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Johannes Troatz, Elektrotechnik (Diplom)
Ob Johannes Troatz diesen Berufsweg genommen hätte, wäre dieser Elektriker aus Sankt Augustin nicht gewesen? Vielleicht schon, vielleicht aber verbrächte er heute seine Zeit mit der Installation von Energieverteilungsanlagen oder der Suche nach Fehlern in Schaltkreisen.
Es ist anders gekommen. Troatz, der am liebsten gleich nach der Mittleren Reife in die Berufsausbildung gegangen wäre, hörte auf Eltern und Elektriker: Erst mal Abitur. Und nach dem Abitur … riet der väterliche Elektrikerfreund lieber zum Studium an der jüngst gegründeten Fachhochschule Rhein-Sieg als zur praktischen Ausbildung.
Als erster Student, der sich 1997 für den Studiengang Elektrotechnik einschrieb, war Johannes Troatz Teil der Gründergeneration der jungen Fachhochschule. Nur 20 Kommilitonen im ersten Studienjahrgang! Da war die Nähe zu den Professoren sehr groß - keine Chance, in der Menge unterzutauchen. „Als ich dann mal ein paar Klausuren versemmelt habe, habe ich von meinem Professor richtig einen eingeschenkt bekommen", gibt er zu. Aber der Studienanfänger hatte dadurch begriffen, dass voller Einsatz von ihm gefordert war. „Die Professoren hatten einen genauen Blick auf die Stärken und Schwächen eines jeden – und wussten, aus den Stärken das Richtige herauszuholen“, erinnert sich Troatz heute dankbar.
Das neu erlernte Wissen wurde in diesen Anfangsjahren gleich im eigenen Haus praktisch angewendet: die Studierenden halfen dabei, den wachsenden Hochschulbetrieb ans Laufen zu bekommen. Als Fachschaftsvorsitzender besprach Troatz mit dem Rohbauer die Verteilung der Elektrik im Neubau und zog selbst die Kabel im Tonstudio des neuen Studiengangs Technikjournalismus. „Unglaublich, welches Vertrauen die Professoren in uns gesetzt haben, inklusive Budgetverantwortung!“
Troatz gelang es auch, die Bundesfachschaftentagung Elektrotechnik an die Fachhochschule zu lotsen. Mit drei LKWs und einigen Zehnerschaften schaffte die Hangelarer Bundeswehr 120 Feldbetten und einen großen Grill herbei. Fast alle Fachschaftskollegen aus Deutschland kamen, was einem Ritterschlag gleichkam. Auch die Kollegen der etablierten großen Universitäten, allen voran der renommierten Technischen Universität München, "unserer inoffiziellen Partnerhochschule“, wie Troatz mit einem Schmunzeln meint und erinnert sich gerne an das studentische Lagerleben auf dem Hochschulgelände.
Fachwissen tritt in den Hintergrund
Das Rheinland und die Elektrotechnik im engeren Sinne hat Johannes Troatz inzwischen hinter sich gelassen. Mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung als Elektrotechnik-Ingenieur in der Automobilbranche arbeitet er heute im Daimler-Konzern in der Projektsteuerung im Bereich Vans und ist für ein Team von 15 Mitarbeitern verantwortlich.
„Die Fachhochschule hat mich top auf die Anforderungen eines modernen Unternehmens vorbereitet, in dem Querschnittsaufgaben eine große Rolle spielen: Diversity, Internationalität, die Ausrichtung an den Regeln von Markt und Gesetz. Das alles sind Themen, die in verantwortlichen Positionen gefragt sind. In der Hochschule wurden sie praktisch gelebt und ich habe sie dort von der Pike auf gelernt“, resümiert Troatz.
Was er jüngeren Studierenden mitgeben würde? Der Diplom-Ingenieur empfiehlt, neugierig zu sein auf angrenzende Themenbereiche. Heute genüge es nicht mehr, das Studium schmalspurig durchzuziehen. „Eher mal auf einen Punkt in einer Klausur verzichten, dafür auch Themen rechts und links vom Studiengang mitnehmen.“ Perfekt sein zu wollen, sei ohnehin aussichtslos: auch das Scheitern gehöre als wichtige Erfahrung zu einem normalen Berufsleben. „Scheitern - und immer wieder aufstehen!“
Text: Barbara Wieners-Horst
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