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Francesco Sabatella, Business Administration
Er ist 33 Jahre alt und steht kurz vor der Hochzeit. Zusammen mit seiner Verlobten wohnt er in Sankt Augustin bei Bonn und genießt das Leben in vollen Zügen. Francesco Sabatella, der aus Italien stammt, beschreibt sich selbst als einen Abenteurer. Seine größte Leidenschaft ist das Reisen. Mit seiner zukünftigen Frau fährt er schon seit Beginn seiner Studienzeit durch die ganze Welt, um sie zu entdecken und neue Kulturen kennenzulernen. Nebenbei hat er die Liebe zur Fotografie entdeckt und hält seine schönsten Momente stets mit der Kamera fest. Die bislang größte Herausforderung seines Lebens, so Sabatella, bestehe darin, diese Form der Freizeitgestaltung und das Berufsleben unter einen Hut zu bringen. Denn als Gastronom ist er örtlich eigentlich stark gebunden: Seine Eltern und er führen eine Eisdiele in Sankt Augustin Hangelar.
Wie kamen Sie als „Abenteurer“ ausgerechnet dazu, Business Administration zu studieren?
Ich muss gestehen, dass ich weder in Klasse acht, als wir in der Schule erstmals über unsere Zukunftspläne sprachen, noch kurz vor dem Abitur wusste, was ich für einen Beruf ausüben soll. Ich ging zunächst zur Realschule, war recht gut, und wechselte dann auf das Gymnasium, wo die Leistungen allerdings etwas sanken. Durch die Unterstützung meiner Eltern schaffte ich es, die Kurve zu kriegen und doch erfolgreich abzuschließen.
Meine Eltern betreiben eine Eisdiele, und es war immer eine Option, diese irgendwann zu übernehmen. Doch das lag damals noch in weiter Ferne. Nach dem Abitur entschied ich mich erst einmal für eine Ausbildung zum Hotelfachmann, die mir auch für den späteren Betrieb einer Eisdiele sicher Vorteile bringen würde. Die Arbeit im Hotel machte mir auch Spaß, aber ich realisierte, dass es finanziell kaum reichen würde, wenn ich mal heiraten und eine Familie haben möchte. Darum sattelte ich das Studium Business Administration obendrauf. Ich wollte mir höhere Qualifikationen aneignen, um höher hinaus zu können, wenn es sich ergibt.
Ich ging damit durchaus ein hohes Risiko ein, denn es war klar: An der Hochschule würde ich meinem alten Erzfeind wieder begegnen: der Mathematik. Doch ob man es glaubt oder nicht, wir wurden gute Freunde. Wieso, kann ich mir bis heute nicht erklären. Vielleicht war ich nun einfach reif dafür. Jedenfalls wunderten sich auch meine Freunde, dass ich mich im vergleichsweise höherem Alter noch dazu entschied BWL zu studieren. Aber wie gesagt: Ich wollte mich weiterbilden und am Ende ging es mir auch um Mama und Papa: Unsere Eisdiele zählt zu den besten im Rhein-Sieg Kreis. Und ich sagte mir: Wenn ich die mal übernehme, dann mit den besten Grundlagen.
Welche Bedeutung hatte die Studienzeit für Sie?
Eine enorme. Sie hat mir geholfen, über mich hinaus zu wachsen, verlieh mir Selbstständigkeit und gleichzeitig Teamfähigkeit. Außerdem konnte ich mir dadurch Wissen und Kompetenzen aneignen. Ich kann jetzt bei sämtlichen BWL-Themen mitdiskutieren anstatt nur dazustehen. Fachbegriffe kommen mir nun nicht mehr wie Fachchinesisch vor.
Wie genau hat die Hochschule diese Fähigkeiten geschult?
