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Kommunikation und Marketing

Paul Bossauer, Innovations- und Informationsmanagement

,,Ich hätte nicht im entferntesten daran gedacht, mal als Doktorand hier an dieser Hochschule zu landen. Meine ehemaligen Lehrer hätten vermutlich niemals gedacht, dass ich mal studieren, geschweige denn, dass ich promovieren werde.“
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Paul Bossauer sieht sein Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg als pures Glück an. Nie hätte er gedacht, einmal so weit zu kommen. Jetzt promoviert er sogar. Kaum zu glauben, denn gestartet ist er als Hauptschüler. Um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, beschloss er nach seinem Hauptschulabschluss, das Fachabitur zu machen und anschließend eine Ausbildung. Diese absolvierte er bei der Telekom als IT-Systemkaufmann. Doch das reichte ihm nicht, er schob noch ein Studium hinterher. Das war sein Start an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (HBRS).

Was haben Sie studiert und wie kamen Sie dazu?

Als Hauptschüler hatte ich eigentlich überhaupt nicht geplant zu studieren. Doch später nach der Ausbildung bei der Telekom wurde mir klar: Verkaufen ist nichts für mich. Ich wollte mehr. Es war dann relativ spontan, dass ich mir sagte: Warum nicht einfach mal für ein Studium bewerben und schauen, was daraus wird. So kam ich zur Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Ich machte zunächst meinen Bachelor in Betriebswirtschaft am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Währenddessen war ich sehr aktiv in unserer Fachschaft und entsprechend gut vernetzt im Fachbereich. Nach dem Bachelor ergab sich die Möglichkeit, auch meinen Master an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zu machen und nebenbei als wissenschaftliche Hilfskraft zu arbeiten. Natürlich habe ich diese Chance genutzt und studierte nun Innovations- und Informationsmanagement an der Hochschule. Aus der Arbeit als wissenschaftliche Hilfskraft wurde dann eine Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter, bei der ich dann auch Kurse geben durfte. Im Fachbereich bin ich vor allem im IT-Bereich tätig und habe auch einige organisatorische Aufgaben übernommen. Als ich im Mai 2015 den Master abschloss, wurde mein Vertrag bis Ende 2018 verlängert. Jetzt promoviere ich hier an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Kooperation mit der Universität Siegen.

 

Wie zufrieden sind Sie damit?

Sehr. Es war eine Art glückliche Fügung: Dadurch, dass ich in unterschiedlichen Gremien der Hochschule ehrenamtlich tätig war, konnte ich auf mich aufmerksam machen und bekam so einen Job an der Hochschule. Außerdem trug diese Tätigkeit dazu bei, dass ich mich schnell in die Hochschule integrieren konnte und mich schnell wohlgefühlt habe am Fachbereich. Im Vergleich zu den meisten Unternehmen in der Wirtschaft ist es hier sehr angenehm zu arbeiten. Als Doktorand hat man viele Freiräume: Ich kann meine Arbeit zu einem bestimmten Teil selbst organisieren und kann mitentscheiden woran ich arbeite. Diese Freiräume erlauben viel Kreativität und Ideenreichtum, sind jedoch auch mit hoher Selbstdisziplin verbunden. Neben meinen Forschungsaktivitäten muss ich aber natürlich auch am organisatorischen Tagesgeschäft des Fachbereichs mitwirken.

 

Woran genau forschen Sie?

Momentan bewege ich mich in der Mobilitätsforschung. Ich schreibe ein Paper darüber, was es an IT-gestützter Technik zur Mobilitätserfassung gibt, das heißt also, wie man die Verkehrsnutzung IT-gestützt dokumentieren bzw. verfolgen kann. Unabhängig davon ob man mit dem Auto, der Bahn oder dem Fahrrad fährt. Das aktuelle Paper ist eine Literaturstudie; das bedeutet wir arbeiten andere Studien zu dem Thema auf und schreiben die Erkenntnisse in einer strukturierten Form nieder. Es gibt schon sehr viele wissenschaftliche Artikel in diesem Bereich, aber eben keinen, der einen strukturierten Überblick gewährt. Als nächstes wollen wir untersuchen, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte. Dazu planen wir eine szenario-basierte Trendanalyse, etwa zum Thema selbstfahrende Autos: Welche Rolle werden sie in der Zukunft spielen? Wie ist ihre Akzeptanz in der Bevölkerung? Und welche Hemmfaktoren gibt es?

Wie sind Sie darauf gekommen, in dem Gebiet zu forschen?

Es ist sehr selten, dass man von Anfang an weiß, welchen Bereich man erforschen möchte. Das entwickelt sich oft mit der Zeit. Meine Masterarbeit habe ich über die Akzeptanz von E-Learning, also Lernen mit elektronischen Medien, geschrieben. Da habe ich selbst einen Kurs gegeben und schaute, wie E-Learning im Vergleich zur klassischen Lehre bei den Studierenden ankommt. Und dann dachte ich mir: Vielleicht kann ich in dem Bereich auch promovieren. Glücklicherweise kooperiert die Hochschule mit der Universität Siegen, die in der Forschung viel stärker aufgestellt ist. Dann habe ich einfach mal angefangen und durch Gespräche mit Professoren und Kollegen kamen wir auf das Thema Mobilität. Ich las mich ein, recherchierte, was es da schon für Arbeiten gibt und was da noch fehlt. Als ich dann eine interessante Fragestellung gefunden hatte, die noch keiner so recht beantwortet hatte, legte ich richtig los. Möglicherweise stelle ich in einem Jahr fest, dass ich  nicht weiterkomme, dann muss ich das Thema vielleicht etwas abwandeln. Eine Promotion lässt sich nicht einfach so planen, die Themenauswahl ist immer mit Risiken behaftet.

 

Welche Erfahrungen haben Sie aus dem Studium mitgenommen und können sie an andere Studierende weitergeben?

Mir fiel damals auf, dass viele nicht richtig lernen. In meinen Augen ist Effizienz enorm wichtig, also zielgerichtet die Dinge zu lernen, die auch von einem verlangt werden. Nur auswendig lernen hilft nicht, man muss auch Aufgaben lösen können. Und man sollte rechtzeitig anfangen zu lernen, am besten in Gruppen, so dass man das Gelernte auch anderen erklären kann. So merkt man es sich nämlich selbst am besten. Meine persönliche Erfahrung ist zudem: Man sollte sich nicht zu sehr auf das reine Studium versteifen, soziales Engagement etwa in den Hochschulgremien ist auch sehr wichtig – und wird auch oft von Arbeitgebern gewünscht. Allein schon durch den Informationsaustausch in solchen Gremien oder sonstigen Organisationen erfährt man viele Sachen, die man sonst nicht mitbekommt. Soziales Engagement stärkt das Profil und prägt eine Person. Denn man muss bedenken: Als Absolvent ist man nachher einer von vielen. Das Engagement oder sonstige Qualifikationen nebenher sind es dann, die den Unterschied ausmachen. So sticht man aus der Masse heraus.

 

Text: Sonja Niakooee

Sonja Niakooee studiert an unserer Hochschule Technikjournalismus. Sie verfasste dieses Porträt im Rahmen eines Wahlkurses (Porträtschreiben am Beispiel von H-BRS-Alumni) im Wintersemenster 2015/2016.