Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung
Vortrag "Armutsrisiken ethnischer Minderheiten" von Sascha-Christopher Geschke
Sascha-Christopher Geschke war zunächst Einsatzsanitäter in der internistischen Medizin, bevor er von 2014 bis 2021 Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin, erst im Bachelor und dann im Master studierte. Während seines Studiums war er zudem lange als Tutor für Statistische Methoden an der Humboldt Universität zu Berlin, sowie als Assistent in der Datengenerierung und -analyse am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung tätig.
Außerdem arbeitete er zwischen 2018 und 2019 als Forschungsleiter der Studie: "Ratings als arbeitspolitisches Konfliktfeld: Das Beispiel Zalando" im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Seit Oktober 2021 ist er nun Doktorand an der Universität Bamberg und seit Januar 2023 Promotionsstipendiat der Hans-Böckler-Stiftung.
In seinem Vortrag stellte Sascha-Christopher Geschke Teile seiner Dissertation vor, die das Thema der Armutsrisiken ethnischer Minderheiten im Zeitraum von 1990 bis 2020 beleuchtet. Um in das Thema einzusteigen, erklärte er den Aufbau seiner Dissertation, sowie einige grundlegende Konzepte, wie die verwendete konventionelle Definition von Armut, auf die er sich in seiner Dissertation bezieht, um Vergleiche mit anderen Studien und Subpopulationen zu ermöglichen. Verwendet wurde dafür die Definition relativer Armut, also weniger als 60% des Medianhaushaltseinkommens OECD-gewichtet, da dieses robust gegenüber Ausreißern ist, Armut in ein Verhältnis zu dem gegenwärtigen Lebensstandard setzt und den Vergleich von Haushalten verschiedener Größen ermöglicht. Darüber hinaus wurden relative Einkommenspositionen bestimmt, um die schwere der Armut zu analysieren zu können. In der Dissertation werden nur Menschen zwischen 25 bis 54 Jahre untersucht, im so genannten Haupterwerbsalter, da Jugend- und Altersarmut separate Forschungsfelder mit eigenständigen Erklärungen sind.
Geschke betonte die Motivation, warum er sich mit Armutstrends ethnischer Minderheiten beschäftige: Obwohl es einiges an Forschung zum Thema Armut von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund der ersten und zweiten Generation gibt, existieren bisher nur wenige Studien die sich die Unterschiede von Armutsrisiken für die vielen verschiedenen Migrations- und ethnischen Herkunftsgruppen in Deutschland anschaut. D.h., obwohl rund 32 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund in 2019 durchschnittlich von Armut gefährdet sind, unterscheiden sich Armutsrisiken zwischen ethnischen Herkunftsgruppen substanziell. Geschke zeigte deskriptive Armutstrends zu ganz verschiedenen Migrationsgruppen der ersten und zweiten Generation und ihre jeweiligen Armutsgefährdungsquoten. Betrachtet wurden dazu Migrationsgruppen, wie Gastarbeiter:innen, Spätaussiedler:innen, EU-Migrant:innen und Geflüchtete, jeweils im Vergleich zur autochthonen Bevölkerung.
Geschke stellte hierbei heraus, dass unter den Gastarbeiter:innen besonders Menschen mit marokkanischer und der türkischer Herkunft und Spätaussiedler:innen aus Post-Sowjet Staaten (Russland, Ukraine und Kasachstan) ein deutlich höheres Armutsrisiko haben, zwischen 20 und 35 Prozent mehr als die autochthone Bevölkerung. Ähnlich verhielt es sich bei EU-Migrant:innen aus Rumänien, Bulgarien, Kosovo und Mazedonien, die ebenfalls zu langfristigen Risikogruppen mit mittleren Armutsrisiken gehören. Besonders starke Armutsunterschiede zeigten sich zwischen der autochthonen Bevölkerung und Geflüchteten. Hier lagen die Unterschiede der Armutsrisiken bei 20 Prozentpunkten bei iranische Geflüchteten bis zu 50 Prozentpunkten bei afghanischen Geflüchteten. Anschließend ging Sascha-Christopher Geschke auf die Analyse fünf verschiedener Hypothesen ein, die versuchen Armutsunterschiede in Teilen zu erklären. Dabei zeigte sich, dass sich Armutsrisiken zu Teilen durch geringe Bildungsressourcen, prekäre Beschäftigung, aber vor allem durch einen unterschiedlichen Haushaltsbedarf, also die Anzahl an Kindern im Haushalt, erklären lasse. Zum Schluss zeigte Geschke Limitationen seiner Forschung und Daten auf, da zum Beispiel die zweite Generation durch ein kürzeres Zeitfenster und geringere Fallzahlen nur begrenzt untersucht werden könne.
Im Anschluss an den Vortrag fand ein intensiver Austausch über die vorgetragenen Inhalte statt, bei dem sowohl Studierende als auch Lehrende Fragen an Herrn Geschke stellen konnten. Dabei wurden insbesondere Strategien und Handlungsmöglichkeiten diskutiert, um in Zukunft Armutsrisiken zu senken bzw. Bedingungen zu schaffen, die Menschen den Raum und die Möglichkeiten geben aus eigener Kraft Armutsrisiken zu überwinden, wie eine höhere Erwerbsintensität im Haushalt durch bessere Kinderbetreuung oder Normalarbeitsverhältnisse im Niedriglohnsektor, um den Kreislauf aus prekärer Beschäftigung und Erwerbslosigkeit zu beenden und Karrieremöglichkeiten zu eröffnen.
Kontakt
Derya Gür-Şeker
Professorin für Kommunikation und Gesellschaft mit Schwerpunkt Soziale Medien
Forschungsfelder
Standort
Sankt Augustin
Raum
F 241
Adresse
Grantham-Allee 2-8
53757 Sankt Augustin
Telefon
+49 2241 865 9834Patrick Baues
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Studiengangskoordinator Nachhaltige Sozialpolitik (B.A.), Geschäftsführer Forum Sozialversicherungswissenschaft e.V.
Forschungsfelder
Standort
Sankt Augustin
Raum
F 203
Adresse
Grantham-Allee 2-8
53757, Sankt Augustin
Contact hours
Präsenz/Online: mittwochs, 15:00-16:00 Uhr (via LEA-Terminbuchung)
Telefonisch: mittwochs, 14:00-15:00 Uhr
Telefon
+49 2241 865 669Links
Weiterführende Links