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Das Online-Experiment: Laborpraktikum von zu Hause aus

Spätestens seit Corona wissen wir: Auch in der digitalen Lehre ist vieles online möglich. Gerade Vorlesungen und Übungen lassen sich gut digital durchführen. Doch was macht ein erfahrender Didaktiker, wenn das geplante Laborpraktikum ins Homeoffice verlegt werden soll? Prof. Dr. Paul R. Melcher beschreibt, wie das funktionieren kann.
Könnten Sie kurz Ihre Situation im Online-Semester zusammenfassen? 

Prof. Dr. Paul R. Melcher: Es bestand die Herausforderung das langjährig bewährte Modul "Hydraulik und Pneumatik" mit Vorlesung, Übung und Laborpraktikum in wenigen Wochen auf "Online-Lehre" umzustellen.

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Ohne die hilfreichen und inspirierenden Online-Schulungen des E-Learning-Teams hätte ich selbst als erfahrener "Didaktiker" meine Veranstaltungen nicht online durchführen können. Für die Onlineveranstaltung habe ich alle Empfehlungen aus den Schulungen auch umgesetzt. Beispielsweise wurden die Einladungen zu den wöchentlichen ZOOM-Sitzungen per E-Mail versendet und der dazugehörige Link im LEA-Kurs hinterlegt. Zur Nutzung des Links mussten die Studierenden die Einverständniserklärung anklicken. So hatte ich einen lückenlosen Nachweis, wer an welchen meiner Veranstaltungen teilgenommen hat.

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Was stellte für Sie die größte Herausforderung des Online-Semesters dar?

Prof. Dr. Paul R. Melcher: Wie viele andere stand ich vor der Herausforderung, wie und was von den Laborpraktiken hinreichend online durchgeführt werden kann. In der Präsenzlehre bekommen die Praktikumsgruppen eine Problemstellung, die nach einer Vorbereitung praktisch gelöst wird. Mein Mitarbeiter, Herr Sascha Breuer und ich, beaufsichtigen und betreuen die Versuche. Gemeinsam haben wir für das Sommersemester ein digitales Lösungskonzept erarbeitet.

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Wie sah dieses Lösungskonzept für das digitale Semester aus?

Prof. Dr. Paul R. Melcher: Zunächst haben wir für die Online-Lehre geeignete Versuchsstationen und Versuchsaufgaben ausgewählt. Statt einer aufwändigen Gruppeneinteilung konnten durch die Zoom-Breakout-Sessions per Knopfdruck zufällige Gruppen eingeteilt werden. So wurden berufserfahrene und -unerfahrene Studierende durchmischt. Mein Mitarbeiter und ich konnten die Gruppen problemlos betreten, um Lösungstipps zu geben und Fragen zu beantworten. Nach Ablauf der Zeit erfolgte die Lösungspräsentation. Die Studierenden haben richtige Ergebnisse in einem LEA-Ordner hochladen. Für die, die keine richtige Lösung in der Gruppe erarbeitet oder nicht teilgenommen hatten, bestand die Möglichkeit, die Lösungen selbstständig zu erarbeiten und bis zu einem Endtermin hochzuladen.

Wie ist das Online-Laborpraktikum schlussendlich ausgefallen?

Prof. Dr. Paul R. Melcher: Das Ergebnis ist kaum schlechter als in der bisherigen Präsenzlehre: Insgesamt bestanden 91,8% der Studierenden. Bei den wenigen, die nicht bestanden haben, konnten wir durch die gute Übersicht des LEA-Upload-Ordners erkennen, dass die betroffenen Studierenden an allen Terminen gefehlt haben. Das lässt vermuten, dass diese Studierenden aus anderen Gründen unsere Veranstaltung nicht absolviert haben.

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Welche Erkenntnisse haben Sie aus der ersten Online-Veranstaltung gewonnen?

Prof. Dr. Paul R. Melcher: Mich hat es überrascht, dass der didaktisch gekürzte und neu aufbereitete Stoff noch besser vermittelt wurde. Durch die Anonymität des Chats trauten sich die Studierenden zudem mehr Fragen zu stellen als in Präsenz. Ein weiterer Vorteil war, dass die Studierenden sich jederzeit die Aufzeichnung der Vorlesungen oder die Podcasts-Kurzfassung beliebig oft anschauen oder anhören können.

Bei den Laborpraktika konnten durch die stabilen und gut funktionierenden "Breakout Sessions" der prüfungsrelevante Stoff vermittelt werden. Nicht vermittelbar waren Sozial- und Individualkompetenzen, wie es in einer Gruppe mit direktem Kontakt möglich ist. Auch fehlt die "Haptik" beim Heraussuchen der Bauelemente und das "händische" Verschlauchen und Verkabeln einer Versuchsanlage. Begreifen heißt ja manchmal auch Anfassen...

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Welche Rückmeldungen haben Sie von den Studierenden bekommen?

Prof. Dr. Paul R. Melcher:  Um Feedback zu erhalten, habe ich anonyme Umfragen in ZOOM erstellt. Insbesondere beim Online-Praktikum fielen die Ergebnisse sehr gut aus. Trotzdem wünschen sich die Studierenden eine Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen. Bei den Vorlesungen bleibt der Wunsch nach einem Podcast als kurze (10-15 Minuten) Zusammenfassung, sodass ich dies in Zukunft beibehalten werde.