Kommunikation und Marketing
Kissia hat "nur Kaffee im Kopf"
Kissias vier Freunde und Geschäftspartner, Andru, Randit, Farhan und Nozky, stammen ebenfalls aus Indonesien - kennengelernt haben sie sich aber in Düsseldorf. Zusammen haben sie im April 2022 die Kissia UG mit einer Rösterei in Frechen und dem Café Meramanis in Köln gegründet. Sie importieren und rösten Kaffeebohnen aus Indonesien, die sie direkt von den Kaffeebauern beziehen.
Meramanis ist ein Kunstwort aus den indonesischen Wörtern für rot (merah) und süß (manis). Rötlich ist auch der frisch aufgebrühte Kaffee Java Banyubiru, er hat eine leicht fruchtige Säure, die ihm eine gewisse Spritzigkeit verleiht. „Säure im Kaffee ist kein Verbrechen“, sagt Kissia. Man trinkt den Banyubiru am besten pur, in Indonesien gibt es dazu einen herzhaften Snack, im Café Meramanis natürlich auch. Wer’s weniger exotisch mag, bekommt hier aber auch einen Espresso oder einen Cappuccino und dazu auch süßes Gebäck.
Kissia erzählt ausgiebig von der Wichtigkeit der Qualitätskontrolle der Bohnen und dass sie nur Bohnen mit der internationalen Zertifizierung „Specialty Coffee“* verkaufen. Und wie wichtig es sei, direkte Kontakte zu den Kaffeebauern zu haben. „Der indonesische Kaffee hat einen schlechten Ruf, weil Zwischenhändler oftmals bei der Qualität der Ware schummeln. Uns ist es auch ein Anliegen, das Ansehen des indonesischen Kaffees zu verbessern.“
Im Jahr 2012 kam Kissia, gerade 19 Jahre alt, aus der Millionenstadt Semarang auf Java als Au-Pair nach Kelkheim im Taunus. Den Wunsch, in Deutschland zu studieren, hatte sie schon damals im Gepäck, wollte aber zunächst mal ihre Sprachkenntnisse aufpolieren. Um in Deutschland fürs Studium zugelassen zu werden, besuchte sie ein Studienkolleg in Nordhausen in Thüringen. 2015 zog sie schließlich fürs BWL-Studium nach Köln. Da ihr der Praxisanteil des Studiums in Köln zu gering war, wechselte sie 2019 an die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Die Idee, sich selbstständig zu machen, hatte Kissia, als sie für einen Minijob in einem indonesischen IT-Start-up in Düsseldorf arbeitete und dort ihre heutigen Kollegen Andru und Randit kennenlernte. Einen weiteren Schubser in die richtige Richtung gab das Schwerpunktfach International Management an der H-BRS, in dem ihr die Dozentin Joyce Treptow Mut machte, den Sprung ins kalte Wasser der Unternehmensgründung zu wagen.
Dass es dann das Thema Kaffee wurde, lag auch an Mitbegründer Farhan, der schon als Barista und Röster gearbeitet hatte und ein wahrer Kaffeeexperte ist. „Von ihm haben wir alle sehr viel gelernt, er war auch schon Finalist beim Deutschen Brewers Cup.“ (Der Deutsche Brewers Cup ist eine Meisterschaft für die Zubereitung von Filterkaffee.) Inzwischen ist Farhan auch als Qualitätskontrolleur der Specialty Coffee Association für Robusta-Kaffee tätig. Robusta-Kaffee ist neben Arabica die bedeutendste Bohnensorte der Welt. Kissia plant in naher Zukunft die kräftige, häufig für Espresso genutzte Bohne mit ins Programm aufzunehmen.
Treptow holte als Mitarbeiterin des Centrums für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand (CENTIM) noch ihre Kollegen aus der Start-up-Manufaktur Karoline Noth und Christoph Krieger ins Boot. Über die beiden kam Kissia dann ins Mentoringprogramm „Womentor“, in dem sie intensiv auf die Untiefen der Selbstständigkeit vorbereitet wurde. Im März 2022 reiste sie nach Indonesien, wo sie ihre Fähigkeiten als Barista trainierte und die Grundlagen der Kaffeeröstung erlernte.
Wie sie das alles schafft? Es sei schon anstrengend, sagt Kissia, denn sie ist Geschäftsführerin der UG und schmeißt den Laden unter der Woche allein. Am Wochenende kümmert sie sich dann ums Geschäftliche und Social Media. Immerhin wird ihr das, was sie im eigenen Laden macht, in der H-BRS als Praxissemester anerkannt. Demnächst wird sie eine Kollegin für die Bedienung im Café einstellen, um wieder etwas mehr Zeit fürs Studium zu finden.
Text: Juri Küstenmacher
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