Wir habe sehr viele Tutorien gehabt, die uns einen tieferen Einblick in die BWL gewährt haben. Eine Vorlesung allein reichte in gewissen Themengebieten meist nicht, um direkt alles zu verstehen. In kleineren Gruppen mit maximal 30 Studierenden und einem Professor, der uns mit Beispielen die Themen näher brachte, war alles deutlich einfacher zu begreifen. Dazu kam die Praxiserfahrung: Bei Praktika in Betrieben, aber auch im Laden meiner Eltern konnte ich das Erlernte anwenden. Mit der Zeit wurde so aus der vermeintlichen Fremdsprache meine Muttersprache.
Was ist Ihnen aus der Studienzeit besonders in Erinnerung geblieben?
In erster Linie interessante Professoren, die gerade im Fach BWL frisch aus der Arbeitswelt kamen und uns viel aus der Praxis berichteten. Einer der Proffessoren beispielsweise war gelernter Bankkaufmann. Er erzählte, dass es ihm ähnlich ergangen war wie mir: Nach drei Jahren bei der Bank hatte er sich entschieden, sich weiterzubilden und sich höheren Herausforderungen zu stellen. Er studierte, dann unterrichtete er Schüler auf einer Berufsschule und schrieb zeitgleich seine Doktorarbeit. Zu sehen, dass andere es auf solchen Wegen geschafft hatten, nahm mir viele Ängste und Zweifel. Wir waren also umgeben von starken Vorbildern.
Haben Sie nach dem Studium dann tatsächlich erst einmal in der Wirtschaft gearbeitet?
Ja, ich bekam direkt eine Stelle bei dem Paket-Dienstleister DHL in Bonn. Die Anstellung wurde mir nach einem absolvierten Praktikum angeboten. Ich war als Qualitätsbeauftragter für Prozesse zuständig: Was passiert, wenn ein Kunde sich beschwert? Wie müssen die Mitarbeiter reagieren? Welche Standardabläufe sind einzuhalten? Mit Fragen wie diesen hab ich mich beschäftigt. Nach knapp zwei Jahren gab es in privater Hinsicht Veränderungen und wichtige Entscheidungen waren zu treffen. So entschied ich mich für die Selbstständigkeit gemeinsam mit meinen Eltern. Die Zeit bei der DHL, als Bestandteil eines Großkonzerns, hat mich sehr geprägt und weitergebildet. Nun konnte ich also als selbstständiger Gastronom meine erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse unter Beweis stellen. Ich befasse mich nun als Generalist mit bereichsübergreifenden Themen wie Einkauf, Planung, Organisation, Personalthemen, Vermarktung, laufendem Betrieb usw. Die Eisdiele fordert mir somit vieles ab.
Wenn Sie etwas anderes gelernt hätten, was wäre das gewesen?
Definitiv Fotografie, denn die ist mein liebstes Hobby. Vielleicht auch irgendwie in Verbindung mit Tourismus, weil Reisen meine Leidenschaft ist und dort auch wieder wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen. Das wäre die goldene Mitte zwischen meinen Neigungen. Ich liebe es einfach, verschiedene Kulturen und Menschen rund um die Welt kennenzulernen. Einen meiner besten Freunde habe ich so gewonnen.
Wie bringen Sie Reisen und Eisdiele unter einen Hut?
Ich arbeite in der Saison achteinhalb Monate durch. Keine Zeit für Hobbys. In der restlichen Zeit fallen einige Buchhaltungsthemen und Vorbereitungen für die nächste Saison an, der Betrieb ist allerdings geschlossen. So bleibt mir dann doch viel Zeit für meine Familie. Zeit zum Reisen gibt es dann natürlich auch.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Ich weiß heute, dass man alles schaffen kann und nichts unmöglich ist. Wie gesagt: Ich war schlecht in der Schule und stand mit Mathe auf Kriegsfuß. Trotzdem habe ich Wirtschaftswissenschaften studiert, habe es geschafft, einen guten Abschluss zu machen. Mein Motto lautet daher: „Wer will, der kann.“
Text: Asan Kanli
Asan Kanli studiert an unserer Hochschule Technikjournalismus. Er verfasste dieses Porträt im Rahmen eines Wahlkurses (Porträtschreiben am Beispiel von H-BRS-Alumni) im Wintersemenster 2015/2016. Aktualisierung im Frühjahr 2018