Department of Social Policy and Social Security Studies
Vortrag über ethische Perspektiven und Gründe für geschlechtergerechte Sprache von Prof. Dr. Toni Loh
Toni Loh hatte von 2021 bis 2024 die Stabsstelle Ethik der Stiftung Liebenau inne und am 01. Oktober diesen Jahres eine Professur für „Angewandte Ethik – insbesondere Ethik und Transformation“ an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg angetreten.
Loh studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte von 2009 bis 2013 im Rahmen des von der DFG finanzierten Graduiertenkollegs „Verfassung jenseits des Staates: Von der europäischen zur Globalen Rechtsgemeinschaft?“.
2014 erschien Lohs Dissertation „Verantwortung als Begriff, Fähigkeit, Aufgabe. Eine Drei-Ebenen-Analyse“ bei Springer VS bevor Loh für einen dreijährigen Post-Doc-Aufenthalt an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ging. Danach arbeitete Toni Loh als Universitätsassistenz im Bereich Technik- und Medienphilosophie an der Universität Wien.
In their Vortrag zeigte und diskutierte Toni Loh ethische Perspektiven und Gründe für geschlechtergerechte Sprache. Um in das Thema einzusteigen, erklärte Loh, zwischen welchen Arten der geschlechtergerechten Sprache unterschieden werden könne, nämlich der Sprache, die mehr als nur die maskuline Form verwendet und der Sprache, die das Geschlecht unsichtbar macht.
Dabei wurde den Vortrag über ein besonderer Fokus auf das Entgendern nach Phettberg gelegt, welches Toni Loh auch selber nutzt. Bei dieser Art des Genderns stehen die Personenbezeichnungen im Genus Neutrum, wobei bei der Singularbildung an den Wortstamm ein „y“ angehängt wird und bei der Pluralbildung ein „ys“. Verdeutlicht wurde dies an verschiedenen Beispielen, wie „Kollegys“, „Expertys“ oder auch Patentyakte“.
Wichtig sei das Verständnis, dass Sprache menschengemacht und Begriffe daher nicht neutral seien, sondern vor dem Hintergrund politischer, sozialer, moralischer, ökonomischer und religiöser Umstände entstehen.
„Wenn wir sprechen, betreiben wir Moral.“ Somit hat Sprache auch immer etwas mit Moral und Ethik zu tun, wobei Ethik die Disziplin darstellt, die sich systematisch mit der Moral beschäftigt. Toni Loh stellte heraus, dass bereits in dem Wort „geschlechtergerechte Sprache“ die Ethik auftaucht, da „Gerechtigkeit“ ein ethisches Konzept darstellt. Geschlechtergerechte Sprache verfolgt daher das Ziel für alle Menschen da zu sein.
Außerdem klärte Toni Loh über die Probleme des generischen Maskulinums auf und stellte heraus, warum das generische Maskulinum seinem Anspruch alle Geschlechter mitzudenken, nicht gerecht werde.
Gegen Ende des Vortrags stellte Loh zwei ethische Argumente für geschlechtergerechte Sprache heraus. Das erste Argument besagt, dass geschlechtergerechte Sprache eben auch eine Sprache für alle Menschen ist, da sie alle Menschen inkludiert und dabei keine impliziten Hierarchien enthält.
Als zweites Argument führte Loh an, dass geschlechtergerechte Sprache und v.a. jene Form von geschlechtergerechter Sprache, die keine geschlechtlichen Änderungen verwendet (wie z.B. das Entgendern nach Phettberg), Geschlecht als moralisch Kategorie unsichtbar macht. Sprache könne zwar ultimativ nicht neutral sein, jedoch sei es möglich an manchen Stellen einer gewissen Neutralität etwas näher zu kommen.
Zum Schluss betonte Toni Loh, dass es nicht darauf ankomme, von heute auf morgen perfekt und geschlechtergerecht zu sprechen, sondern sensibel zu sein und einen respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang miteinander zu pflegen.
Im Anschluss an den Vortrag fand ein intensiver Austausch über die vorgetragenen Inhalte statt, bei dem sowohl Studierende als auch Lehrende Fragen an Toni Loh stellen konnten.
Dabei betonte Loh immer wieder den Unterschied zwischen ethischen Argumenten („Geschlechtergerechte Sprache ist inklusiv.“; „In geschlechtergerechter Sprache hat das Geschlecht keine moralische Signifikanz/Bedeutung mehr.“) auf der einen und einer Reihe anderer Argumente bzw. Behauptungen auf der anderen Seite wie etwa ästhetische Argumente („Geschlechtergerechte Sprache ist nicht schön.“), Bequemlichkeitsargumente („Geschlechtergerechte Sprache ist anstrengend und ungewöhnlich.“), grammatischen Argumenten („Geschlechtergerechte Sprache ist – etwa in der Nutzung von Sonderzeichen – grammatisch nicht korrekt.“) und genetischen Fehlschlüssen wie Autoritätsargumenten („Der Rechtschreibrat/Duden etc. lehnt geschlechtergerechte Sprache ab.“) oder Traditionsverweisen („Wir haben es immer schon so gemacht.“).
Kontakt
Research fields
Location
Sankt Augustin
Address
Grantham-Allee 20
53757 Sankt Augustin
Links
Weiterführende Links