmt, sollte einem bewusst sein, dass es Menschen gibt, die auch irgendwie die Seltenen Erden aus dem Boden holen müssen. Solche systemischen Ansätze möchte ich in meiner Lehre neu verankern. Zum Beispiel habe ich ein Fach, das nennt sich Modellbildung und Simulation und da mache ich auch schon einen Teil Systems Engineering, Systems Thinking. Mich interessiert Systems Engineering als ganzheitliche Produktentwicklungsmethode, bei der man von Anfang an das zu entwickelnde Produkt im System mit der Umwelt betrachtet und die Wechselwirkungen innerhalb des Systems berücksichtigt.
H-BRS: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie ganz persönlich?
Anna-Lena Menn: Für mich ist es das Bewusstsein, dass es Ressourcen gibt und dass man sorgsam damit umgehen muss. Letztens hatte ich drüber nachgedacht, dass wir bei der Corona-Pandemie immer fließend Wasser, Nahrung und Bildung hatten. Das heißt, unsere SDGs waren selbst während der Pandemie weniger berührt, als sie das in vielen anderen Ländern auch ohne Pandemie sind. Für mich muss der gesellschaftliche Nutzen mehr in den Vordergrund gestellt werden.
Interview und Foto: Angelika Fiedler (H-BRS)
Kontakt
Anna-Lena Menn
Professorin für Ingenieurmathematik insbesondere Optimierung technischer Systeme , Leitung des Forschungsfeldes "Modellbildung und Simulation" im TREE , Transferprofessorin
Forschungsfelder
Standort
Sankt Augustin
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B 229
Adresse
Grantham-Allee 20
53757 Sankt Augustin
Telefon
+49 2241 8659751Angelika Fiedler
Projektleiterin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit „Nachhaltigkeitskommunikation“, Projektmanagerin H-BRS-Nachhaltigkeit
Standort
Sankt Augustin
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F 411
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Grantham-Allee 20
53757, Sankt Augustin
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