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Macherin mit Spaß an Physik: Anja Burghammer

Monday 9 May 2022

Freitagmorgen, halb zehn im Elektrolabor des Fachbereichs Angewandte Naturwissenschaften in der Heisenbergstraße in Rheinbach: Eine sechste Klasse des Euskirchener Emil-Fischer-Gymnasiums wuselt durch den großen Raum und erfüllt ihn mit ihrer natürlichen Unruhe und Neugier auf das Bevorstehende. An ihren Gesichtern ist abzulesen, dass sie mit einem spannenden Vormittag rechnen. Zugleich ist ihnen ganz offensichtlich klar, dass dies nicht der Ort für das sprichwörtliche Über-Tische-und-Bänke-Gehen ist. Mitten drin im Geschehen: Anja Burghammer, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachbereichs und für diese Stunden die Physiklehrerin der quirligen Sechstklässler.
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Die Sicherheitsvorschriften und die theoretischen Grundlagen des heutigen Themas – Reihen- und Parallelschaltungen – hat sie den jungen Gästen des Fachbereichs schon vermittelt, in ebenso klarer wie zugewandter Sprache. Und jedem Beobachter wurde dabei deutlich: Hier ist ein pädagogisches Naturtalent am Werke, das außerdem seinen Stoff souverän beherrscht.

Lehrerin habe sie nie werden wollen, sagt Anja Burghammer. „Das wäre mir zu theoretisch. Praktisch etwas zeigen, das ist es, was ich gerne mache.“ Im Fachbereich 05 ist sie vor allem für die Betreuung der Labore für Physik und Messtechnik zuständig. „Eigentlich“ ist dies ihre Aufgabe, denn mit der Zeit sind weitere Aufgaben hinzugekommen. Die Betreuung der halbtägigen Elektro-Workshops zum Beispiel, zu denen alle sechsten Klassen des Euskirchener Gymnasiums eingeladen werden. Das Angebot ist zur hoch geschätzten Traditionsveranstaltung geworden, können doch alle Schülerinnen und Schüler am Ende des Vormittags das begehrte „Lötmännchen“ mit nach Hause nehmen.

Schülerpraktika: "Jeder soll eine Chance bekommen"

Eine andere uneigentliche Aufgabe ist die Betreuung der Schülerpraktikanten, die das ganze Jahr über und in nicht geringer Zahl an den Fachbereich kommen. Sie finde es sehr interessant, sagt Anja Burghammer, dass es sehr unterschiedliche Schülerinnen und Schüler sind, mit denen sie tun habe. So gab es unlängst die beiden Jungen aus dem Irak und aus Syrien, die nächstes Jahr ihren Realschulabschluss machen werden. Oder da sind die beiden Mädchen, die ein Jungstudium in Rheinbach begonnen haben und ein Modul absolvieren. Für Anja Burghammer jedenfalls ist es überhaupt keine Frage: „Ich schaue nicht auf Zeugnisse oder Sprachprobleme. Jeder soll eine Chance bekommen.“

Fast wäre es aber nicht dazu gekommen, denn Schülerpraktika waren ursprünglich nicht vorgesehen. Zufällig bekam die Fachbereichsmitarbeiterin die Anfrage mit und dachte sich: „Das machen wir. Wenn alle mitmachen, dann müsste das funktionieren.“ Und so kam es. Dank der tatkräftigen Mitwirkung aller Kolleginnen und Kollegen. „Ich stehe hier nicht allein“, weiß Anja Burghammer. „Der Zusammenhalt war immer gut.“ Sie muss es wissen, ist sie doch schon 24 Jahre dabei.

Beste Erinnerung an die Pionierzeit des Fachbereichs

Die bescheidenen Anfänge des Fachbereichs in Rheinbach hat sie in bester Erinnerung, vor allem die Anpack-Atmosphäre jener Pionierzeit: „Als es einmal darum ging, eine Ecke für Optikversuche einzurichten, haben wir bei Ikea Stoff gekauft und selbst die Vorhänge genäht.“ Gut erinnert sie sich auch an das Vorstellungsgespräch, das sie an die H-BRS gebracht hat: „Es war das erste sinnvolle Vorstellungsgespräch, das ich hatte.“

Nach ihrem Abschluss sei sie, erzählt Anja Burghammer, in die Ingenieurschwemme hineingeraten. Studiert hatte sie Physikalische Technik an der FH Jülich. Aber als Diplom-Ingenieurin wollte sich Mitte der 1990er-Jahre zunächst keine passende berufliche Perspektive einstellen. Ursprünglich wollte sie Biologielaborantin werden, angeboten bekam sie einen Ausbildungsplatz zur Physiklaborantin. Aber schon nach einer Woche wollte sie nicht mehr wechseln, das Feuer für die Physik war entfacht und das anschließende Studium folgerichtig.

Die Herangehensweise, die sie für die Physik entflammt hat, gibt Anja Burghammer heute an die Studierenden weiter, die im zweiten oder dritten Semester ihr obligatorisches Praktikum in physikalischen Grundlagen oder Messtechnik absolvieren. Wesentliche Bestandteile dieser Herangehensweise sind: Aufgabenstellung statt Anleitung, Eigenständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Ausprobieren. Ganz wichtig ist ihr: „Es muss nicht immer alles auf Anhieb klappen.“ Und es soll Spaß machen. „Ich bin für den Spaß im Labor zuständig“, sagt sie von sich selbst. Noch so eine uneigentliche Aufgabe.

Text: Martin Schulz

 

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